2016: Arbeit der UNMISS Kindersoldaten im Südsudan Gemäss Angaben der «United Nations Mission in South Sudan (UNMISS)» vom Juni 2016 sind im Südsudan rund 16'000 Kindersoldaten innerhalb der Streitkräfte und als Mitglieder von bewaffneten Gruppen aktiv. Das internationale Recht verbietet die Rekrutierung von Jugendlichen unter dem 18. Altersjahr als Soldaten für bewaffnete Konflikte. Die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern unter dem 15. Altersjahr gilt als Kriegsverbrechen. Die UNO schätzt, dass 2016 weltweit rund 168 Millionen Kinder nicht altersgerecht beschäftigt werden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sechs schwerwiegende Verstösse gegen die Kinderrechte in bewaffneten Konflikten identifiziert: - die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflikten Im Jahr 2008 hat die Regierung des Südsudans den «South Sudan Child Act» genehmigt. Im «South Sudan Child Act» wurde das Mindestalter 18 Jahre für die freiwillige Rekrutierung von Jugendlichen in die Streitkräfte und in bewaffnete Gruppen festgelegt. Zusätzlich haben die SPLA und die SPLA/iO einem Aktionsplan der UNO zugestimmt, welche beide Organisation dazu verpflichtet, auf die Rekrutierung von Kindersoldaten zu verzichten sowie Jugendliche unter dem 18. Altersjahr in ihren Reihen zu identifizieren und aus den bewaffneten Verbänden zu entlassen. Die Entlassung der Kindersoldaten ist auch Bestandteil der Friedensvereinbarung. Die Entlassung der Kinder aus den bewaffneten Verbänden und die Wiedereingliederung von Kindersoldaten in die Zivilgesellschaft bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, Bildungseinrichtungen zu besuchen.
UN-Schutzzonen UNMISS schützte im Juni 2016 158'799 Personen in 6 Lagern ( = Protection of Civilians (PoC) sites). Die Zahl der Menschen, welche sich in den Schutzzonen aufhalten, verändert sich von Woche zu Woche. In Bentiu (Unity State) haben im Juni 2016 rund 25'000 Menschen die Lager wieder verlassen. 95'126 Menschen halten sich weiterhin im Lager in Bentiu auf. Die beiden PoCs in Malakal und Melut (Upper Nile State) beherbergten zum selben Zeitpunkt 32'791 Personen, die Camps «UN House PoC I & III» in Central Equatorial 27'959. Die meisten Menschen verliessen die Lager, um in ihrern Heimatregionen die Felder zu bestellen. Einige Flüchtlinge sind auch in den Sudan weitergezogen. Menschen, welche die von der UNMISS geschützten Lager verlassen, tun dies freiwillig. Es müssen zwei Grundvoraussetzungen erfüllt sein, dass es die Menschen wagen, die Lager zu verlassen: - die Menschen müssen die Gewissheit haben, dass die Sicherheit in ihrer Heimatregion gewährleistet ist. Sie müssen sicher sein, dass sie in Ruhe ihr normales Leben wieder aufnehmen und ihre Felder bestellten können. - die Menschen müssen sich in ihrer Heimatregion auf humanitäre Dienstleistungen verlassen können. UNMISS hat ihre Patroullienaktivitäten in der Zeit der Aussaat in der Region in und um die Stadt Bentiu verstärkt. Soldaten der Schutztruppe zeigen ihre Präsenz in der Stadt und unternehmen kürzere und längere Kontrollgänge. Auf den längeren Patroulliengängen sind die Soldaten auch nachts unterwegs und sichern die Seitenstrassen und die Wege vom Lager in die Stadt. UNMISS hat in der Umgebung der Stadt Leer eine temporäre Operationsbasis eingerichtet. Die Soldaten überwachen die Zugangsstrassen von den umliegenden Siedlungen in die Stadt. Die Menschen, welche sich in der Nähe ihrer zerstörten Dörfer niedergelassen