Bericht der EKKJ 2009 Schule und Eltern sind die Hauptverantwortlichen in der Sexualerziehung der Jugendlichen Referat von Deborah Demeter, lic. sc. sociales, DEA en sociologie, Büromitglied der EKKJ - Übersetzung des Beitrages
Pubertierenden ist dieses Thema oft zu peinlich, um diesbezügliche Fragen zu stellen. Es bleibt dann zu hoffen, dass die Schule und nicht nur scheinaufgeklärte Freunde und Freundinnen ihnen Informationen liefern. In ihrem Beitrag betonen Prof. Pierre-André Michaud und Christina Akré, dass Erwachsene die Verantwortung haben, Jugendliche zu einer respektvollen Sexualität zu begleiten. Dazu gehört das Vorleben und Vermitteln von Wertvorstellungen. Nachfolgend einige der Empfehlungen der EKKJ zur Rolle der Eltern: - Den Eltern sollte bewusst gemacht werden, dass es in ihrer Verantwortung liegt, den Kindern eine umfassende und altersgerechte Sexualerziehung zu bieten. - Die Eltern sollten auch differenziert informiert werden, da es für viele von ihnen sehr schwierig ist, ihre Kinder im Bereich der Sexualität zu erziehen.
Rolle der Schule Wie Gabriella Jegge, Anita Cotting und Caroline Jacot-Descombes in ihren Beiträgen erläutern, gibt es heute in Schweizer Schulen drei verschiedene Modelle der Sexualerziehung. Bei dem vor allem in der Deutschschweiz angewendeten internen Modell sind die Lehrpersonen für die Sexualerziehung in der Schule verantwortlich, während in der Westschweiz der Sexualkundeunterricht von externen Fachpersonen mit spezifischer Ausbildung erteilt wird. Im Tessin gibt es ein gemischtes System: Die Lehrpersonen erteilen den Sexualkundeunterricht mit der Unterstützung von externen Fachleuten. Auch in der Deutschschweiz besteht heute mancherorts die Tendenz, das gemischte System einzuführen. Obwohl die Sexualerziehung in den Lehrplänen der Schweizer Schulen verankert ist, hängt es oft von den Lehrpersonen oder der Schule ab, ob und wie dieses Thema behandelt wird. Oft haben die Lehrpersonen selbst keine angemessene Ausbildung erhalten, um das Thema mit den Kindern zu behandeln. Folglich sind eine angemessene Ausbildung der Lehrpersonen (was heute selten vorkommt, wie auch Gabriella Jegge in ihrem Beitrag betont) sowie die Aufnahme der Thematik in die Lehrpläne erforderlich. Das Kompetenzzentrum Sexualpädagogik der Pädagogischen Hochschule Luzern arbeitet derzeit an einem Projekt in diesem Sinne und strebt dabei auch eine gesamtschweizerische Harmonisierung der Sexualerziehung an. Es ist ausserdem wichtig zu präzisieren, dass wir hier von Sexualerziehung und nicht von €œAufklärung€ (bzw. €œAbgeben von Informationen€) sprechen. Diese Erziehung ist schon vom Kindergarten an möglich, wo die Kinder ihren Körper entdecken und zum Beispiel oft wissen wollen, was der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ist und wie Babys auf die Welt kommen. Sexualerziehung muss in verschiedenen Entwicklungsphasen angeboten werden, weil jedes Alter seine eigenen spezifischen Bedürfnisse im Bereich der Sexualität hat und weil verschiedene Forschungsarbeiten - darunter auch jene, die im Beitrag von Nancy Bodmer ausgeführt wird - zeigen, dass viele Jugendliche nur scheinbar Kenntnisse im Bereich der Sexualität haben. In den verschiedenen Lebensphasen ist jedes Kind diesbezüglich mehr oder weniger aufnahmefähig. Wird das Thema wiederholt behandelt, ist die Chance grösser, dass die Botschaft die direkt Betroffenen wirklich erreicht. Eine andere Problematik besteht darin, dass Eltern ihre Kinder aus religiösen oder kulturellen Gründen vom Sexualkundeunterricht dispensieren und damit das grosse Risiko eingehen, dass diese Kinder aufwachsen und mit der Sexualität in Berührung kommen, ohne je den Umgang damit gelernt zu haben (aus der von Nancy Bodmer dargelegten Forschungsarbeit geht hervor, dass, je besser die Kinder informiert sind, desto geringer die Gefahr von sogenanntem RisikoGeschlechtsverkehr ist). Konkret gibt die EKKJ folgende politische Empfehlungen in diesem Zusammenhang ab: - Alle Schülerinnen und Schüler müssen am Sexualkundeunterricht teilnehmen. - Der Sexualkundeunterricht, erteilt von ausgebildeten Sexualpädagogen und pädagoginnen, muss in allen Schweizer Schulen und für alle Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Spiralcurriculums obligatorisch sein. In den Lehrplänen und in der Gesetzgebung sollten fixe didaktische Blöcke vom Kindergarten bis zum letzten Schuljahr festgeschrieben werden. - Eltern und Schule müssen zusammenarbeiten, um gemeinsam die Sexualerziehung der Kinder und Jugendlichen zu organisieren.
Quelle:
Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ), Oktober 2009
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