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Jugendsexualität heute 2009
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Jugendsexualität heute

Bericht der EKKJ 2009

Weg von Pauschalurteilen, hin zu einem respektvollen und differenzierten Blick

Referat von Nancy Bodmer, Dr. phil. Psychologin FSP, Leiterin der AG "Sexualität" der EKKJ

Einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität lernen ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe des Jugendalters. Den meisten Jugendlichen gelingt es, diese Entwicklungsaufgabe zu bewältigen, gleichzeitig zeigen diverse Studien, dass viele unter ihnen ungenügend oder falsch informiert sind.

Erwachsene sind oft verunsichert, was Zeitpunkt und Inhalt der Sexualerziehung ihrer Sprösslinge betrifft.

Diese Verunsicherung wird teilweise von Medienberichterstattungen beeinflusst, welche einzelne Fälle sexueller Nötigung unter oder an Jugendlichen oder Fälle von Jugendschwangerschaften gerne in reisserischer Manier thematisieren. Der Fokus auf einzelne, teilweise dramatische Fälle führt zu einem medialen Bild sexuell frühreifer Jugendlicher, die einen problematischen Umgang mit Sexualität pflegen.

Tatsächlich ist es so, dass erst unter den 17Jährigen die Mehrheit koituserfahren ist; Jugendliche heute zeigen sich somit nicht erfahrener als vor zwanzig Jahren. Ueber 80% der durch die EKKJ befragten Schweizer Jugendlichen haben beim ersten Geschlechtsverkehr ein Verhütungsmittel angewendet. Diverse Studien weisen nach, dass Kampagnen zur Bekämpfung von Aids die Benützung effizienter Verhütungsmittel wie das Kondom verstärkt haben.

Eine Risikogruppe sexuell aktiver Jugendlicher existiert nach wie vor ebenfalls und betrifft vor allem früh pubertierende Jungendliche sowie Jugendliche mit einem problematischen Erfahrungshintergrund. Des Weiteren, ist eine tiefgreifende, umfassend Sexualerziehung leider nicht immer und nicht überall gegeben. Die für die Sexualerziehung Jugendlicher verantwortlichen Akteure sind sich des Ausmasses ihrer Verantwortung nicht immer bewusst: Schliesslich sollen ja die Schule, das Elternhaus, die allgegenwärtigen Medien, notfalls die Gleichaltrigen auch ihren Teil leisten. Aber wer leistet diesen wann und in welchem Umfang?

Die EKKJ hat sich in den letzten beiden Jahren dem Thema Jugendsexualität gewidmet. Sie liess Jugendliche befragen, deren Aussagen wurden ausgewertet und ein erstes Mal anlässlich der Bieler Tagung der Kommission etwa 200 Fachleuten präsentiert. Der vorliegende Schlussbericht fasst die Voten der Jugendlichen und weiterer Experten zusammen. Darauf aufbauend hat die EKKJ Forderungen formuliert, welche sich an die für die Information der Jugendlichen Verantwortlichen richtet.

Einige wichtige Forderungen sollen kurz vorgestellt werden.

Für einen nuancierten gesellschaftlichen Umgang mit Jugendsexualität

Die EKKJ erachtet es als besonders wichtig, dass die Gesellschaft das Thema Jugendsexualität differenziert angeht. Die heutige öffentliche Auseinandersetzung ist von Pauschalurteilen geprägt und vor allem problemorientiert. Doch sollten auch positive Aspekte hervorgehoben werden. Nur so kann den Jugendlichen ein gesunder Umgang mit Sexualität vermittelt werden. Der vorliegende Bericht verfolgt genau dieses Ziel, indem er nicht auf problembehaftetes Sexualverhalten Jugendlicher fokussiert, sondern ein differenziertes Bild der Jugendsexualität vermitteln will.

Forderungen Konkrete Umsetzung Adressaten
Es braucht eine differenzierte, öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Jugendsexualität in unserer Gesellschaft. Sie sollte positive Aspekte hervorheben, die eine gesunde Sexualentwicklung ausmachen, aber auch Risiken und Gefahren beleuchten. Aktuell ist diese Auseinandersetzung noch zu unkritisch und problemorientiert. Regelmässige Studien zur Jugendsexualität in der Schweiz, z.B. Befragung von Jugendlichen und ihren Eltern durchführen.Studien als Basis für eine realitätsbezogene Wissensvermittlung einsetzen. Öffentliche Kommunikation der Resultate. SNF
Hochschule,Universitäten
Fachhochschulen
Bundesamt für Gesundheit

Die EKKJ fordert somit eine kritische und nuancierte öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Jugendsexualität. Dazu braucht es regelmässige Studien zur Jugendsexualität in der Schweiz, als Basis für eine realitätsbezogene Wissensvermittlung.Jugendliche brauchen vertrauenswürdige Information und Ansprechpersonen Gewisse Informationen nehmen Jugendliche erst aus aktuellem Anlass auf, das heisst, wenn sie direkt und unmittelbar betroffen sind. Aus diesem Grunde müssen Jugendliche jederzeit Antworten auf ihre Fragen erhalten und falls gewünscht, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können. Seriöse Internetberatungsstellen wie Tschau.ch in der Deutsch Schweiz und ciao.ch in der Romandie liefern entsprechende professionelle Dienstleistungen, dievon allen Jugendlichen und jederzeit in Anspruch genommen werden können. Gleichzeitig muss die Qualitätssicherung in diesem Bereich gewährleistetsein, was ohne finanzielle Ressourcen nicht möglich ist.

Die EKKJ fordert, dass Sexualerziehung auch ältere Jugendliche erreicht: Nur so können Scheinaufklärung und die Verbreitung von Mythen verhindert werden. Um ältere Jugendliche zu erreichen, ist zudem Informationssarbeit im ausserschulischen Bereich wichtig. Die EKKJ geht davon aus, dass genügend Informationsmaterial vorhanden wäre, dieses jedoch zu wenig verbreitet ist. An dieser Stelle sind unter anderem die offene Jugendarbeit oder Sportvereine sowie niederschwellige Angebote wie Beratungsstellen gefragt.

Forderungen Konkrete Umsetzung Adressaten
Es braucht eine differenzierte Aufklärungsarbeit, die auch ältere Jugendliche erreicht: Scheinaufklärung und die Verbreitung von Mythen müssen verhindert werden. Berücksichtigung älterer Jugendlicher (inkl. Oberstufe, Berufsschule, Brückenangebote) und Verankerung in den entsprechenden Lehrplänen.Förderung von Internetplattformen (z.B. tschau.ch, ciao.ch) EDK
Kantonale Erziehungsdirektionen
Bundesamt für Gesundheit
Spezifische Dach und Berufsverbände (z.B. PLANeS, VSSB, Sedes)
Auch im ausserschulischen Bereich müssen die Jugendlichen erreicht werden. Bestehendes Informationsmaterial und insbesondere Adressen von Beratungsstellen besser bekannt machen z.B. über die offene Jugendarbeit, die Verbandsjugendarbeit oder Sportvereine sowie niederschwellige Angebote wie gynäkologische Ambulatorien und Jugendberatungsstellen. FMH, Ärzte-Organisationen (Jugendmedizin, Gynäkologie, Entwicklungspädiatrie) Offene und verbandliche Jugendarbeit Jugendberatungsstellen Gemeindesozialarbeit (Jugend) Zeitschriften; Jugendsendungen Dach und Berufsverbände (wie PLANeS, VSSB, Sedes)
Quelle: Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ),Oktober 2009

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