haben, fühlen sich nun sicher genug, um in Leer humanitäre Unterstützung zu holen. Menschen, welche in den UN-Schutzzonen Zuflucht suchen, werden registriert. Während des Aufenthalts im Lager müssen sie sich an Regeln halten. So müssen die Schutzsuchenden jeden Tag bis spätestens um 18 Uhr bzw. 20 Uhr wieder in die Schutzzone zurückkehren. Ausserhalb der Schutzzone herrrscht während den Nachtstunden eine Ausgangsperre. Menschen, welche die Schutzzone zum Bestellen ihrer Felder verlassen wollen, werden von der UNMISS oder den dort aktiven Hilfswerken befragt, wohin sie sich begeben wollen. 87% der Menschen, welche in den Schutzzone in Benuit leben, verlassen die Zone, um auf ihren Feldern die Saat auszubringen. Die Befragung ermöglicht es den Hilfswerken, das Saatgut an die richtigen Orte zu liefern. In den UN-Schutzzonen werden die Menschen mit Trinkwasser und Nahrung versorgt. Sie profitieren von sanitären Installationen und bekommen einen Unterkunft. Die UNMISS sieht die Schutzzone aus eine zeitlich befristete Einrichtung. Das Lagermanagement sieht für Schutzsuchende keine institutionaliserten Geschäftstätigkeiten und keine beruflichen Unterstützungsmassnahmen vor. In den Zonen haben sich Formen von temporären Alltagsgeschäften entwickelt. Die UNMISS weiss, dass eine unbekannte Anzahl von Personen ausserhalb der Zone in illegale Geschäfte und in kriminelle Aktivitäten verwickelt ist. Sexuelle Gewalt als Form der Kriegsführung Im Konflikt im Südsudan werden die Menschenrechte in gröbster Weise missachtet. Die Konfliktparteien vergehen sich an der Zivilbevölkerung in einer Art und Weise, welche weltweit zu den schlimmsten Verstössen gegen die Menschenrechte zählt. Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Tötungen und Folterungen gehören in diesem Konfliktgebiet leider zur Tagesordnung. Von den Ereignissen sind Menschen beider Geschlechter, egal ob alt oder jung, betroffen. Die UNMISS verfügt über keine genauen Zahlen über die Opfer dieser menschenverachtenden Aktivitäten der bewaffneten Gruppen. Die UNO und die Hilfswerke haben keinen Zugang zu den am schlimmsten betroffenen Regionen und den Opfer der Verbrechen. Laut UNMISS gibt nur wenige Zeugenaussagen von Opfern. In vielen afrikanischen Volksgruppen gilt es als ein Tabubruch, über sexuelle Gewalt zu sprechen. Die Folgen der sexuellen Gewalt haben Auswirkungen auf die gesamte Volksgruppe. Die Erfahrungen in der Demokratischen Republik Kongo zeigen, dass es 20 Jahre dauern kann, bis die Menschen bereit sind, über ihre furchtbaren Erlebnisse zu berichten. Es braucht für alle Beteiligten viel Geduld und Überzeugungsarbeit, bis in den Volksgemeinschaften die Einsicht reift, dass Ereignisse von sexueller Gewalt und sexuellen Übergriffen an die Öffentlichkeit gebracht werden müssen. UNPOL Die UNPOL bereitet südsudanesische Polizeioffiziere der Joint Integrated Police (JIP) auf ihre Aufgabe vor. Im Juni 2016 haben 19 UNPOL-Offiziere (darunter 5 Frauen) in Zusammenarbeit mit der UNMISS-Menschrechtsabteilung und der UNMISS-Kinderschutzeinheit einen fünftägigen Fortbildungskurs für UNPOL-Offiziere absolviert. Schwerpunktsthemen an diesem Fortbildungskurs waren u.a Menschenrechtsfragen, Kindschutz, sexuelle Gewalt gegen Kinder, Frauen und Männer, Polizeiaufgaben in städtischen und dörflichen Gemeinschaften. Die UNPOL-Kursteilnehmer/innen werden ihr erworbenes Wissen während künftigen Trainingskursen an südsudanesische Polizeioffiziere der Joint Integrated Police (JIP) weitergeben.
Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) verurteilt den schockierenden Angriff auf die UN-Schutzzone in Malakal vom 17. und 18. Februar 2016 von neuem und ruft zum Schutz der Zivilbevölkerung auf. Der Angriff ist ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Brutalität des zweijährigen Konflikts, der von fehlendem Respekt vor dem Leben und der Würde der südsudanesischen Bevölkerung geprägt ist. Zahlreichen faktischen Berichten zufolge, die MSF nach den Kämpfen in der Schutzzone von Malakal erhalten hat, wurde einer der beiden verstorbenen Mitarbeiter von MSF getötet, während er versuchte, Verletzten Hilfe zu leisten. MSF erhielt auch Berichte, die darauf hinweisen, dass weitere Menschen, die versuchten, Flammen zu löschen oder den Verwundeten zu helfen, gezielt angegriffen oder beschossen wurden. Diese brutalen Gewaltakte ereigneten sich vor dem Hintergrund einer seit zwei Jahren anhaltenden Atmosphäre wahlloser Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Südsudan. «Diese unverschämte Gewalt und Terrorisierung von Zivilisten muss aufhören. Wir sind nach dem sinnlosen Tod unserer zwei Kollegen untröstlich », erklärt Raquel Ayora, Leiterin der Einsätze von MSF. «Die Gewalt in der UN-Schutzzone in Malakal zeigt klar auf, dass der Schutz der Zivilbevölkerung und die Leistung humanitärer Hilfe nur erfolgen kann, wenn alle Konfliktparteien ihre Vorgehensweise ändern. Der Überlebenskampf der Zivilbevölkerung in dieser humanitären Krise inmitten von völligem Chaos, wie wir das vor zwei Wochen erlebt haben, darf nicht einfach hingenommen werden. Alle Akteure, in deren Macht es liegt, diesem Chaos ein Ende zu setzen und menschliches Leben zu schützen, müssen handeln.» MSF behandelte über 100 Verletzte nach Angriff vom Februar Während der Kämpfe haben bewaffnete Täter absichtlich und flächendeckend humanitäre Einrichtungen und Unterkünfte von Vertriebenen in der Schutzzone zerstört. Die 47'000 Menschen im Lager haben bereits zwei Jahre voller Gewalt erlebt und mussten in einem überfüllten UNMISS-Lager unter unmenschlichen Bedingungen Zuflucht suchen. Als Folge dieses Angriffs haben viele Menschen nun gar nichts mehr. MSF bestätigte mindestens 19 Todesfälle, darunter zwei südsudanesische Mitarbeiter von MSF. Insgesamt wurden 108 Verletzte im Spital von MSF aufgenommen, davon 46 mit Schussverletzungen. Die gefährdete Bevölkerung wird noch monatelang unter den Folgen leiden und nun vermehrt humanitäre Hilfe benötigen. «Die Menschen sind verängstigt. Alle versammeln sich in jenen Teilen des Lagers, die sie als sicher erachten », sagt Ayora. «Die Notlage und die medizinischen Bedürfnisse werden anwachsen, wenn die Sicherheit und die Lebensumstände im Lager nicht rasch verbessert werden.» Tausende halten sich in Teilen des Lagers auf, die nicht als Unterkunft geeignet sind Derzeit halten sich tausende Menschen in Teilen des Lagers auf, die dafür nicht geeignet sind. Die Bevölkerung hat nur etwa zehn Liter Wasser pro Tag und Person zur Verfügung, es gibt kaum Unterkünfte und nur wenige Sanitäranlagen. Im Spital von MSF behandeln die medizinischen Teams Krankheiten, die auf diese schwierigen Lebensbedingungen zurückzuführen sind – etwa Atemwegserkrankungen, Durchfall und Malaria. Rund 4'500 Menschen, die ursprünglich in dem Lager untergebracht waren, leben jetzt in der Stadt, wo es kaum Zugang zu humanitärer Hilfe gibt. MSF verurteilt die inakzeptable Gewalt und ruft die Konfliktparteien dazu auf, die Zivilbevölkerung bestmöglich zu schützen. Im Spital von MSF in Malakal ist derzeit ein Team aus zwölf internationalen sowie 100 südsudanesischen Mitarbeitern tätig, die dringend benötigte medizinische Hilfe bieten. Im Südsudan betreibt die Hilfsorganisation 17 Hilfsprogramme und leistet Nothilfe für alle Menschen in Not- unabhängig von politischer oder ethnischer Zugehörigkeit. 2015 behandelte MSF mehr als 800'000 Menschen im Südsudan.
