Das Mittelmeer erwärmt sich fünf Mal schneller als die anderen Meere und Ozeane der Erde. Von 1993 bis 2003 nahm die Wassertemperatur an der Oberfläche des Mittelmeeres gemäss einer neuen Studie um 0,75 Grad zu. "Dies ist eine bedeutende Differenz", sagte Isabel Vigo, die Leiterin eines Forscherteams der Universität Alicante und der US-Raumfahrtbehörde NASA. Bei den anderen Meeren habe die Erwärmung in dieser Zeit durchschnittlich 0,15 Grad betragen. "Die rasche Erwärmung des Mittelmeers ist ein Zeichen, dass etwas geschieht", sagte Vigo. Es sei bislang nicht geklärt, ob diese Entwicklung durch den Menschen und den globalen Klimawandel verursacht werde oder ob sie auf natürliche Ursachen zurückgehe. Es stehe jedoch fest, dass "mit den Ökosystemen etwas nicht stimmt". Der Zustand der Weltmeere sei ein wichtiger Indikator für die "ökologische Gesundheit des Planeten". Die Erwärmung des Mittelmeers habe sich zuletzt noch beschleunigt. In den Achtziger Jahren stieg die Temperatur um 0,3 Grad in einem Jahrzehnt, die jetzige Rate beträgt mehr als das Doppelte. Am
schnellsten erwärmte sich von 1993 bis 2003 mit 0,94 Grad das Schwarze
Meer, gefolgt von der Adria (0,87), der Ägäis (0,76), dem südlichen
Ionischen Meer (0,74) und dem westlichen Mittelmeer (0,63 Grad).
Nachhaltige Veränderungen des Klimas lassen sich jetzt nicht mehr aufhalten. Zu diesem Schluss kommen Forscher vom US-Atmosphärenforschungszentrum im amerikanischen Boulder. Selbst wenn es gelungen wäre, alle Treibhausgase bis zum Jahr 2000 zu stabilisieren, hätte sich ein weiterer Anstieg der Temperaturen und des Meeresspiegels in diesem Jahrhundert nicht mehr stoppen lassen. Ausgehend vom Status quo lautet ihre Prognose: Eine Erwärmung der Lufttemperatur um ein halbes Grad Celsius im globalen Mittel und ein Anstieg der Meere um elf Zentimeter. Bei einer Belastung der Erdatmosphäre durch zusätzliche Treibhausgase würden diese Zahlen noch entsprechend steigen. Der erwartete Anstieg der Lufttemperatur um 0,5 Grad würde demjenigen im 20. Jahrhundert entsprechen, schreiben die Forscher. Dagegen wäre der prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels mehr als doppelt so hoch wie die im vergangenen Jahrhundert beobachteten fünf Zentimeter. Er reflektiere ausserdem nur die wärmebedingte Ausdehnung der Meere. Durch das Schmelzwasser von Gletschern und Polareis könnten die Weltmeere mit etwa 22 Zentimetern sogar doppelt so stark ansteigen wie prognostiziert, warnen die Klimaforscher.
Wegen
der Erderwärmung ist der Gipfel des Kilimandscharo nahezu ohne Eis
und Schnee - zum ersten Mal seit 11 000 Jahren. Das teilte die Umweltorganisation
Climate Change anlässlich eines Treffens von Umweltministern aus 20
Staaten in London mit. "Die steigenden Temperaturen bedrohen nicht nur
das Eis des Berges, sondern alle Prozesse der Natur, die in dieser Region
stattfinden", betonte Climate Change. Innerhalb eines Jahrhunderts habe
der Kilimandscharo wegen des Klimawechsels rund 80 Prozent seiner Eis-
und Schneeschicht verloren. Wissenschaftler schätzen, dass sie bis
zum Jahr 2020 ganz verschwunden sein wird. Rund 5890 Meter erhebt sich
der Kilimandscharo zwischen Kenia und Tansania über den Meeresspiegel.
