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Edelkastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus)
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Die Edelkastaniengallwespe breitet sich aus
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Die im Mai 2009 erstmals im Kanton Tessin beobachtete Edelkastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) hat ihr Befallsgebiet deutlich vergrössert.
Wie der neue Forstschutzüberblick der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL zeigt, ist die Wespe vom Südtessin unterdessen bis in den Raum Biasca und ins Verzascatal vorgedrungen. Auch im Misox (GR), im Chablais und in der Deutschschweiz wurden erstmals Gallen entdeckt.
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"Bald wird die Edelkastaniengallwespe in der ganzen Südschweiz vorkommen", sagt Beat Forster vom Beratungsdienst Waldschutz Schweiz der WSL, der auch im Misox und im Bergell von befallenen Edelkastanienbäumen weiss. Unterdessen hat die Gallwespe im Chablais von Frankreich her kommend die Kantone Wallis und Waadt erreicht und breitet sich im unteren Rhonetal rasch aus. Auch ein 2010 am Zugersee entdeckter Befall liess sich bisher nicht vollständig beseitigen, so dass 2011 erneut Edelkastanien Gallen aufwiesen. Neu tauchten auch in zwei Baumschulen in den Kantonen Bern und Aargau befallene Jungbäume auf (Grafik 1). Ob sich im Mittelland eine Ausbreitung wirklich verhindern lässt oder ob sich die Gallwespe auch bei geringer Kastaniendichte etablieren kann, ist noch ungewiss.
Gallwespe vermindert Blattdichte und Fruchtproduktion
Die Edelkastaniengallwespe ist ein Quarantäneorganismus (A2), also ein Pflanzenschädling, der bis vor kurzem nicht vorhanden war und offiziell bekämpft wird. Das zierliche Insekt stammt ursprünglich aus China und wurde weltweit verschleppt. Besiedelt werden ausschliesslich Edelkastanien. Aus Befallsgebieten dürfen keine Kastanienpflanzen und Pfropfreiser exportiert werden. Dies schränkt neben der Fruchtproduktion auch Veredelungen und die Neubegründung von Edelkastanienselven stark ein. Ein Neubefall muss dem kantonalen Pflanzenschutzdienst gemeldet werden.
Im Sottoceneri wurde 2011 ein gebietsweise sehr starker Gallwespen-Befall beobachtet). Dies führte zu deutlichem Blattverlust und nachlassender Fruchtproduktion. Über mehrere Jahre stark befallene Kastanien bilden zwar oft Ersatztriebe, durch verlassene Gallen dringt jedoch häufig auch der Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) in die Zweige ein. Diese können absterben, die Bäume sind zusätzlich geschwächt.
Entlang eines Süd-Nord-Transekts im Tessin erhebt Waldschutz Schweiz zusammen mit Experten der Sanasilva-Inventur jeden Sommer an vier Standorten die Befallssituation. Eine Beobachtungseinheit umfasst je eine Kastanienselve mit rund 30 Einzelbäumen. An jeder Kastanie schätzen die WSL-Experten die Kronenverlichtung und gegebenenfalls deren mögliche Ursachen. Zudem schätzen die WSL-Experten den Anteil der Knospen, aus denen im jeweiligen Jahr Gallen entstanden. Die südlichste Selve bei Stabio ist mindestens seit 2009 befallen. 2011 bildeten Bäume, die bereits im Vorjahr stark betroffen waren, so genannte Ersatztriebe. An den Bäumen in der zweiten Selve bei Robasacco waren 2011 erst wenige Gallen vorhanden, die zwei nördlichsten Standorte bei Biasca und Calonico waren noch befallsfrei).
Die Bekämpfung der Edelkastaniengallwespe ist schwierig. Sind grosse Bäume in kastanienreichen Gebieten befallen, lässt sich die weitere Ausbreitung nicht mehr verhindern. Lediglich zu Beginn eines Befalls können Gallen an Jungbäumen in Baumschulen und anderen kleinen Befallsherden im Frühling herausgeschnitten und vernichtet werden.
Am WSL-Standort Bellinzona haben vor kurzem verschiedene Forschungsaktivitäten zur Ökologie, Verbreitung und Bekämpfung der Edelkastaniengallwespe begonnen. Die Forschenden stehen in engem Kontakt mit dem Amt für Wald in Bellinzona und der landwirtschaftlichen Forschung.
Quelle: Text WSL Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 2012 |
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