Der Machtkampf, welcher durch ethnische Animositäten der im Südsudan angesiedelten Volksgruppen der Nuba, der Dinka und der Nuer genährt wird, geriet im Juli 2016 innerhalb von wenigen Stunden in der Hauptstadt Juba erneut ausser Kontrolle. Am 9. Juli 2016, dem 5. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung, brachen im Umfeld der Residenz des Präsidenten heftige Schusswechsel aus. Zur gleichen Zeit schüttelten sich der südsudanesische Präsident Kiir und sein Kontrahend Machar im Präsidentenpalast vor den Kameras der Weltpresse die Hände. Später war Artilleriefeuer zu hören und Kampfhelikopter kreisten über der Stadt. Vertreter der UNO bezeichneten die Lage als unübersichtlich und bedrohlich. Es war lange Zeit unklar, welche Gruppierungen miteinander kämpften.
Präsident Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an, sein Kontrahent Machar der Volksgruppe der Dok-Nuer. Einzelne Clans dieser beiden Volksgruppe sind untereinander verfeindet. Die Dinkas beanspruchen für sich die Macht im neu gebildeten Staat. Die Dinkas sind zahlenmässig die grösste ethnische Volksgruppe im Südsudan. Ihre Vertreter sind der Ansicht, dass ihre Clanangehörigen die Hauptlast des Befreiungskampfes gegen den nördlichen Nachbarn Suden getragen hätten. Die Volksgruppe der Nuer wehrt sich gegen eine Diktatur der Dinkas. Neben den Machtansprüchen und den ethnischen Animositäten befeuern jedoch auch wirtschaftliche Interessen (Erdöl) den blutigen Konflikt.
Juli 2016 Der seit 2013 wütende Bürgerkrieg im Südsudan hat auch schwere Folgen für die psychische Gesundheit der Menschen. Tausende leiden unter Traumata und schweren psychischen Belastungen. Die wenigsten erhalten psychiatrische Hilfe. Im neuen Bericht: «'Our hearts have gone dark': The mental health impact of South Sudan's conflict» ('In unseren Herzen wurde es dunkel': Der Einfluss des Konfliktes im Südsudan auf die psychische Gesundheit) dokumentiert Amnesty International die Folgen von Tötungen, Vergewaltigungen, Folter und Entführungen auf die Psyche der Überlebenden und der Zeuginnen und Zeugen dieser Verbrechen. «Nachts, wenn ich schlafe, kommen die Toten in meinen Alpträumen zurück. Ich kann nicht mehr essen, ich will nichts annehmen. Ich glaube nicht, dass ich jemals anders fühlen werde». Philipp, ein Überlebender eines Massakers «Tod und Verwundungen sind als Folge des Konflikts und der vorangegangenen Jahrzehnte des Krieges augenfällig. Die psychischen Wunden sind hingegen weniger sichtbar und werden verdrängt«, sagt Muthoni Wanyeki, Leiterin von Amnesty International für Ostafrika, das Horn von Afrika und die Grossen Seen. Als Folge des beinahe kompletten Fehlens einer geeigneten Gesundheitsversorgung treten in vielen Fällen Erkrankungen wie Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) auf. Der Bericht stützt sich auf 161 Interviews mit Opfern von Menschenrechtsverletzungen, sowie Gesprächen mit medizinischem Fachpersonal und Vertretern von Behörden und Uno-Organisationen. Er zeigt das enorme Ausmass der psychischen Folgen des Bürgerkriegs und den Mangel an psychiatrischer Versorgung im Land. Unter den ZeugInnen sind Überlebende des Massakers von Gudele, eines der schlimmsten Verbrechen des Konflikts. Im Dezember 2013 erschossen in dem Viertel der Hauptstadt Juba Sicherheitskräfte der Regierung rund 300 Männer. Malith, ein Überlebender, sagte zu Amnesty: «Manchmal träume ich davon, dass ich zusammen mit den anderen Opfern an dem Tag gestorben bin. Ich erwache schwitzend und zitternd… Ich denke darüber nach, wie ich überlebt habe. Warum sind die anderen gestorben? Ich fühle mich sehr schlecht». Ein anderer Überlebender, Phillip, berichtete Amnesty International, wie er sich zunächst unter den Toten verstecken konnte. Als ihn Soldaten fanden, zwangen sie ihn, menschliches Blut zu trinken und das Fleisch von Leichen zu essen. Er sagte: «Nachts, wenn ich schlafe, kommen die Toten in meinen Alpträumen zurück. Ich kann nicht mehr essen, ich will nichts annehmen. Ich glaube nicht, dass ich jemals anders fühlen werde».
