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Inuit: Lebensweise - Traditionelle Lebensformen
Lebensraum

Ihr Lebensraum zieht sich über den gesamten Polarkreis hin. Und egal, ob es nun Grönland, Alaska, Kanada oder Sibirien ist, immer sind sie uns unvorstellbaren Temperaturen ausgesetzt.

Das Inuit-Gebiet beginnt im äussersten Osten der Tschuktschen-Halbinsel (Russland) und endet in Grönland, der grössten Insel der Welt. Ihr Wohngebiet ist ausserordentlich weiträumig. Von der Beringstrasse nach Grönland beträgt die Luftdistanz rund 10'000 Kilometer.

Die Inuit werden in drei Hauptgruppen zusammengefasst:

die westlichen Inuit in Alaska
die Zentralinuit in Arktisch-Kanada
die östlichen Inuit in Grönland

Die Inuit in Grönland heissen heute schlicht Grönländer. Es leben heute noch schätzungsweise 70'000 Inuit. Den grössten Anteil hat Grönland mit rund 25'000. Da das Landesinnere in den meisten Regionen das ganze Jahr über von Schnee und Eis bedeckt ist, leben sie an den Küsten, an denen der Schnee zumindest für eine kurze Zeit im Sommer taut.

Kleidung

Dieser Kälte begegnen sie mit der Entwicklung genial konstruierter Kleidungsstücke. Diese werden aus Tierdärmen, Fischhaut und Fellen von Bären, Seehunden oder Karibus (nordischen Hirschen) gefertigt. Auch ihre hohen, eng geschnürten Stiefel aus Leder sind typisch und ermöglichen ihnen neben dem optimalen Schutz vor der Kälte auch einen angenehmen Gang auf dem tiefen Schnee. Bevor das harte Leder verarbeitet wird, wird es durch Kauen geschmeidig gemacht. So können sie auch bei minus 50 Grad und kälter ihre Behausungen verlassen. Wie schon gesagt, sind die Frauen für die Herstellung der Kleidung verantwortlich. Sie erfüllen damit nicht nur funktionale, sondern auch spirituelle und symbolische Aspekte. Sie glauben, dass die toten Tieren in der verarbeiteten Kleidung weiterleben und ihre Fähigkeiten auf den Träger der Kleidung übertragen. So unterstützt die Näherin auch die Versöhnung zwischen Mensch und erlegtem Tier.

Wohnen

Ein anderer Grund, warum die Inuit an den Küsten leben ist natürlich das Meer. Sie sind Jäger und Fischer und zumindest in dem langen, arktischen Winter leben sie fast ausschliesslich von Robben, die sie mit den täglichen Notwendigkeiten, wie Nahrung, Baumaterial, Brennstoff und Kleidung, versorgen. Die Inuit verwerten die erlegten Tiere vollständig und halten sich während der Jagd an strenge Regeln.

Auch ihre Zelte (im Sommer) werden z.T. aus Robbenhaut und -sehnen gebaut. Als Behausungen der Inuit bekannter sind wohl die Iglus (d.h. Schneehaus). Mit einem Messer aus Tierknochen werden riesige Stücke aus dem Eis geschnitten und anschliessend so aufeinander geschichtet, dass sie einen kleinen, rundlichen Raum ergeben, in dem die Inuit vor Frost und Wind geschützt sind. Auch die grossen Schlitten fallen einem in der Ausstellung sofort ins Auge. Sie dienen der Fortbewegung an Land und werden meistens von Hunden gezogen. Auch Babys werden in extra kleinen Schlitten transportiert.

Das gesamte erste Lebensjahr verbringen sie, eingewickelt in dicke Felle auf einem solchen Schlitten. Da die Lebensbedingungen in der Arktis so hart sind, helfen auch Kinder schon bei der anfallenden Arbeit. Doch nebenbei bleibt immer noch viel Zeit für die verschiedensten Spiele. So kennen die Inuit ähnliche Beschäftigungen, wie wir, z.B. Jonglieren, Seilspringen oder Tau ziehen.

Sommerarbeiten

Die kurzen Sommermonate werden für wirtschaftliche Aktivitäten genutzt. Grosse Meeressäugetiere werden gejagt und kleinere Pflanzen und Beeren, wie zum Beispiel die Blaubeere gesammelt. In dieser Zeit leben die Inuit wie Nomaden in Tupiks (d.h. Zelt) aus Karibufellen und Robbenhäuten. Diese sind nicht besonders breit, d.h. die Bewohner leben dicht aufeinander. Dadurch kommt eine angenehme Wärme zustande.

Wandel

Wie die meisten Naturvölker sind auch viele Inuit von der westlichen Wirtschaft überrumpelt worden. Grönland zum Beispiel ist heute von einem Mischvolk bewohnt. Es trägt zwar noch "eskimoische" Züge, ist aber durchsetzt mit den Spuren sämtlicher Eindringlinge. Aus kühnen Jägern und Schlittenhundführern sind Angestellte der grossen Fischfabriken geworden. Der rasche Wechsel dieses Naturvolkes ins Industriezeitalter und das Aufdrängen des Christentums und fremder Rechts- und Moralvorstellungen hat den Menschen ihre eigene Identität genommen. In der kurzen Zeit waren sie unfähig, sich anzupassen und Arbeitslosigkeit und Alkoholismus haben auch hier erschreckende Masse angenommen.

1721 erklärte Dänemark Grönland zur Kolonie. Die Inuit mussten anfangen auf Wahlfangschiffen zu arbeiten. Viele Inuit-Frauen verdienten ihr Geld als Prostituierte, um die Familie zu unterstützen.

In Kanada benutzen die Inuit statt Hundeschlitten motorbetriebene Schneemobile. Die Haltung von Hunden ist bei ihnen nur noch ein Hobby. Vom Kajak sind sie auf Motorboote umgestiegen und als Jagdwerkzeuge dienen nicht mehr Harpunen, sondern Gewehre. Auch ihre Iglus haben sich in Holzhütten verwandelt. Viele Inuit sind abhängig von Sozialhilfe. Selbstmorde, Diebstähle und Vergewaltigungen haben drastisch zugenommen. Oft können die Inuit nur noch in abgetrennten und eingezäunten Gebieten so frei leben, wie es oben beschrieben wurde. Und selbst dann werden sie durch westliche Einflüsse eingeschränkt. So sind zahlreiche Verbote gegen das Fangen von Robben und Walen verhängt worden, nachdem Europäer ihren wirtschaftlichen Erfolg im Handel mit diesen Tiere sahen, und diese vom Aussterben bedroht waren (und sind). Die Inuit aber sind abhängig von diesen Tieren, die sie nun gar nicht mehr oder höchstens nur noch sehr eingeschränkt jagen dürfen.


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