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Drogen
und Sucht |
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UN
Weltdrogenbericht 2009 |
Juni
2009 |
Weltdrogenbericht
2009 unterstreicht Verbindung zwischen Drogen und Kriminalität Märkte
für Opiate, Kokain und Cannabis stagnieren oder schrumpfen, Aufwärtstrend
dagegen bei synthetischen Drogen UNODC-Direktor fordert stärkere
Investitionen in Drogentherapie und Verbrechenskontrolle
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Der Weltdrogenbericht
2009, der heute vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen-
und Verbrechensbekämpfung (UNODC) veröffentlicht wurde, zeigt,
dass die globalen Märkte für Kokain, Opiate und Cannabis stagnieren
oder schrumpfen, während zu befürchten ist, dass Produktion und
Konsum synthetischer Drogen in den Entwicklungs- und Schwellenländern
zunehmen.
Der
314 Seiten starke Bericht wurde anlässlich des Internationalen Tages
gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr am 26. Juni verfasst
und in Washington DC von Antonio Maria Costa, UNODC-Exekutivdirektor, sowie
von Gil Kerlikowske, dem neu ernannten Direktor des amerikanischen Bundesamts
für nationale Drogenkontrollpolitik, vorgestellt. |
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Abwärtstrend
auf wichtigen Märkten |
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In
Afghanistan, einem Land mit 93 Prozent der weltweiten Opiumernte, ging
der Schlafmohnanbau 2008 um 19 Prozent zurück. In Kolumbien, das die
Hälfte des globalen Kokainvolumens produziert, sank der Anbau um 18
Prozent und die Produktion, verglichen mit 2007, um unglaubliche 28 Prozent.
Die globale Kokaproduktion befindet sich trotz einiger Steigerungen beim
Anbau in Peru und Bolivien mit 845 Tonnen auf einem Fünfjahrestief.
Cannabis
bleibt die am häufigsten angebaute und konsumierte Droge weltweit,
allerdings liegen weniger genaue Schätzungen vor. Erhobene Daten verdeutlichen
auch, dass die Droge schädlicher ist als gemeinhin angenommen. Der
durchschnittliche THC-Gehalt (der schädliche Bestandteil) von Marihuana
aus Hydrokultur in Nordamerika hat sich in den letzten zehn Jahren fast
verdoppelt. Das hat weitreichende Folgen für die Gesundheit, wie sich
an der signifikant gestiegenen Anzahl von Menschen zeigt, die sich in eine
Therapie begeben.
Was
den Konsum betrifft, so sind die grössten Absatzmärkte für
Cannabis (Nordamerika, Ozeanien und Westeuropa), Kokain (Nordamerika und
einige Teile Westeuropas) und Opiate (Südostasien und Westeuropa)
allesamt stagnierend oder rückläufig. Für die Entwicklungs-
und Schwellenländer sind die Daten weniger deutlich.
Beschlagnahmte
ATS-Drogen
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Weltdrogenbericht
2009 unterstreicht Verbindung zwischen Drogen und Kriminalität Märkte
für Opiate, Kokain und Cannabis stagnieren oder schrumpfen, Aufwärtstrend
dagegen bei synthetischen Drogen UNODC-Direktor fordert stärkere
Investitionen in Drogentherapie und Verbrechenskontrolle |
grössere
Grafik |
grössere
Grafik |
Voraussichtliche
Steigerung von Konsum und Produktion synthetischer Drogen in Entwicklungs-
und Schwellenländern |
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Die
Nachrichten bezüglich synthetischer Drogen - Amphetamine, Methamphetamine
und Ecstasy - sind gemischt. In den Industrieländern hat sich der
Konsum stabilisiert. In den Entwicklungs- und Schwellenländern ist
man besorgt, dass Produktion und Konsum steigen könnten; allerdings
liegen nur begrenzte Datenmengen vor.
Was
einmal ein Kleingewerbe war, ist zum grossen Geschäft geworden. Labors
von Fabrikgrösse in Südostasien - besonders in der Greater Mekong
Subregion - produzieren gewaltige Mengen an Methamphetamintabletten, Crystal
Meth und anderen Substanzen wie Ketamin.
Einige
Länder der Europäischen Union sind Hauptlieferanten von Ecstasy;
Kanada hat sich zu einem wichtigen Umschlagplatz für Crystal Meth
und Ecstasy entwickelt.
Im
Nahen und Mittleren Osten ist der Konsum des Amphetamins Captagon sprunghaft
angestiegen. 2007 beschlagnahmte Saudi-Arabien ein Drittel aller Substanzen
der Amphetamingruppe weltweit, insgesamt mehr als China und die Vereinigten
Staaten zusammen.
