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Armut
in der Schweiz |
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Armut Schweiz |
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Armut Schweiz |
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Sozialstaat
Schweiz: Sozialhilfe- und Armutsstatistik im Vergleich |
Ähnliche
Risikogruppen, aber Unterschiede in der zeitlichen Entwicklung
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Die
Sozialhilfe- und Armutsstatistik liefern umfassende Informationen über
das Ausmass und die Struktur der Haushalte in prekären finanziellen
Verhältnissen. Die beiden Statistiken beziehen sich auf ähnliche,
aber nicht identische gesellschaftliche Phänomene. Die Risikogruppen
gleichen sich, Niveau und Ausmass sind aber verschieden. Im betrachteten
Zeitraum (1990-2006) fällt auf, dass die Sozialhilfequote tendenziell
zunimmt, während die Armutsquote Schwankungen unterworfen ist. Sowohl
die Sozialhilfe- als auch die Armutsquoten hängen direkt vom Verlauf
der Arbeitslosigkeit ab und - mit zeitlicher Verzögerung - letztendlich
von der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies zeigen die Ergebnisse einer
vertieften Analyse des Bundesamtes für Statistik BFS mit den Daten
der Sozialhilfe- und Armutsstatistik.
Während
die Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger mehrheitlich dieselben
Merkmale aufweisen wie die von Armut betroffenen Personen, zeigen sich
Unterschiede im Ausmass und in der zeitlichen Entwicklung der Quoten. Die
Sozialhilfestatistik, die die bekämpfte Armut abbildet, ist daher
ein guter Indikator für die Armutsproblematik im Allgemeinen. Die
beiden Statistiken können als Grundlage für die Festlegung geeigneter
Massnahmen zur Armutsbekämpfung dienen.
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Zeitliche
Entwicklung und Zusammenhänge im wirtschaftlichen Kontext |
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Wirtschaftliche
Entwicklung, Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe und Armut stehen in einem komplexen
Zusammenspiel.
Im Zeitraum von 1990-2006 nahm die Sozialhilfequote beinahe
stetig zu, während die Armutsquote fluktuierte. Beide Quoten hängen
mit der Arbeitslosenquote zusammen. |
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Diese
folgte mit einer rund zweijährigen Verzögerung dem Wirtschaftswachstum.
Eine hohe Arbeitslosenquote ging mit einer hohen Zunahme der Sozialhilfequote
einher. Eine tiefe Arbeitslosenquote hingegen vermochte jeweils die Zunahme
der Sozialhilfequote lediglich zu bremsen. Mit Ausnahme des Jahres 2001
reduzierte sich jedoch bei positiver Arbeitsmarktentwicklung die Sozialhilfequote
im betrachteten Zeitraum nie. Andere Faktoren wie beispielsweise vorgelagerte
Bedarfsleistungen - insbesondere Arbeitslosenhilfen - und weitere institutionelle
Gegebenheiten schwächen höchstwahrscheinlich den Zusammenhang
zwischen der Arbeitslosenquote und der Sozialhilfequote dermassen ab, dass
nur noch ein Effekt auf die Veränderung der Sozialhilfequote messbar
ist. .
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Haushaltstypen
und individuelle Merkmale im Vergleich |
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Ein
Vergleich der Sozialhilfebezüger/innen und der«statistischen»
ArmutsBevölkerung jeweils zwischen 18 und 59 Jahren zeigt das folgende
Bild:
Der Hauptteil (48%) der sozialhilfebeziehenden Personen wohnt alleine,
während die Mehrheit (54%) der ArmutsBevölkerung in Paarhaushalten
mit Kindern lebt. 18- bis 29-Jährige sind in der Sozialhilfe stark
übervertreten (30%), in der monetären Armut hingegen nicht. Gut
7 von 10 jungen Sozialhilfeempfängern haben weder eine Lehre noch
eine höhere Ausbildung abgeschlossen. |
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Nur
eine Minderheit (32%) der Sozialhilfeempfänger ist erwerbstätig,
während eine Mehrheit (59%) der Armen einen Job hat. Der Anteil der
Erwerbslosen ist bei den Sozialhilfeempfängern mehr als dreimal so
hoch wie bei der armen Bevölkerung (36% bzw. 12%). Hingegen sind die
Nichterwerbspersonen in beiden Gruppen mit knapp einem Drittel (32% bzw.
29%) in etwa gleich stark vertreten, im Vergleich zur GesamtBevölkerung
(11%) jedoch dreimal so häufig. Viele dieser Unterschiede können
mit der Armutslücke (Differenz zwischen Haushaltseinkommen und statistischer
Armutsgrenze) erklärt werden. Ist die Armutslücke klein und leben
mehrere Erwerbstätige im Haushalt, so werden Sozialhilfeleistungen
seltener bezogen. Im übrigen bezieht die grosse Mehrheit der ArmutsBevölkerung
eine oder mehrere öffentliche Unterstützungsleistungen, die der
Sozialhilfe vorgelagert sind (wie zum Beispiel Arbeitslosenhilfe, Alimentenbevorschussung).