Die nächste Eiszeit kommt nach Einschätzung von Klimaforschern frühestens in 15 000 Jahren, falls der Mensch nicht zu sehr dazwischen funkt. Das zeigen erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts mit Schweizer Beteiligung. Die Forschungsergebnisse resultieren aus der europäischen Eiskernbohrung "Epica" in der Antarktis. An den Untersuchungen ist das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven beteiligt. Die Untersuchungen wurden im britischen Fachjournal "Nature" veröffentlicht. Die Eiskerne "spiegeln 740 000 Jahre Klimageschichte wider", sagte AWI-Direktor Heinz Miller. Im Rahmen von Epica wurde bislang 2500 Meter tief in den antarktischen Eisschild gebohrt. Seit knapp einer Million Jahren lagern sich im Inlandeis Schneefälle in dünnen Eisschichten ab. Dies sei die längste kontinuierliche Klimaaufzeichnung auf Grundlage von Eiskernen, sagte Miller. Insgesamt registrierten die Wissenschafter in dem Bereich je acht Eis- und Warmzeiten. Es sei noch unklar, ob der Einfluss des Menschen das Kommen der Eiszeit beschleunigen. Mit der seit 12 000 Jahren dauernden derzeitigen Warmzeit erlebt die Erde laut Miller voraussichtlich eine der längsten Warmperioden der vergangenen 420 000 Jahre. Die vergangenen vier Zeiträume mit gemässigten Temperaturen waren demnach mit 12 000 bis 15 000 Jahren nur relativ kurz. Die kalten Perioden dauerten wesentlich länger. Weitere 200 000 Jahre wollen die Forscher im kommenden Winter erkunden, wenn sie die letzten 100 Meter Eis über dem Felsuntergrund anbohren. Die Analyse der jeweils drei Meter langen Eiskerne wird voraussichtlich noch Jahre in Anspruch nehmen. Die im Eis eingeschlossenen Klima-Informationen sind laut Miller wesentlich detaillierter als die Erkenntnisse, welche die Wissenschafter bei den bisherigen Bohrungen im Meeresboden fanden. Im Gegensatz zu den Bodenproben sind in den dünnen Eisschichten Spuren jener Gase gespeichert, die das Klimageschehen beeinflussen. An Epica beteiligt sind Forscher aus 10 europäischen Ländern, darunter auch Schweizer: Die Abteilung für Klima- und Umweltphysik am Physikalischen Institut der Universität Bern nimmt eine Schlüsselstellung im Projekt ein.
Die Schweizer Gletscher haben während der vergangenen Messperiode 2002/03 ausnahmslos an Länge und Masse eingebüsst. Der grösste Rückzugswert beträgt über 150 Meter. Die registrierten Massenverluste haben die bisherigen Maximalwerte übertroffen. Dies zeigt eine erste Analyse der Messungen, welche die Gletscherbeobachter im Herbst 2003 im Rahmen der jährlichen Erhebungen durch die Glaziologische Kommission der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften SANW gesammelt haben. Von
den 110 beobachteten Gletschern des Messnetzes sind die Auswertungen an
96 Gletschern abgeschlossen. Alle Gletscher haben sich zurückgezogen.
Die registrierten Rückzugswerte reichen von gut einem Meter am Schwarzgletscher
(BE) bis zu beträchtlichen 152 Metern am Triftgletscher (BE).
Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten weltweit fast alle Gletscher geschmolzen sein, sollte sich das Klima um vier Grad erwärmen. Dies geht aus einer Studie des World Wide Fund For Nature (WWF) hervor. Die Studie wurde anlässlich der bevorstehenden Weltklimakonferenz in Mailand vorgestellt. Stimmten die veröffentlichten Prognosen, würde dies verheerende Folgen haben, da die Gletscher etwa 70 Prozent der weltweiten Trinkwasserreserven speichern, hiess es. Der UNO-Klimarat IPCC sagte eine Erwärmung von 1,4 bis 5,8 Grad voraus. Besonders gefährdet seien die Staaten Ecuador, Peru und Bolivien, wo Gletscher das ganze Jahr hindurch die Trinkwasserversorgung sichern, sowie Länder im Himalaya, so der WWF. Die Flüsse, die sich dort aus Gletschern speisen, versorgen ein Drittel der Erdbevölkerung mit Trinkwasser.
Der
WWF appelliert deshalb an die Teilnehmer der Klimakonferenz, die vom 1.
bis 12. Dezember in der lombardischen Metropole stattfindet, sich verstärkt
für den Klimaschutz einzusetzen. "Alle Staaten müssen auf der
Klimakonferenz auf Russland einwirken, das Klimaschutzprotokoll von Kyoto
zu ratifizieren", sagte Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik
des WWF Deutschland. Ausserdem sollten die Industrienationen das Treffen
dazu nutzen, konkrete Massnahmen zur Erreichung ihrer Klimaschutzziele
festzulegen und weitere Emissionsreduktionen zu beschliessen. Neuesten
Erkenntnissen zufolge sei das Schmelzen der Gletscher in Alaska in den
vergangenen fünf bis sieben Jahren doppelt so schnell vorangeschritten
wie in den Jahren zuvor, hiess es weiter. Auch in den Alpen habe das Phänomen
bedrohliche Ausmasse angenommen. Dort sei das Gletschereis in den vergangenen
20 Jahren um 10 bis 20 Prozent zurück gegangen.
Im
Wallis sind 51 Gletscher durch das Europäische Forschungsprojekt Glaciorisk
als gefährlich klassiert worden.
Bislang werden nur 8 Gletscher regelmässig kontrolliert. 29 Gletscher könnten in den nächsten 10 bis 20 Jahren Schäden an Siedlungen, Verkehrswegen, Tourismus-Anlagen oder Kraftwerken anrichten, teilte die kantonale Dienststelle Naturgefahren mit. Gefahren seien u.a. Eislawinen oder der Ausbruch von Gletscherseen, so ETH-Glaziologe Matthias Wegmann. Der Klimawandel verschärfe die Lage. Als Massnahmen seien überwachung und Notfallplanung wirksamer als Schutzdämme.
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