Illegale
Handelsrouten verschieben sich |
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"Der
50 Milliarden Dollar schwere globale Kokainmarkt erlebt Veränderungen
seismischen Ausmasses", so Costa. Und weiter: "Der Reinheitsgrad und die
Beschlagnahmungen (in den wichtigsten Konsumländern) sind zurückgegangen,
die Preise gestiegen und die Konsummuster im Wandel begriffen. Das könnte
zur Erklärung des erschreckenden Anstiegs von Gewalt in Ländern
wie Mexiko beitragen. In Mittelamerika kämpfen Kartelle um einen schrumpfenden
Markt."
In
Westafrika scheint nach fünf Jahren raschen Wachstums die Abnahme
der Konfiszierungen jetzt einen geringeren Kokainfluss widerzuspiegeln.
"Internationale Bemühungen zeitigen Erfolge", so Costa. Doch mit Drogenkriminalität
verbundene Gewalt und politische Instabilität bestehen fort, besonders
in Guinea-Bissau. "Solange es Nachfrage nach Drogen gibt, werden schwächere
Länder immer wieder von illegalen Händlern angepeilt. Wenn Europa
Afrika wirklich helfen will, sollte es seine Kokaingelüste dämpfen",
so der höchste Drogenkontrollbeamte der Vereinten Nationen.
Während
41 Prozent des weltweiten Kokainvolumens beschlagnahmt werden (hauptsächlich
in Kolumbien), kann nur ein Fünftel (19 Prozent) aller Opiate abgefangen
werden. Iran und Pakistan sind vom illegalen Drogenhandel am schlimmsten
betroffen, und sie sind es auch, die die meisten Opiate (Opium, Morphin
und Heroin) beschlagnahmen. 2007 wurden im Iran 84 Prozent des weltweiten
Opiumvolumens konfisziert und 28 Prozent des gesamten Heroins. Pakistan
rangiert an zweiter Stelle, was Beschlagnahmungen von Heroin (und Morphinen)
betrifft.
Um
den Informationsaustausch zu verbessern und gemeinsame Aktionen zur Drogenbekämpfung
durchzuführen, hat UNODC eine Dreiecksinitiative zwischen Afghanistan,
Iran und Pakistan entwickelt. "Je mehr Opium in Afghanistans Nachbarschaft
beschlagnahmt wird, desto weniger Heroin gelangt auf die Strassen Europas.
Und umgekehrt, je weniger Heroinkonsum im Westen, desto mehr Stabilität
im Nahen und Mittleren Osten", so Costa, der diese Botschaft am 27. Juni
in Triest auf einer ministeriellen Kontaktkonferenz der G8-Staaten zu Afghanistan
verkünden wird.
Kein
Kompromiss zwischen öffentlicher Gesundheit und öffentlicher
Sicherheit |
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Besondere
Aufmerksamkeit schenkt der Bericht den Folgen der Drogenkriminalität
und den Massnahmen, die man dagegen ergreifen kann.
Im
Vorwort zum Bericht beleuchtet Costa die Debatte über die Aufhebung
von Drogenkontrollen. Er räumt ein, die Kontrollen hätten einen
illegalen Schwarzmarkt von makroökonomischen Ausmassen geschaffen,
in dem Gewalt und Korruption an der Tagesordnung seien. Doch er warnt vor
der Legalisierung von Drogen als einem Weg zur Beseitigung dieser Bedrohung,
wie es manche vorgeschlagen haben. Dies wäre ein "historischer Fehler".
"Illegale Drogen gefährden die Gesundheit, darum müssen Drogen
jetzt und in Zukunft kontrolliert werden", so der UNODC-Direktor.
"Befürworter
der Legalisierung müssen sich entscheiden", so Costa. "Ein freier
Drogenmarkt würde eine Epidemie lostreten, während ein kontrollierter
Markt einen parallelen Schwarzmarkt entstehen lässt. Legalisierung
ist kein Zaubermittel, mit dem man sowohl mafiöse Organisationen als
auch den Drogenmissbrauch abschaffen kann", sagte Costa. "Gesellschaften
sollten nicht zwischen dem Schutz der öffentlichen Gesundheit und
der öffentlichen Sicherheit wählen müssen: Sie können
und sollten beides tun", sagte er. Entsprechend forderte er mehr Mittel
zur Prävention und Therapie von Drogenmissbrauch, sowie schärfere
Massnahmen zur Bekämpfung von Drogenkriminalität.
