Im Pflegebereich mangelt es an Arbeitskräften. In Baden hat am Montag die von Bundesrätin Doris Leuthard einberufene 5. Lehrstellenkonferenz beschlossen, mit konkreten Massnahmen für mehr Nachwuchs in den Gesundheits- und Sozialberufen zu sorgen. Vertreterinnen und Vertreter der Kantone und der Organisationen der Arbeitswelt befürworten zudem die Entwicklung eines Berufseinstiegsbarometers, mit dem der Arbeitsmarkt für junge Erwachsene nach Ausbildungsabschluss analysiert werden kann. Im Bereich Gesundheit und Soziales sind 488'000 Personen beschäftigt. Der Wirtschaftsabschwung spielt in diesem Bereich eine untergeordnete Rolle: Wegen des demografischen Wandels wird die Nachfrage nach Personal in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Bis 2020 wird ein zusätzlicher Personalbedarf von mindestens 25'000 in den Gesundheitsberufen prognostiziert. Heute ist rund ein Drittel der Mitarbeitenden in den Spitälern ausländischer Nationalität (Studie: Observatoire suisse de la santé, 2009). Mit vier konkreten Massnahmen will die Lehrstellenkonferenz dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen begegnen: Erstens sollen die Kantone Basel-Land und Bern im Jahr 2011 Pilotprojekte für eine Attestausbildung im Gesundheits- und Sozialbereich lancieren; der Kanton Aargau prüft den Start eines Pilotversuches bereits 2010. Damit will man Erfahrungen im Hinblick auf die gesamtschweizerische Einführung der zweijährigen beruflichen Grundbildung sammeln. Zweitens sollen mit einer Informationsoffensive Jugendliche für die Ausbildungen im Gesundheitsbereich interessiert und sensibilisiert werden. Drittens wird der Gesundheitsbereich aufgefordert, mit Unterstützung des Bundes Lehrstellenförderer anzustellen, die neue Lehrstellen akquirieren, auch soll die Anschubfinanzierung von Lehrbetriebsverbünden gezielt ausgebaut werden. Viertens soll das Angebot für QuereinsteigerInnen verbessert werden. Kantonale Initiativen in diesem Bereich werden intensiviert und ausgebaut. Anders als im Gesundheits- und Sozialbereich ist aber angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung auch 2010 mit steigenden Arbeitslosenzahlen zu rechnen. Betroffen sind besonders Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger, die vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt stehen. In Ergänzung zu den bereits beschlossenen konjunkturellen Stabilisierungsmassnahmen hat die diesjährige Lehrstellenkonferenz die Entwicklung eines Berufseinstiegsbarometers befürwortet. Dieses längerfristig ausgerichtete Instrument überwacht die Veränderungen im Angebot und in der Nachfrage der ersten Arbeitsstellen nach der Ausbildung. Um den Lehrstellenmarkt auch 2010 stabil zu halten, wurde an der Lehrstellenkonferenz festgehalten, dass man die bestehenden Massnahmen weiterverfolgt und bei Bedarf intensiviert. Sorge bereitet weiterhin die Situation der Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger. Die Teilnehmenden der Lehrstellenkonferenz appellieren an die Betriebe, junge Berufsleute nach Möglichkeit nach ihrer beruflichen Grundbildung weiterzubeschäftigen. Lehrstellenbarometer bleibt stabil Das Lehrstellenbarometer, welches das LINK-Institut seit 1997 im Auftrag des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT) erhebt, bestätigt, dass die Situation auf dem Lehrstellenmarkt trotz des wirtschaftlichen Abschwungs stabil geblieben ist. Die an der Lehrstellenkonferenz in Baden veröffentlichten Zahlen belegen: Das gemeinsame Engagement von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt hat Früchte getragen. Per August 2009 vergaben die Unternehmen 82'000 Lehrstellen (2008: 83'000). Analog zum Vorjahr waren am Stichtag 31. August 2009 noch 5'000 Ausbildungsplätze offen, wobei die Betriebe hoffen, noch 1'500 davon besetzen zu können. Das gesamte Angebot hat sich mit 87'000 Lehrstellen im Vergleich zum Vorjahr (2008: 88'000) nur geringfügig reduziert. Dieser leichte Rückgang fällt umso weniger ins Gewicht, als eine etwas schwächere Nachfrage nach beruflichen Grundbildungen zu verzeichnen ist. Dies dürfte auf den demographischen Rückgang bei den Schulabgängerinnen und Schulabgängern zurückzuführen sein. Von den 147'000 Jugendlichen, die im April 2009 vor der Ausbildungswahl standen, sind rund 75'000 in eine berufliche Grundbildung eingetreten. Die Mehrheit gibt an, eine zumindest vorübergehende Lösung gefunden zu haben. 6 Prozent bezeichnen sich als arbeitslos bzw. ohne Beschäftigung. Dies sind hochgerechnet rund 9'000 Personen (2008: 7'000). Durch die Intensivierung bewährter Massnahmen wie Lehrstellenförderung, Coaching und Mentoring sowie Case Management Berufsbildung konnte der negative Einfluss des wirtschaftlichen Abschwungs auf das Lehrstellenangebot aufgefangen werden. Entscheidend ist dabei die aktive Rolle der Wirtschaft, die trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation insgesamt keine Lehrstellen aufgrund kurzfristiger Rentabilitätsüberlegungen gestrichen hat.
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