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1'000 Jahren Zürcher Geschichte
Wer sucht wonach im Staatsarchiv?
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Online-Zugang zu Dokumenten aus über 1'000 Jahren Zürcher Geschichte

Öffentlich zugänglich war das Staatsarchiv des Kantons Zürich schon immer. Aber so öffentlich wie heute war es noch nie: Nach mehrjährigen Vorarbeiten hat das Staatsarchiv seine Datenbank mit den Archivverzeichnissen nun ins Internet gestellt. Wer Originale sehen will, muss zwar immer noch nach Zürich reisen, aber stöbern im reichen Fundus kann man nun auch am Computer zu Hause. Neben den Verzeichnissen seiner Bestände stellt das Staatsarchiv auch besonders wichtige Dokumente wie Regierungsratsprotokolle oder die historischen Karten ins Netz.

Seit bald 175 Jahren macht der Kanton Zürich die eigenen Akten und diejenigen seiner Rechtsvorgänger im Staatsarchiv öffentlich zugänglich. Früher im Fraumünster, im Obmannamt, im Predigerchor, und seit 1982 im Irchelpark. Besuchern wurden bisher die Verzeichnisse der frei zugänglichen Akten vorgelegt. Wer auf diese Weise ein Original fand, das er sich anschauen wollte, konnte es sich in den Lesesaal bestellen.

Neu sind Recherchen nach Akten des Staatsarchivs über eine Online-Datenbank möglich. Die Öffentlichkeit kann sich nun also bequem von zuhause aus darüber ins Bild setzen, welche Unterlagen sich im Staatsarchiv befinden.

Kantonsratsprotokolle und Regierungsratsbeschlüsse online

Bestimmte Aktenserien sind für die Geschichte des Kantons Zürich von zentraler Bedeutung. Dazu gehören die Protokolle des Kantonsrats und die Beschlüsse der Regierung. Beide Serien gibt es seit 1803. Nur: Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Bücher von den Staatsschreibern und ihren Gehilfen von Hand geschrieben - und zwar in alter deutscher Schrift. Faktisch können die Bände heute also nur noch von wenigen Spezialisten gelesen werden.

Wer also in Zukunft zum Beispiel die Begriffe «Wasserversorgung» und «Sternenberg» in die Suchmaske des Staatsarchivs eintippt, findet nicht nur alle Verzeichniseinträge, die diese Begriffe enthalten, sondern gleich auch noch die Regierungsratsbeschlüsse, in denen die beiden Wörter vorkommen. Das Staatsarchiv ist überzeugt, dass es mit diesem Angebot seinen Auftrag, ein «öffentliches» Archiv zu sein, noch besser erfüllen kann als bisher.

Farbige Prachtstücke: historische Karten und Pläne

Neben den zentralen Aktenserien verwahrt das Staatsarchiv auch Schätze, die nur schon zum Anschauen eine wahre Freude sind. Prächtige Urkunden gehören dazu oder sorgfältig gestaltete Güterverzeichnisse. Zu den schönsten und informativsten Unterlagen gehören aber auf jeden Fall die historischen Karten und Pläne. Rund 25'000 historische Pläne aus den letzten 400 Jahren umfasst die Sammlung des Staatsarchivs. Diese Sammlung wird zurzeit neu erschlossen, restauriert, verfilmt und digitalisiert. Die digitalen Bilder können ebenfalls über die neue Website des Staatsarchivs angeschaut werden. Häuser, Flüsse, Strassen, Grundstücke - dann, wenn etwas gebaut, verändert, rechtlich festgeschrieben wurde, war oft ein Plan das beste Hilfsmittel, um die nötigen Informationen festzuhalten. Und heute liefern die empfindlichen, grossen Stücke Informationen über alte Ortsbilder, abgebrochene Bauten, frühere Besitzverhältnisse oder den Verlauf längst korrigierter Bäche.