Der
Direktor des amerikanischen Bundesamts für nationale Drogenkontrollpolitik,
Gil Kerlikowske, sagte: "Aus dem Weltdrogenbericht 2009 geht hervor, dass
Drogen für alle Nationen ein Problem darstellen. Wir alle haben die
Pflicht, den Drogenmissbrauch in unseren Gesellschaften anzusprechen. Auf
internationaler Ebene engagiert sich die Obama-Regierung für den Ausbau
von Initiativen zur Nachfragereduzierung, um sicherzustellen, dass Menschen
- besonders in den Entwicklungs- und Schwellenländern -, die kämpfen,
um aus ihrer Abhängigkeit herauszukommen, Zugang zu wirksamen Therapieprogrammen
erhalten. Wir haben viel über die Krankheit Drogenabhängigkeit
gelernt und wissen, dass Therapien erfolgreich sind. Durch umfassende und
wirksame Strafverfolgung, durch Bildung, Prävention und Therapie wird
es uns gelingen, den Drogenmissbrauch und seine verheerenden Auswirkungen
einzudämmen.
Verbesserung
der Drogenkontrolle |
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Der
Bericht gibt eine Reihe von Empfehlungen zu der Frage, wie man die Drogenkontrolle
verbessern kann.
Erstens
sollte Drogenmissbrauch wie eine Krankheit behandelt werden. "Menschen,
die Drogen nehmen, brauchen medizinische Hilfe, keine Bestrafung", so Costa.
Er rief dazu auf, Drogentherapien weltweit zugänglich zu machen. Da
Menschen mit ernsthaften Drogenproblemen für den Grossteil der Drogennachfrage
verantwortlich sind, stellt die medizinische Behandlung eine der besten
Möglichkeiten dar, den Markt einzudämmen.
Zweitens
rief Costa dazu auf, "die Tragödie von Städten ausser Kontrolle"
zu beenden. So wie der grösste Teil des illegalen Anbaus in Regionen
stattfindet, die ausserhalb der Reichweite amtlicher Kontrolle liegen,
werden die meisten Drogen in Stadtvierteln verkauft, in denen die öffentliche
Ordnung zusammengebrochen ist. "Bessere Wohnverhältnisse, Arbeitsplätze,
Bildung, Dienstleistungen der öffentlichen Hand und Freizeitangebote
können die Anfälligkeit der Kommunen für Drogen und Verbrechen
verringern", so Costa.
Drittens
müssen Regierungen die internationalen Abkommen gegen die organisierte
Kriminalität umsetzen. Internationale Instrumente zur Verbrechensbekämpfung
wie die übereinkommen der Vereinten Nationen gegen grenzüberschreitende
organisierte Kriminalität und Korruption werden nicht eingesetzt.
"Daher haben zu viele Staaten ihre hausgemachten Kriminalitätsprobleme",
sagte der UNODC-Direktor. Insbesondere seien "die gegenwärtig verfügbaren
Mittel zur Bekämpfung von Geldwäsche und Internet-Kriminalität
unzureichend".
Viertens
forderte Costa grössere Effektivität in der Strafverfolgung.
Er bestärkte die Polizei darin, sich auf die kleine Anzahl hochkarätiger,
gewalttätiger Krimineller mit hohen Umsätzen und nicht auf die
hohe Anzahl von Kleinkriminellen zu konzentrieren. In einigen Ländern
beträgt das Verhältnis von inhaftierten Dogenkonsumenten zu Drogenhändlern
5:1. "Das ist Geldverschwendung für die Polizei und eine Verschwendung
von Lebenszeit für diejenigen, die im Gefängnis sitzen. Jagen
Sie die Piranhas und nicht die kleinen Fische", so Costa.
Um
mehr Transparenz zu schaffen und die Zuverlässigkeit der Drogendaten
zu verbessern, hat UNODC in diesem Jahr Konfidenzintervalle für die
länderbezogenen Schätzungen eingeführt, die im Weltdrogenbericht
verwendet werden. Für viele Regionen und für einige Drogen (wie
amphetaminartige Stimulanzien und Cannabis) sind die Konfidenzintervalle
relativ breit, da die Datenmengen begrenzt sind. "Ich fordere die Regierungen
dringend auf, mehr Daten zu erheben. So werden wir ein klareres Bild der
Drogentrends erhalten, was in der Folge zu einer Verbesserung der Drogenkontrolle
führen wird", so Costa.
Zum
Weltdrogenbericht 2009 |
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UNODC
leitet die Weltweite Anti-Drogenkampagne 2009, um die grosse Herausforderung
bewusst zu machen, die illegale Drogen für die Gesellschaft im Ganzen
und insbesondere für die Jugend darstellen. Ziel der Kampagne ist
es, Unterstützung zu mobilisieren und Menschen anzuregen, gegen Drogenmissbrauch
und Drogenhandel vorzugehen. Die Kampagne will junge Menschen ermutigen,
ihre Gesundheit an erste Stelle zu setzen und keine Drogen zu nehmen.
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Quelle:
UNDOC, Juni 2009 |
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