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Sozialhilfestatistik
(SHS) |
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In
dieser Statistik werden alle Personen erfasst, die während eines Kalenderjahres
eine bedarfsabhängige Sozialleistung gemäss kantonaler Gesetzgebung
beziehen. Die benötigten Daten werden im Verwaltungsprozess erhoben,
d.h. die Datenerhebung findet weitgehend auf der Basis administrativer
Abläufe statt, die sich an den Vollzugsbestimmungen orientieren. Die
Erhebungseinheit ist das Dossier bzw. die Unterstützungseinheit, welche
die im gleichen Haushalt lebenden Ehegatten sowie die unmündigen Kinder
umfasst, die mit ihren Eltern respektive einem Elternteil zusammenleben.
Diese Einheit muss nicht immer mit dem Haushalt übereinstimmen: In
gewissen Fällen gibt es Haushaltsmitglieder, die nicht zur Unterstützungseinheit
gehören (z.B. der neue Partner einer geschiedenen Mutter mit zwei
Kindern).
Die Ausrichtung der Sozialhilfe ist ein aufwendiger Prozess,
in dessen Verlauf die Einkommens- und Vermögenssituation des Antragstellers
genau überprüft wird. Die finanzielle Hilfe wird nach dem Bedarfsprinzip
ausgerichtet, d.h. die Leistungen orientieren sich am berechneten Bedarf
der jeweiligen Person bzw. der Unterstützungseinheit, der das soziokulturelle
Existenzminimum sicherstellen soll (Grundbedarf, Wohnkosten, medizinische
Grundversorgung). Vor diesem Hintergrund bildet die Sozialhilfestatistik
die bekämpfte Armut ab, d.h. Aussagen sind nur über Personengruppen
möglich, die mit dem Verwaltungsprozess in Berührung kommen und
ihren Sozialhilfeanspruch auch geltend machen. Auch wenn die Sozialhilfestatistik
den Armutsbereich nur teilweise abdeckt, liefert sie doch wichtige Hinweise
zu Trends, Strukturen und zur Dynamik innerhalb der gesamten Armutspopulation.
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Armutsstatistik
auf Basis der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) |
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Untersuchungen
zur Armut und zur Lage der Working-Poor wurden in den letzten Jahren auf
der Grundlage der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) durchgeführt.
Im Gegensatz zur Sozialhilfestatistik erfolgt die Datenerhebung der SAKE
nicht im Rahmen eines administrativen Prozesses. Die SAKE ist eine jährliche
Direktbefragung bei Haushalten, die seit 1991 auf Basis einer Stichprobe
(2007: knapp 33'000 Haushalte) durchgeführt wird.
Die Befragung liefert
neben demografischen Merkmalen und Haushaltsangaben Informationen über
Erwerbssituation, Aus- und Weiterbildung, unbezahlte Arbeit, Wohnsituation,
Haushalts- und Erwerbseinkommen. Die Informationen bilden die Situation
der Befragten in der Referenzwoche ab. Anhand der Einkommensangaben sind
Analysen zur Einkommensarmut möglich. Der Stichprobenumfang setzt
allerdings Grenzen für regionale Analysen. Ob eine Person zur Armutspopulation
gezählt wird, ist abhängig von der Unterschreitung einer vorher
statistisch bestimmten und standardisiert angewendeten Armutsgrenze, die
in keiner Weise einen Sozialhilfeanspruch begründet. Die hier verwendete
Definition der Armut stützt sich auf das in der Sozialhilfepraxis
mehrheitlich angewendete Existenzminimum gemäss SKOS-Richtlinien.
Das Existenzminimum gliedert sich in drei Teile, welche zusammen die materielle
Grundsicherung bestimmen: Es sind dies der Grundbedarf für den Lebensunterhalt,
die Wohnkosten und die medizinische Grundversorgung. Darüber hinaus
wird ein Betrag von 100 Franken pro Haushaltsmitglied über 15 Jahren
hinzugefügt. Damit soll auch gewissen weiteren notwendigen Ausgaben
Rechnung getragen werden, wie beispielsweise Krankenkassenfranchise, Selbstbehalt,
Haftpflicht- und andere Versicherungen. 2006 betrug die so definierte Armutsgrenze
im Durchschnitt 2200 Franken für Alleinstehende, 3250 Franken für
eine allein erziehende Frau mit einem Kind und 4650 Franken für ein
Ehepaar mit zwei Kindern. Setzt man die Armutsgrenze tiefer an, indem man
die zusätzlichen 100 Franken nicht berücksichtigt, erhält
man die sogenannte Grenze harter finanzieller Entbehrung. Die beiden Armutsgrenzen
definieren auf diese Weise einen Armutsbereich. Für den vorliegenden
Vergleich wurde die untere Grenze verwendet (ausgenommen bei der zeitlichen
Entwicklung).
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Quelle:
BUNDESAMT FüR STATISTIK BFS 2009 |
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