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Schweizer Landwirtschaft |
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2010: Einkommensrückgang der Schweizer Landwirtschaft gebremst - Trend Oktober 2010 |
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Gemäss ersten Schätzungen ist das Einkommen des Schweizer Landwirtschaftssektors im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent gesunken. 2009 war ein Einkommenseinbruch von 7,7 Prozent verzeichnet worden. Hauptursache für das diesjährige Ergebnis sind weniger gute Ernten, die Senkung des Milchpreises und die Übersättigung des Schweinemarktes. Die Abnahme des Entgelts pro beschäftigte Person wird auf 1,1 Prozent geschätzt, da der Rückgang der Anzahl in der Schweizer Landwirtschaft beschäftigter Personen weiter anhält. Soweit einige Ergebnisse der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung, die das Bundesamt für Statistik (BFS) erarbeitet.
Das Produktionsvolumen bei der pflanzlichen Erzeugung ist im Vergleich mit den guten Ergebnissen von 2009 zurückgegangen, während die Preise der pflanzlichen Erzeugnisse relativ stabil geblieben sind. Bei der tierischen Erzeugung hat das Produktionsvolumen weiter zugenommen und erinnert an das hohe Produktionsniveau der 1990er-Jahre. Der schwierige Absatz der Produkte hatte jedoch eine Preissenkung zur Folge. Der Gesamtproduktionswert wird auf 10,3 Milliarden Franken geschätzt, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 3,3 Prozent (-353 Millionen Franken) bedeutet.
Demgegenüber haben die öffentlichen Beiträge (Direktzahlungen) für den landwirtschaftlichen Sektor um 3,2 Prozent (+90 Millionen Franken) zugenommen und die Produktionskosten konnten um1,6 Prozent (-167 Millionen Franken) reduziert werden. Der Saldo, das heisst das Einkommen des Landwirtschaftssektors, das hauptsächlich die Arbeit und das eingesetzte Kapital der Bauernfamilien entschädigt, wird für das Jahr 2010 auf rund 2,7 Milliarden Franken geschätzt. Dies entspricht einem Einkommensverlust von rund 96 Millionen Franken gegenüber 2009 (-3,4%).
Weniger Einkommen und Beschäftigte
Der Trend zu weniger Betrieben und Beschäftigten in der Schweizer Landwirtschaft dürfte sich 2010 fortsetzen, wenn auch weniger deutlich als 2009. Gemäss ersten Schätzungen wird das landwirtschaftliche Arbeitsvolumen 2010 um rund 1,1 Prozent sinken, im Jahr 2009 betrug dieser Rückgang noch 4,4 Prozent. Das gesamte vom Agrarsektor erzeugte Entgelt für die Arbeitnehmenden und die Selbstständigerwerbenden sinkt um 2,2 Prozent, während das Entgelt pro Arbeitseinheit lediglich um 1,1 Prozent zurückgeht.
Ungleichgewicht auf dem Milch- und dem Schweinemarkt
47 Prozent des Produktionswertes der Landwirtschaft stammen aus der tierischen Produktion und davon beinahe die Hälfte aus der Milchproduktion. Die seit mehr als zwei Jahren beobachteten Turbulenzen auf dem Milchmarkt – mit einer starken Preiserhöhung im Jahr 2008 und dem anschliessenden Preiseinbruch im Jahr 2009 – beeinflussen weiterhin die wirtschaftliche Leistung des gesamten Schweizer Landwirtschaftssektors. Der Absatz der Milch wird durch zwei wichtige Einflussfaktoren erschwert: die Reformen auf dem Schweizer Milchmarkt seit der Abschaffung der Milchkontingentierung im Jahr 2009 sowie die Volatilität der internationalen Märkte, die einerseits durch die Wirtschaftskrise und andererseits durch die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln bedingt ist. Der Rückgang des Milchproduktionswertes gegenüber 2009 wird auf rund 4 Prozent geschätzt, was einem Einnahmeverlust von 84 Millionen Franken entspricht.
Das Angebot an Schlachtschweinen hat im Jahr 2010 stark zugenommen und den bereits angespannten Markt noch weiter übersättigt. Dies hatte einen Preissturz von über 11 Prozent zur Folge und der Produktionswert der Schweinehaltung ist gegenüber dem Vorjahr um rund 6 Prozent (-60 Millionen Franken) eingebrochen.
Ernterückgang im Jahr 2010
Im Jahr 2010 macht die pflanzliche Produktion 44 Prozent des Gesamtproduktionswertes der Schweizer Landwirtschaft aus. Der Wechsel zwischen Trockenperioden und Niederschlägen bot insgesamt keine optimalen Wetterbedingungen, so dass die guten Erträge von 2009 nicht erreicht werden. Insbesondere bei der Produktionsmenge von Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse und Obst werden starke Einbussen erwartet. Die Preise bleiben stabil. Dadurch ergibt sich gegenüber dem Vorjahr eine Abnahme des Produktionswerts der pflanzlichen Erzeugnisse von 4,4 Prozent(-207 Millionen Franken).
