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Erdbeben in Nepal 2015 - 1 Jahr nach den Erdbeben
CARE: Wiederaufbau muss Geschwindigkeit aufnehmen

Ein Jahr nach dem Erdbeben in Nepal müsse der Wiederaufbau beschleunigt werden, sagt die internationale Hilfsorganisation CARE. Bei dem Erdbeben am 25. April und einem schweren weiteren Beben am 12. Mai 2015 kamen knapp 9'000 Menschen ums Leben. Über eine Million Häuser wurden zerstört oder beschädigt.

"Das Erdbeben hat besonders Bergdörfer getroffen, und diese entlegenen Regionen sindweiter schwierig zu erreichen", berichtet CARE-Mitarbeiter Silvius Breitenfeld, der vor einigen Wochen vor Ort war. "Zehntausende Menschen haben immer noch kein neues Zuhause, keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Sanitäranlagen." Es sei dringend mehr Unterstützung erforderlich, damit etwa der Wiederaufbau von Schulen und Gesundheitseinrichtungen vorangetrieben werden könne. Auch müsse unter anderem im Bereich der Landwirtschaft mehr getan werden, damit die Menschen wieder ein Einkommen erzielen können.

CARE ist vor allem besorgt über die Situation von Mädchen und Frauen. "Frauen und Mädchen müssen besser in den Prozess des Wiederaufbaus integriert werden und dürfen durch zunehmende Gewalt und Marginalisierung nicht doppelt geschädigt werden", so Breitenfeld. CARE bietet spezielle Kurse für Frauen und Mädchen an, in denen sie neue Berufe erlernen können. Um ansteigende Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, hat CARE Aufklärungskampagnen gestartet. CARE hat bisher rund 200'000 Menschen unterstützt.

"Für tausende Menschen steht jetzt bereits der zweite Monsun in behelfsmässigen Unterkünften bevor", erinnert CARE-Helfer Breitenfeld. "Sie wohnen weiterhin in vorübergehenden Unterkünften, in denen sie vor Kälte und Nässe nur begrenzt geschützt sind. Wir arbeiten unter Hochdruck daran, dass Häuser sicherer wiederaufgebaut werden. Aber die logistischen Umstände bleiben schwierig ", so Breitenfeld.

Wie Menschen mit körperlicher Einschränkung den Wiederaufbau meistern.

Dhan Bahadur Gurung legt seine Krücken zur Seite, um sein Mittagessen zuzubereiten. Während seine Mutter ihm später dabei hilft, das Essen zu servieren, geniesst er die Sonne, die ihm ins Gesicht scheint. Vor etwa zwei Jahren ist Dhan Bahadur von einem Baum gestürzt. Seitdem kann er nicht mehr laufen. Als vor ziemlich genau einem Jahr die Erde in Nepal gleich zwei Mal bebte, wurde sein Haus im Dorf Laprak im Distrikt Gorkha komplett zerstört.

Nach der Katastrophe teilte sich seine Familie zunächst ein provisorisch errichtetes Zelt mit den Nachbarn. "Jeder suchte verzweifelt nach einer Unterkunft. Fast alle haben ihr Zuhause verloren. Zum Glück war der Zusammenhalt unter den Dorfbewohnern sehr gross, sodass wir alle bereitwillig in wenigen Zelten zusammenrückten", erinnert sich Dhan Bahadur.

Ungewissheit nach dem Unglück

"Als das erste Beben die Erde erschütterte, war ich gerade mit dem Bus auf dem Weg nach Gorkha. Die anderen Passagiere halfen mir, aus dem Fahrzeug zu kommen und brachten mich an einen sicheren Ort. Ich machte mir riesige Sorgen um meine Familie. Es dauerte fast eine Stunde, bis ich meine Frau telefonisch erreichen konnte. Obwohl sie mir sagte, dass unser Haus zerstört wurde, war ich glücklich zu hören, dass es meiner Familie gut ging."

Kaum Geld für ein Zuhause

Dhan Bahadur kann zurzeit nicht ohne Krücken laufen. Doch er hat grosse Hoffnungen, eines Tages wieder gehen zu können. "Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich in zwei Jahren wieder normal laufen kann".

Ähnlich wie ihm geht es vielen Leuten in Gorkha. Für Menschen mit körperlicher Einschränkung ist es besonders schwierig, ihre Häuser wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau erfordert eine grosse körperliche Anstrengung und für Menschen wie Dhan Bahadur ist es fast unmöglich, schwere Baumaterialien zu heben. Deshalb ist er wie viele andere auch entweder auf die Hilfe von Nachbarn oder auf das Anstellen von Bauarbeitern angewiesen. Egal wer die Arbeit macht, die finanzielle Belastung ist gross. Denn nach den Erdbeben sind die Kosten für Dienstleistungen stark gestiegen. Besonders Dhan Bahadur bereitet die Finanzierung des Wiederaufbaus Probleme, da er nach seinem Unfall kein Geld verdienen konnte.

Deshalb kam die Hilfe von CARE genau zur richtigen Zeit. Durch Wellbleche, die CARE ihm zur Verfügung stellte, konnte er sein Geld für Dienstleistungen einsetzen. "Nach den Erdbeben sind die Kosten für Baumaterialien stark angestiegen. Wenn ich keine Unterstützung von CARE erhalten hätte, würde ich immer noch auf ein Dach für mein Haus warten. Ich bin CARE sehr dankbar dafür, dass meine Familie und ich nun im Trockenen schlafen können."

Quelle: Text CARE Deutschland, 21. April 2016
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