Das Leben in den laotischen Bergen ist hart. Die Böden sind schnell ausgelaugt, die Ernteerträge gering. Die Hälfte der Kinder leidet an Unterernährung, die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. CCL, eine Partnerorganisation des Fastenopfers, entwickelt mit jedem Dorf einen eigenen Entwicklungsplan. Jetzt sind die Mahlzeiten reichhaltiger und die Bauernfamilien erhalten Zugang zum Markt.
Das Projektgebiet von CCL umfasst rund 10'000 Menschen, verstreut über 36 Dörfer. Sie sind stark in ihrer Kultur verwurzelt, sprechen ihre eigene Sprache und tragen traditionelle Kleider. Die Menschen lebten bislang vom Brandrodungsfeldbau. Dabei wird ein Stück Wald gerodet und abgebrannt, um darauf ein Jahr lang Reis anzupflanzen. Danach liegen die Felder während sechs bis zehn Jahren brach, damit sich die Böden erholen können. Mit der Zunahme von exportorientierten Kautschukplantagen wurden die Böden schneller ausgelaugt. Der Speisezettel der Familien wurde dünner und dünner. Eine Studie zeigt, dass 57% der Kinder unter fünf Jahren im Wachstum gehemmt, 40% untergewichtig und 16% abgemagert waren. Ebenso erschreckend waren die Ergebnisse über die Gesundheit der Frauen, denen es an Eisen, Jod, Vitamin A und B mangelt. Regierung fördert Umsiedlung Die Regierung schlug vor, Dörfer in die Nähe der Strassen umzusiedeln, wo Spitäler, Schulen und Märkte leichter erreichbar sind. Dort gibt es aber kaum frei verfügbares Land. Der Ansatz von CCL ist ein anderer: In Rücksprache mit den lokalen Behörden hat Vongkhamsone mit den Frauen und Männern in den Dörfern die aktuelle Situation analysiert und diskutiert, wie sie diese selber verbessern könnten. Daraus entstand eine Karte der lokalen Ressourcen – wo führen die Wege durch, wo gibt es Wasser, wo ist der Wald noch intakt? Unter Anleitung von Vongkhamsone und dem Projektteam legten die Dörfer dann eigene Entwicklungspläne fest. Bald wurde klar: Wenn die Menschen weiterhin in ihren Dörfern bleiben wollen, brauchen sie bessere Fusswege, eine einfache Bewässerung für die Reisfelder, sauberes Trinkwasser und einen reichhaltigeren Speisezettel. Gemüse, Früchte, Bienen Zunächst war Vongkhamsone verantwortlich für diesen letzten Aspekt des Projekts. Gemeinsam legte die Dorfbevölkerung Gemüse- und Obstgärten an. Darin gedeihen Kohl, Mais, Bohnen und Knoblauch, Zitronen, Orangen und Litschis. Fische aus dem eigenen Teich und Schweine tragen wertvolles Eiweiss zum ausgewogenen Speisezettel bei. Im Schatten der grossen Bäume wird Kardamom und Tee gepflanzt. Diese können zu guten Preisen an chinesische Händler verkauft werden. Für CCL stehen dabei stets die Prioritäten der Bevölkerung im Vordergrund. Denn von aussen aufgezwungene Aktivitäten sind nicht von Erfolg gekrönt. Verbesserte Gesundheit Zusätzlich führt CCL in allen Dörfern Informationskampagnen zu Ernährung, Gesundheit und Hygiene durch. Mit Unterstützung des Fastenopfers bildet die Organisation Geburtshelferinnen aus. Der Bau einer Trinkwasserversorgung und von Latrinen sollen der Verbreitung von Infektionen vorbeugen. CCL ermöglicht auch gegenseitige Besuche in den Dörfern. Dadurch können die Menschen von den Erfahrungen der anderen Dorfgruppen lernen. Viele Männer und Frauen verlassen dabei ihren Distrikt zum ersten Mal. Weil die Qualität ihrer Arbeit ausgezeichnet ist, wurde Vongkhamsone bei CCL in der Zwischenzeit in das Projektteam befördert. Heute ist die 24jährige verantwortlich für alle Aktivitäten in den Dörfern. "Wir müssen nicht mehr wegziehen" Bauer Li Ta Siang vom Volk der Yao ist beeindruckt von den Veränderungen, die Vongkhamsone und CCL in sein Dorf Houay Gnoum gebracht haben: "Früher musste das ganze Dorf umziehen, sobald die Böden erschöpft waren. Jetzt haben wir unsere eigenen bewässerten Reisfelder. Wir werden in Zukunft genügend Reis zu essen haben und müssen sicher nicht mehr wegziehen." Auf den bisherigen Erfolgen mag sich Vongkhamsone nicht ausruhen. Weiterhin ist sie täglich in den Bergdörfern unterwegs. Ihre nächste Herausforderung: Sie will Englisch lernen: "So erhalte ich Zugriff auf mehr Informationen und ich kann mich einfacher mit Menschen aus anderen Ländern austauschen." Im Hinterkopf hat sie dabei die Lebensbedingungen der Völker der Yao, Kheu und Akha. Denn noch immer gibt es abgelegene Dörfer, in denen Menschen Hunger leiden.
Über Fastenopfer Fastenopfer engagiert sich mit 425 Projekten in 16 Ländern für Menschen, die unter Hunger und Armut leiden. Sie sollen ein Leben in Würde führen. Im Vordergrund stehen dabei der Aufbau und die Stärkung von Gemeinschaften. Nebst der Projektarbeit vor Ort setzt sich Fastenopfer in der Schweiz und weltweit für gerechte Strukturen in Wirtschaft und Politik ein.
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