Schule und Bildung
Schulreformen im Kanton Aargau
«Bildungskleeblatt»
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Befürworter: Erziehungsrat 2009
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Bildungskleeblatt Aargau: Positionen der Befürworter
Komitee Pro Bildungskleeblatt: 4 x Ja
März 2009
Fünf Parteien haben das Komitee Pro Bildungskleeblatt gegründet
Mit dem Leitspruch «Für unsere Kinder, für unsere Jugend, für unsere Zukunft, für den Kanton Aargau!» haben sich fünf politische Parteien zum überparteilichen Komitee «Pro Bildungskleeblatt» zusammengeschlossen.
JA zum Bildungskleeblatt! Dies ist die Botschaft verschiedener Persönlichkeiten der SP, CVP, EVP, Grünen und Grünliberalen, die sich in Vertretung ihrer Parteien im Abstimmungskampf für das Bildungskleeblatt für die Annahme aller Vorlagen des Bildungskleeblatts einsetzen.

Der Grosse Rat hat am 13. Januar alle Vorlagen des Bildungskleeblatts zur Annahme an der Volksabstimmung vom 17. Mai empfohlen. Dies mit guten Gründen. Denn lehnt das Aargauer Volk die Vorlagen ab, verpasst es die einmalige Chance, in der Volksschule wichtige und vor allem dringend nötige strukturelle und pädagogische Verbesserungen einzuführen.

Die Basisstufe vereinigt die Vorzüge von Kindergarten und Unterstufe

Kinder sind im Einschulungsalter sehr unterschiedlich weit in ihrer Entwicklung. Dem heutigen Schulsystem gelingt es nicht optimal, auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder in dieser Phase einzugehen. Mit der vierjährigen Basisstufe werden der heutige Kindergarten und die ersten beiden Jahre der heutigen Primarschule zu einer neuen Schulstufe vereint. Der Unterricht erfolgt in altersgemischten Abteilungen und wird von zwei Lehrpersonen im Team mit insgesamt anderthalbfachem Pensum erteilt. Es gibt mit der Basisstufe keinen Unterbruch nach zwei Jahren Kindergarten. Der Kindergarten wird mit der Basisstufe keineswegs abgeschafft, sondern weiter entwickelt. Jedes Kind darf in seinem eigenen, individuellen Tempo lernen, wobei das Spielen und das spielerische Lernen eine wichtige Rolle einnehmen.

Die Anpassung der Dauer von Primar- und Oberstufe an die 20 Kantone, die 6 Jahre Primarschule und 3 Jahre Oberstufe führen, ist strukturell notwendig, ebenso wie die Anpassung der Oberstufenstruktur an die neue Dreigliedrigkeit mit Niveaukursen pädagogisch notwendig ist. Die Oberstufe erfährt dabei einen sanften Umbau und bleibt in ihrer grundsätzlichen Struktur erhalten. Sie wird neu in einer gemeinsamen Schule geführt, und Niveaugruppen in drei Fächern verbinden die Leistungszüge miteinander. Damit wird es für die Schülerinnen und Schüler einfacher, in leistungsstärkere Schulzüge und Niveaugruppen aufzusteigen. Die Vorteile der neuen Oberstufe sind bestechend: Das Leistungspotenzial jeder Schülerin und jedes Schülers kann besser ausgeschöpft werden, die Durchlässigkeit wird erhöht, ebenso der soziale Zusammenhalt zwischen den Leistungszügen. Die heutige Realschule wird ihr Image einer «Restschule» los. Damit haben Schülerinnen und Schüler des künftig schwächsten Leistungszugs bessere Chancen, eine Lehrstelle zu finden.

Tagesstrukturen unterstützen Kind, Schule und Familie

Die traditionellen Familien- und Lebensformen sind in Auflösung. Die Scheidungsrate im Aargau hat 55 Prozent erreicht, jedes vierte Schulkind ist über Mittag unbetreut und von den Einelternfamilien sind fast 14 Prozent von der Sozialhilfe abhängig. Zudem ist es heute für junge Eltern eine Selbstverständlichkeit, dass sie Familien- und Erwerbsleben unter einen Hut bringen wollen. Tagesstrukturen sind deshalb ein dringendes Bedürfnis. Die im Bildungskleeblatt nachfrageorientierte Angebotspflicht der Gemeinden mit einkommensabhängiger Kostenbeteiligung der Eltern ist eine hervorragende Lösung, um die Schulkinder und ihre Familien in der Alltagsorganisation zu unterstützen. Damit werden Kindern, die tagsüber nicht betreut werden können, bessere Bedingungen für die schulische Entwicklung gegeben, die Lehrpersonen werden in ihrer Bildungs- und Sozialisierungsaufgabe unterstützt. Damit wird aber auch eine Forderung der Wirtschaft erfüllt. Gemeinden mit Tagesstrukturen haben heute erwiesenermassen mehr Zuzüger.

Verbesserung der Bildungschancen der Kinder in belasteten Schulen durch den Sozialindex

In einer unbelasteten Gemeinde und in einer Schule mit schwierigen sozialen Rahmenbedingungen zu unterrichten, ist für Lehrerinnen und Lehrer zweierlei. In sozial belasteten Gemeinden kommen alle Schülerinnen und Schüler zu kurz, und die Lehrpersonen erreichen trotz ihres grossen Engagements die Bildungsziele nur unter sehr schwierigen Bedingungen. Entsprechend schwer haben es die Jugendlichen dieser Gemeinden zum Beispiel bei der Lehrstellensuche. Der Sozialindex ist eine Kennzahl: Die Lektionen werden den Schulen pauschal zugeteilt auf der Basis der Schülerzahl. Diese Lektionenguthaben der Schule werden mit dem Sozialindex der Wohngemeinden der Schülerinnen und Schüler multipliziert. Dieser setzt sich aus statistisch erhobenen und erhärteten Kennzahlen zusammen, die der Grosse Rat per Dekret festlegt. Gemeinden mit schwierigen Rahmenbedingungen erhalten bis zu 40 Prozent mehr Lehrerpensen, um den erschwerten Umständen zu begegnen. Die zusätzlichen Lektionen sollen zur Vertiefung von Schulstoff verwendet werden oder, zum Beispiel, zur Förderung der persönlichen Kompetenzen, die für eine erfolgreiche Lehrstellensuche notwendig sind.

Mit der Annahme des Bildungskleeblatt wird die bereits durch eine Eidgenössische Volksabstimmung im Jahr 2006 geforderte Harmonisierung der Schulstrukturen umgesetzt. Die Aargauerinnen und Aargauer haben damals an der Urne mit 82 Prozent deutlich Ja gesagt.