Juli 2016 Amnesty International hat im Juli 2016 den Bericht «WE ARE STILL RUNNING» über Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Humanität in der Provinz Leer (Bundesstaat Unity) im Südsudan veröffentlicht. Leer ist die Heimat des Oppositionsführers Riek Machar. Der Bericht stützt sich auf Nachforschungen, welche Amnesty International im Januar und Februar 2016 in Bundesstaat Unity durchgeführt hat. Der Bericht enthüllt, welche Grausamkeiten die Zivilbevölkerung seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im August 2015 erleiden und erdulden mussten. Im August 2015 haben sich der südsudanesische Präsident Salva Kiir und der Oppositionsführer Riek Machar auf ein Friedensabkommen geeinigt. Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Milizen machten in den Hochburgen der Oppositionskräfte Jagd auf Zivilisten. Die Soldaten töteten Zivilisten, entführten Frauen und vergewaltigten sie. Die Soldateska stahl in der Zeit zwischen August und Dezember 2015 auf ihren «Saubannerzügen» Vieh von den Weiden und fackelte ganze Dörfer ab. Der ganze Südsuden ist weiterhin ein rechtsfreier Raum. Die Kriegsverbrechen und die anderen Vergehen gegen die Menschlichkeit sind die Folge einer bedenklichen Entwicklung, bei der keine staatliche Macht Vergehen gegen das zivile Recht und das humanitäre Völkerrecht verfolgt, untersucht und allenfalls die Verbrechen mit einer Strafe ahndet. Die verantwortlichen Täter von Morden, Vergewaltigungen und Entführungen haben in diesem Land nichts zu befürchten. Amnesty International hat 71 Personen im Südsudan über ihre Erlebnisse befragt. 26 der interviewten Frauen und Mädchen konnten aus der Gefangenschaft fliehen oder wurden daraus befreit. Viele von ihnen mussten während ihrer Gefangenschaft sexuelle und andere körperliche Gewaltanwendungen über sich ergehen lassen. Die Frauen und Mädchen wurden auch entführt, um in den Lagern der Soldaten zu kochen und den "Haushalt" zu führen. Die Gefangenen wurden auch dazu missbraucht, die von den Soldaten in den überfallenen Dörfern erbeutete Waren zu tragen. Frauen, welche zu fliehen versuchten, wurden erschossen. Einige Frauen leben weiterhin in der Gefangenschaft. Die interviewten Frauen haben angegeben, dass die Soldaten Uniformen der Regierungsarmee getragen hätten. Viele der interviewten Personen kannten Männer und Frauen, welche auf der Flucht erschossen wurden. Viele Menschen wurden von den Regierungssoldaten auf der Stelle exekutiert. Die Interviewten beschrieben, wie Kinder und ältere Menschen in ihren Häusern lebend verbrannt wurden. Mädchen und Frauen wurden entführt und anschliessend von mehreren Soldaten vergewaltigt. Die Vergewaltigungen wurden häufig wiederholt. Mädchen und Frauen, welche sich gegen die Vergewaltigung wehrten, wurden unverzüglich erschossen. Nyamile✻ hat den Angriff vom 28 Oktober 2015 auf das Dorf Adok Payam miterlebt. Die Frau erzählt wie sechs Mädchen von den Soldaten gefesselt, vergewaltigt und dann entführt wurden.Sie berichtet, dass eine Frau von sechs Männern vergewaltigt wurde. "Wir haben Kiir gewählt. Warum tötet er uns nun?," frägt sich Nyamile verzweifelt. Nyangun✻ ist eine Frau, welche einen Angriff auf das Dorf Adok Payam im November 2015 miterlebt hat. Nyangun erzählt, dass die Soldaten während der Nacht ins Dorf eingedrungen sind. Nyangun war zusammen mit ihren Kindern und einigen Verwandten in das nahe Sumpfgebiet gerannt. Hinter ihnen wurde ein Händler von hinten erschossen. Maluth✻ ist Vater von drei Kindern, welcher den Angriff auf das Dorf Gondor Payam im November 2015 mitverfolgt hat. Die Familie von Maluth ist während des Angriffs an den Fluss gerannt. Im Fluss haben die Soldaten seinen Bruder getöteten. Seine Schwiegermutter wurde in ihrem Haus erschossen. Anschliessend haben die Soldaten meine Frau und meine Schwester ergriffen. Am Fluss wurden die beiden Frauen missbraucht. Am Schluss haben die Soldaten alle Häuser in Brand gesteckt. Nyewutda✻ ist eine 31 Jahre alte Frau, welche fünf ihrer Freunde bei einem Angriff auf die Insel Toch Reah im September 2015 verloren hat. Als die Regierungssoldaten zum Sturm auf ihr Dorf angesetzt haben, floh die Dorfbevölkerung mit ihren Vieh nach Bul. Dort stand Nyewutda und ihre Begleiter vier volle Tage im Wasser. Daher hat Nyewutda ihre Zehennägel verloren. Ihr Vieh wurde von den Regierungssoldaten weggeführt. Nyamot✻ ist einen ältere Frau, welche den Überfall auf das Dorf Gondor Payam im November 2015 überlebt hat. Der Mann von Nyamot hatte sich im Busch versteckt. Die Soldaten haben ihn aufgespürt und ihn mit mehreren Schüssen in den Kopf, die Brust und den Rücken niedergestreckt. Nyamot blieb unentdeckt. ✻ Die Identität der interviewten Personen wurde verfälscht.
Juli 2016 Im Südsudan sind nach den jüngsten Kämpfen zwischen rivalisierenden politischen Gruppen Tausende Menschen auf der Flucht. Die bereits vorher schwierige humanitäre Lage spitzt sich durch die gewaltsamen Auseinandersetzungen weiter zu. Die Schweiz hat beschlossen, zusätzliche zwei Millionen Franken für die notleidende Bevölkerung einzusetzen. Zivilbevölkerung im Südsudan Die Schweiz ist besorgt über das Los der Zivilbevölkerung im Südsudan, nachdem Anfang Juli 2016 in der Hauptstadt Juba und im restlichen Land schwere Kämpfe ausgebrochen sind. © DEZA Die Schweiz ist besorgt über das Los der Zivilbevölkerung im Südsudan, nachdem Anfang Juli 2016 in der Hauptstadt Juba und im restlichen Land schwere Kämpfe ausgebrochen sind. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) setzt zwei Millionen Franken für die Opfer dieser neuen Gewaltwelle ein. Die Hälfte des Geldes ist für den Gemeinsamen Humanitären Fonds der Vereinten Nationen für den Südsudan bestimmt, den die Schweiz seit 2014 unterstützt. Damit können Aktivitäten in den drei Schwerpunktbereichen der DEZA im Südsudan finanziert werden: Ernährungssicherheit, Wasser und Schutz der Zivilbevölkerung. Die andere Million geht an das Welternährungsprogramm (WFP) und dient der Bekämpfung der Nahrungsunsicherheit, von der über vier Millionen Menschen betroffen sind. Die erneute Eskalation der Gewalt verschärft die ohnehin schon schwere humanitäre Krise im Land. Der Südsudan versinkt in der Armut, nicht zuletzt wegen des seit Dezember 2013 anhaltenden Bürgerkriegs. Die jüngste Nation der Welt gehört zu den Haupteinsatzgebieten der Humanitären Hilfe der Schweiz, deren Budget für 2016 ohne den zusätzlichen Beitrag 18 Millionen Franken beträgt. Der Südsudan ist auch ein Schwerpunktland der Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) des EDA, die die Umsetzung des Friedensabkommens vom August 2015 unterstützt. Die AMS beteiligt sich auch am Versöhnungsprozess und setzt sich für die Stärkung der lokalen Gouvernanz ein. Dabei arbeitet sie eng mit traditionellen Würdenträgern zusammen. Für friedensfördernde Aktivitäten werden jährlich rund eine Million Franken bereitgestellt.
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