Langfristig gesehen haben die Spezialkulturen (insbesondere der Weinbau sowie Obst und Gemüse) in der pflanzlichen Produktion auf Kosten des Ackerbaus (Getreide, Kartoffeln usw.) an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen: Ihr Anteil stieg von weniger als 40 Prozent in der zweiten Hälfte der1980er-Jahre auf heute 55 Prozent. Diese Kulturen schaffen einerseits Arbeitsplätze und reagieren andererseits auf die steigende Nachfrage nach regionalen Produkten.
Die landwirtschaftlichen Dienstleistungen und die Nebentätigkeiten nehmen weiter zu
Die landwirtschaftlichen Dienstleistungen und die sonstigen Nebentätigkeiten, die 2010 auf 651 bzw. 364 Millionen Franken geschätzt werden, machen rund 10 Prozent des Gesamtproduktionswertes aus und verzeichnen damit eine weitere Zunahme. Der seit den 1980er-Jahren erkennbare Aufschwung der landwirtschaftlichen Dienstleistungen ist eine Folge der Spezialisierung und der stärkeren Rationalisierung bei den landwirtschaftlichen Produktionsprozessen, insbesondere bei der Saat und der Ernte. Die nicht trennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten beinhalten einerseits die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf dem Hof und andererseits Tätigkeiten wie die Haltung von Pensionstieren (Pferde) oder die Übernachtungen von Touristen (Schlafen im Stroh). Die Diversifizierung der Einkommensquellen über die typischen landwirtschaftlichen Tätigkeiten hinaus ist eine Realität der Schweizer Landwirtschaft geworden.
Die Senkung der Produktionskosten bestätigt sich
Die Produktionskosten sind im Vergleich mit dem Vorjahr leicht zurückgegangen (-1,6%) und bestätigen den im Jahr 2009 beobachteten Trend. Während die Erdölpreise nach dem Einbruch im Jahr 2009 wieder gestiegen sind, konnten die meisten sonstigen Produktionsmittel von Preissenkungen profitieren. Dazu beigetragen hat der starke Schweizer Franken gegenüber den wichtigsten ausländischen Währungen (Euro und US-Dollar), die Senkung der Hypothekarzinssätze sowie der Preisrückgang bei den landwirtschaftlichen Gebäuden.
Die öffentlichen Beiträge sind ein wichtiger Bestandteil des Einkommens
Die seit über 15 Jahren andauernde schrittweise Öffnung der Agrarmärkte liess die Preise der Landwirtschaftsprodukte vor allem im letzten Jahrzehnt einbrechen. Diesem Preisrückgang haben insbesondere der Strukturwandel (Abnahme der Anzahl Betriebe und Beschäftigte) und die Direktzahlungen entgegengewirkt. Gemäss ersten Schätzungen haben die öffentlichen Beiträge im Jahr 2010 um 3,2 Prozent zugenommen. Diese Beiträge sollen insbesondere die schwierigen Produktionsbedingungen in den Bergen ausgleichen, ökologische Leistungen der Schweizer Bauernbetriebe honorieren und Projekte zur regionalen Entwicklung fördern. Mit rund 2,9 Milliarden Franken machen diese öffentlichen Beiträge 22 Prozent der Gesamtressourcen des Schweizer Agrarsektors aus und sichern einen wichtigen Bestandteil des Landwirtschaftseinkommens.
Organisation und Geltungsbereich der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) |
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Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) wird jährlich vom Bundesamt für Statistik (BFS) in Zusammenarbeit mit dem Sekretariat des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) erstellt. Sie bildet ein Satellitenkonto des Zentralrahmens der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und wird nach einer auf dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995) basierenden Eurostat-Methode erstellt. Die Schweizer Ergebnisse werden jährlich von der LGR-Konferenz – die sich aus Vertreterinnen und Vertretern des BFS, des Bundesamtes für Landwirtschaft und des SBV zusammensetzt – validiert.
Die LGR deckt die Tätigkeiten der Landwirtschaftsbetriebe gemäss Agrarstrukturerhebungen sowie jene der landwirtschaftlichen Dienstleistungsbetriebe (Arbeiten für Dritte) ab. Sie beschreibt die landwirtschaftlichen Produktionsprozesse und Primäreinkommen, geht jedoch nicht auf die Produktion folgender Bereiche ein:
Kleinstproduzenten (Erzeugung hauptsächlich für den Eigenkonsum bestimmt), Landschaftsgestaltung, Garten- bzw. Grünflächenunterhalt, Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht. Diese übrigen Aktivitäten des Primärsektors werden in entsprechenden Konten verbucht. Die Gesamtheit der Konten des Primärsektors dient insbesondere als Quelle für das Produktionskonto innerhalb des Zentralrahmens der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Am hitzigsten gekämpft wurde in den letzten Monaten um Instrumente, mit denen die Milchmenge auch ohne staatliche Regelung an die Nachfrage angepasst werden kann. Denn Milchüschüsse führen unweigerlich zu sinkenden Preisen und sinkenden Einkommen für die Bauern. Ein ursprünglicher Plan der Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten (SMP), die Milchmenge mit einem so genannten Milchpool zu regeln, der 80 Prozent der Molkereimilch aus einer Hand verkaufen sollte, scheiterte am massiven Widerstand der Verarbeiter und derjenigen Milchbauern, die sich mit Direktlieferverträgen enger an die Verarbeiter gebunden hatten.
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