Der Kennzahlenbericht der Städteinitiative Sozialpolitik zeigt für 2010 unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Städten. In acht der dreizehn beteiligten Städte stiegen die Fallzahlen an, in einer stagnierten sie, in vier Städten waren sie rückläufig. Einen Schwerpunkt widmet der Bericht den umfangreichen Aktivitäten der Städte im Bereich Frühförderung. 2010 waren nicht markant mehr Menschen auf Sozialhilfe angewiesen als in den Vorjahren, was gegenüber den Prognosen nach dem Beginn der Finanzkrise eine positive Überraschung ist. Nicht mehr fortgesetzt hat sich aber der Trend sinkender Fallzahlen aus den Vorjahren: Nur noch in vier der dreizehn untersuchten Städte (Basel, St. Gallen, Uster und Wädenswil) gingen die Fallzahlen zurück. In Zürich stagnierten sie, und in acht Städten (Bern, Biel, Lausanne, Luzern, Schaffhausen, Schlieren, Winterthur und Zug) stiegen sie an. Insgesamt resultierte ein leichter Anstieg der Sozialhilfefälle. Entsprechend hat sich auch die Sozialhilfequote -der Anteil der Bevölkerung, der auf Sozialhilfe angewiesen ist -in den meisten Städten leicht erhöht, allerdings in geringerem Umfang als die Fallzahlen, da viele Städte zugleich ein Bevölkerungswachstum verzeichneten. In der Sozialhilfequote zeigen sich zwischen den einzelnen Städten grosse Unterschiede: Sie bewegt sich zwischen 10.9 bzw. 9.9 Prozent in Biel bzw. Lausanne und 1.3 bzw. 1.7 Prozent in Uster bzw. Zug. Die Unterschiede erklären sich weitgehend durch die Grösse, die Lage, den Wohnungsmarkt und die wirtschaftlichen Voraussetzungen: Städte mit hoher Bevölkerungszahl und mit Zentrumsfunktion haben eine höhere Quote als kleinere Städte. Im Westen des Landes ist die Quote im Allgemeinen höher als im Osten. Ein enger Zusammenhang besteht zwischen der Sozialhilfequote und der Arbeitslosenrate, die wiederum stark vom lokalen Branchenmix abhängt.
Einen Schwerpunkt widmet der Bericht der Frühförderung. Die Zahlen zeigen für Kinder und Jugendliche ein massiv erhöhtes Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Damit sich die Armut der Eltern nicht auf ihre Kinder überträgt, müssen die Kinder schon vor dem Schuleintritt gezielt altersgerecht gefördert werden. Die Zusammenstellung der entsprechenden Angebote in den dreizehn beteiligten Städten zeigt, dass die Städte im Bereich der Frühförderung von Kindern aus benachteiligten Familien eine Vorreiterrolle einnehmen. Viele Städte haben vor, das Angebot in den nächsten Jahren weiter auszubauen.
Nach Zivilstand - Massiv überdurchschnittliches Risiko Geschiedener - Zweithöchstes Risiko: Ledige, insbesondere ledige Männer Nach Ausbildung - Rund 60% ohne Berufsabschluss - Rund 35% mit beruflicher Ausbildung Nach Erwerbssituation - Anteil der grössten Gruppe, der Erwerbslosen, nimmt ab - Anteil Erwerbstätiger nimmt in den meisten Städten zu Nach Haushaltstyp - Weiterhin fast überall 80 bis 90% Einpersonenhaushalte und Alleinerziehende
Ein erheblicher Teil der Sozialhilfebeziehenden verfügt über Einkommen und wird nur ergänzend durch Sozialhilfeleistungen unterstützt Anteil der Sozialhilfefälle mit eigenem Einkommen - Uster: rund 60% - Lausanne, Winterthur, St. Gallen, Schaffhausen und Zug: rund 50% - Zürich: 35% - Biel: rund 30%
Sozialhilfequote bei Minderjährigen am höchsten - oft doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Altersklassen - in Basel, Bern und Zürich ca. 10%, in Biel sogar 21% Kinderreiche und Ein-Eltern-Familien sind überdurchschnittlich oft in der Sozialhilfe. -4% der Gesamtbevölkerung, aber 24% der Sozialhilfebeziehenden sind Alleinerziehende - z.B. Biel, Lausanne: fast 50% der Alleinerziehenden mit 3 und mehr Kindern Fälle mit Kindern bleiben oft lange in der Sozialhilfe. Armut überträgt sich auf nächste Generation. Wer in prekären finanziellen Verhältnissen aufwächst, wird in persönlicher und beruflicher Entwicklung beeinträchtigt. - Erste Lebensjahre sind entscheidend für soziale, emotionale und intellektuelle Entwicklung und damit auch für den Bildungserfolg - Belastende Lebensumstände - Armut, Arbeitslosigkeit, geringe berufliche und soziale Integration der Familie - verursachen oft schon vor dem Schuleintritt einen kaum aufzuholender Rückstand - Gefahr einer Verfestigung der prekären Situation über Generationen hinweg - Frühförderung als Investition in die Zukunft
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