Oder auch über das, was gar nie realisiert wurde: Wie sollte das Schweizerische Bundesgebäude in Zürich aussehen, für das Ferdinand Stadler 1848 einen Projektvorschlag machte, inklusive aquarellierte Idylle mit Trachtenfrau und -kind und Blick gegen See und Alpen? - Die Pläne im Staatsarchiv zeigen es.

Seit neustem sind Bilder wie dieses online beim Staatsarchiv einsehbar:

Man muss kein Wissenschaftler sein, um im Staatsarchiv auf Interessantes zu stossen. Zum Beispiel darauf, dass es 1848 ein Projekt gab für ein Bundeshaus in der Nähe des heutigen Bürkliplatzes gab. Oder wie es 1799 um das Schulwesen im helvetischen Distrikt Bülach stand.

Ein Blick ins Archiv zeigt auch, wie die Herren aus der Stadt im 16. Jahrhundert mit den Untertanen in der Herrschaft Greifensee umgesprungen sind.

Wer weiss schon, wie das Staatssiegel, mit dem Zürich im 14. Jahrhundert seine Urkunden gesiegelt hat, genau aussieht? Oder die hochmittelalterlichen Zürcher Kaiser-, Königs- und Papsturkunden?

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Wer sucht wonach im Staatsarchiv?

Gut 1200 Kundinnen und Kunden besuchten 2009 das Staatsarchiv. Dabei bestellten sie über 11'000 so genannte Archiveinheiten, also Schachteln oder Bände. Rund die Hälfte der Kundschaft befasste sich beruflich mit Geschichte, die andere Hälfte ging in der Freizeit einer bestimmten Fragestellung nach. Alle diese Leute werden im Staatsarchiv von Spezialistinnen und Spezialisten betreut. Sie unterstützen die Leute dabei, ihre Fragen so zuzuspitzen, dass sich eine Verbindung zu Akten herstellen lässt, die dann in den Lesesaal bestellt und dort konsultiert werden können.

Die Vielfalt der Anliegen ist gross: Studierende schreiben Seminar- oder Abschlussarbeiten zu Themen, die aktuell an der Universität erforscht werden. Professionelle Historikrinnen und Historiker verfassen wissenschaftliche Arbeiten, Biografien, Ortsgeschichten oder Artikel für das Historische Lexikon der Schweiz HLS. Journalistinnen und Journalisten recherchieren den Hintergrund zu einem aktuellen Thema. Hobby-Historikerinnen und Hobby-Historiker betreiben Flurnamen-, Häuser oder Familienforschung.

Und neben der Kundschaft, die sich vor Ort einfindet, gehen pro Jahr gegen 1000 Anfragen aus aller Welt ein, die schriftlich beantwortet werden. Viele dieser Anfragen stammen aus Übersee und von Leuten, die auf der Suche nach Spuren ihrer einstmals ausgewanderten Vorfahren sind.

Das Staatsarchiv steht allen Interessierten offen, und zwar von Dienstag bis Freitag von 7.45 Uhr bis 17.15 Uhr und am Samstag von 7.45 Uhr bis 11.45 Uhr. Weitere Informationen finden Sie unter 044 635 69 10 oder auf www.staatsarchiv.zh.ch.

Quellen online - die Zukunft hat begonnen

Der gesetzliche Auftrag des Staatsarchivs besteht darin, der Öffentlichkeit die Akten des Staats Zürich und seiner Rechtsvorgänger zugänglich zu machen. Diese Akten auch ins Internet zu stellen - dafür gibt es keinen gesetzlichen Auftrag. Umgekehrt gilt: Wer heute im Internet nicht präsent ist, wird übersehen oder gerät in Vergessenheit. Für die Öffentlichkeit ist es heute normal, dass Informationen über das Netz greifbar sind. Dieser Realität kann und will sich auch das Staatsarchiv nicht verschliessen. Deshalb hat es 2009 eine eigene Abteilung Editionsprojekte geschaffen. Sie ist vollständig mit Drittmitteln finanziert und hat den Auftrag, zentrale Quellen so aufzubereiten, dass sie online gestellt werden können und so für eine breite Öffentlichkeit nutzbar werden.

