Stetig steigendes Schadenpotenzial 2005 entging die Stadt Zürich nur knapp grossen Hochwasserschäden. Die Schadensumme im Kanton Bern allein belief sich auf über 800 Millionen Franken; im Kanton Zürich betrug sie 15 Millionen Franken. Wäre das Niederschlagszentrum 2005 statt im Berner Oberland über dem Sihl-Einzugsgebiet gelegen, dann hätte die Sihl grosse Teile der Stadt Zürich überschwemmt. Dadurch wären Menschen gefährdet und immense materielle Schäden verursacht worden. Auch deshalb, weil das Schadenpotenzial in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen ist. Seit dem Hochwasser von 1910 ist in der Stadt Zürich viel gebaut worden. Und weil hohe Sachwerte und die Infrastruktur oftmals im Untergrund liegen, ist selbst bei einer geringen Wassertiefe an der Oberfläche mit einem Schaden von mehreren Milliarden Franken zu rechnen. Hinzu kämen volkswirtschaftliche Kosten durch Betriebsstörungen und -unterbrüche und den Ausfall oder die Zerstörung der Infrastruktur (Verkehr, Energie, Telekommunikation usw.). Diese Folgekosten lassen sich kaum beziffern; sie würden aber die materiellen Schäden bei Weitem übersteigen. Gefahrenkarten zeigen Handlungsbedarf auf Der Kanton Zürich ist für die Erarbeitung der Gefahrenkarten und für den Hochwasserschutz an grösseren Gewässern verantwortlich. Bis Ende 2011 wird die Baudirektion den grössten Teil der bewohnten Fläche kartiert haben. Aufgrund der Gefahrenkarte sind Kantone und Gemeinden gesetzlich verpflichtet, geeignete Massnahmen in der Raumplanung, beim Gewässerunterhalt, im baulichen Hochwasserschutz und für die Notfallplanung zu treffen. Im Einzugsgebiet von Zürichsee, Sihl und Limmat ist das Schadenpotenzial im Hochwasserfall in der Stadt Zürich weitaus am höchsten. Weitere hochwassergefährdete Gebiete mit hohem Schadenpotenzial liegen an der Sihl zwischen Langnau a.A. und Zürich und an der Limmat bis und mit Dietikon. Ein besserer Hochwasserschutz und eine Verminderung des Schadenpotenzials können nur erreicht werden, wenn die aus den Gefahrenkarten gewonnenen Erkenntnisse konsequent umgesetzt werden. Ein Hauptziel des Hochwassermanagements im Kanton Zürich ist die Schadenverminderung mit aufeinander abgestimmten organisatorischen und baulichen Massnahmen. Bessere Hochwasserprognosen und aktive Seenregulierung Der Kanton Zürich hat die Hochwasserereignisse 2005 analysiert und erste Massnahmen umgesetzt, die insbesondere der Stadt Zürich zugute kommen: - Erhöhung Durchflusskapazität beim Hauptbahnhof Zürich: Damit die Hochwassersicherheit erhalten bleibt, wurde mit dem Bau der neuen Durchmesserlinie 2007 die Sihl ausgebaggert. - Hochwasserprognosen: Dank der neuen Abfluss-Prognoseplattform des Bundeamtes für Umwelt (BAFU) kann der Kanton Zürich seit 2007 grosse Gewässer wie Reuss, Thur, Limmat, Sihl, Töss und Glatt besser überwachen. - Hochwasserfachstelle: Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) beurteilt aufgrund von Messdaten und Prognosen täglich die Hochwasserlage und kann frühzeitig die Kantonspolizei informieren, die für die Warnung der Bevölkerung und der Notfallorganisationen zuständig ist. - Aktive Regulierung der Speicher- und Stauseen: Der Kanton Zürich hat 2008 ein Vorhersagesystem für die örtlichen Abflussmengen eingerichtet. Dadurch können die Pegel von Sihlsee und Zürichsee vorsorglich und koordiniert abgesenkt werden: Die beiden Seen dienen während starken Niederschlägen als Rückhaltebecken. Optimierung des Hochwasserschutzes Der Kanton Zürich hat 2007 nach verschiedenen Grundlagenstudien das Projekt Hochwasserschutz Zürich initiiert, um den Handlungsbedarf für weitere Schutzmassnahmen zu verifizieren. Im Projekt sind nebst dem Kanton der Bund, die Stadt Zürich, SBB, SZU sowie die Gebäudeversicherung vertreten. Ziel ist aufzuzeigen, welcher Sicherheitsgrad mit welchen Massnahmen zu welchen Kosten möglich, sinnvoll und finanzierbar wäre. Dafür laufen folgende Projekte: - Risikoanalyse/Erhebung Schadenpotenzial: Stadt Zürich und SBB analysieren 2011 die Risiken und klären das Schadenspotenzial ab. - Schutzziele: Kanton, Stadt Zürich und Infrastrukturbetreiber definieren bis 2012 gemeinsam die Schutzziele und die Organisation für die Umsetzung der Hochwasserschutzmassnahmen. - Notfallplanung/-organisation: Ziel ist die weitere Optimierung der Notfallplanung und -organisation in der Stadt Zürich. Abgeklärt wird bis 2012 auch der Bedarf nach mobilen Schutzmassnahmen. - Projektvarianten- und Machbarkeitsstudien: Mit einer breit abgestützten Planung werden bis Anfang 2012 langfristige Lösungsansätze für den verstärkten baulichen Sihl-Hochwasserschutz gesucht. Schwemmholzrückhalt in der Sihl Als erste bauliche Massnahme ist der Bau eines Schwemmholzrechens in der Sihl geplant. Aufgrund der Schwemmholzgefahr hat der Regierungsrat im April 2010 einen Projektierungskredit von 1,3 Millionen Franken genehmigt. Gebaut werden soll der Sihl-Schwemmholzrückhalt bei Langnau am Albis von 2013 bis 2015. Weitere langfristige Schutzmassnahmen werden aufgrund der Ergebnisse der Projektvarianten- und Machbarkeitsstudien geplant. Ab wann die Umsetzung erfolgt, ist noch nicht festgelegt. Vorläufiges Fernziel ist, dass die Stadt Zürich gegen Extremhochwasser und die anderen betroffenen Siedlungsgebiete gegen ein im Schnitt alle 100 Jahre zu erwartendes Hochwasser geschützt sind. Durch geeignete Massnahmen sollen Todesopfer vermieden und Sachschäden minimiert werden. Mit dem Projekt Hochwasserschutz Zürich schafft die Baudirektion die Voraussetzungen für einen optimierten Hochwasserschutz entlang von Sihl und Limmat, insbesondere für die Stadt Zürich.
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