Das grösste Projekt der Abteilung ist die Transkription und Digitalisierung der Kantonsratsprotokolle und Regierungsratsbeschlüsse seit 1803. Rund 200'000 Protokollseiten werden von Teilzeitkräften, hauptsächlich von Geschichtsstudierenden, in Text-Dokumente übertragen und zusammen mit dem Bild des Originaltexts ins Netz gestellt. Das Projekt wird mit Mitteln des Lotteriefonds finanziert und dauert bis ca. 2016.

Für die Publikationsreihe «Kunstdenkmäler des Kantons Zürich» wird gegenwärtig der Band zur Stadt Zürich bis in frühe 19. Jahrhundert fertig gestellt. 2010 bis 2015 wird der letzte Stadtzürcher Band geschrieben; darin wird die Agglomeration dargestellt, wie sie von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in rasantem Tempo entstanden ist.

Mit Mitteln aus einem Legat bereitet das Staatsarchiv eine Datenbank über die Eheschliessungen im Kanton Zürich von 1525 bis 1800 so auf, dass sie ebenfalls via Internet nutzbar wird.

Schliesslich wird zurzeit eine zentrale Zürcher Rechtsquelle, der so genannte Richtebrief, für die Edition im Rahmen der Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen vorbereitet. Ob daraus mit Mitteln des Lotteriefonds ab 2010 ein Projekt «Rechtsquellen-Edition Zürich»werden kann, entscheidet der Kantonsrat in den nächsten Monaten.

Der Regierungsratsbeschluss Nr. 246 vom 1. April 1831 im Originaltext ...

... und als Transkript.

[p. 3] Da sich die sämmtlichen Mitglieder der hohen Versammlung zu den heutigen beyden Sitzungen vorerst nur in der einfachen schwarzen Kleidung eingefunden, so wurde hingegen in einstweiliger Ermanglung reglementarischer Bestimmungen über die Annahme oder Nichtannahme einer amtlichen Kleidungsauszeichnung, auf gefallene Anzeige, daß das Obergericht // [p. 4] mit Degen und dreyeckigtem Hute in den Sitzungen erscheinen, und das nähmliche wahrscheinlich auch bey untern Tribunalien ferner geschehen werde, in Rücksicht, daß eine gewiße Übereinstimmung der obern Behörden in dieser Beziehung schicklich und angemeßen seyn dürfte, gutgefunden, in den künftigen Sitzungen mit der gleichen (bisher auch im Kleinen Rathe üblich gewesenen) Amtskleidung zu erscheinen.

[Transkript: mld/10.07.2009] .

Zwar nicht weltbewegend, aber doch interessant, dass sich die Regierung auf-grund eines Hinweises genötigt sah, zukünftig wieder mit Dreispitz und Degen zur Sitzung zu erscheinen - und nicht nur in einfachem Schwarz. - Alle Kantonsratsprotokolle und Regierungsratsbeschlüsse des Kantons Zürich stellt das Staatsarchiv sukzessive online, so dass sie von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden können.

Eine Suche auf der neuen Online-Datenbank des Staatsarchivs Zürich nach den Begriffen «Bundesgebäude« und «1848» ergibt neun Treffer. Alle beziehen sich auf die Karten- und Plansammlung, die gegenwärtig erschlossen, konserviert und digitalisiert wird.

PLAN D 229.9 als Treffer in der Detailansicht. Das idyllische Aquarell von Jakob Suter zeigt ein Stück unbebautes Zürich: Ferdinand Stadler machte 1848 einen Projektvorschlag für ein Bundesgebäude im Baugarten, also in der Gegend des heutigen Bürkliplatzes. Das Aquarell hatte die gleiche Funktion wie eine Computer-Animation in einem heutigen Wettbewerb - und war offensichtlich, bei aller Schönheit, doch nicht beeindruckend genug, um das Bundeshaus nach Zürich zu holen.

Quelle: Text Direktion der Justiz und des Innern, Kanton Zürich, Januar 2010

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