Studie der Hochschule, Universität Basel
Damit der übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter gelingt, haben Jugendliche zum Teil schwierige Entwicklungsaufgaben zu lösen. Das Erlernen eines verantwortungsvollen Umgangs mit Sexualität ist dabei zentral. Zu diesem Thema liess die EKKJ daher Jugendliche zu Fragen rund um das Thema Sexualität beantworten. An der Hochschule,Universität Basel wurde dafür ein Fragebogen mit 43 Fragen entwickelt, der im Frühling 2008 während zwei Monaten auf zwei Internet-Beratungsplattformen aufgeschaltet war. Zwei Drittel der Teilnehmenden waren Mädchen und 61% zwischen 15 bis 18 Jahre alt. Die Hälfte der antwortenden Jugendlichen wurde bis im Alter von elf Jahren aufgeklärt, an erster Stelle durch die Schule (27% der Mädchen, 39% der Knaben). An zweiter Stelle gaben 23% der Mädchen die Mutter an; die Knaben dagegen sagten am zweithäufigsten, «von niemandem» aufgeklärt worden zu sein (16%). Als Drittes erwähnten die Mädchen andere Mädchen (11%), die Knaben andere Jungen (13%). 69% der Jugendlichen denken, sehr gut über Sexualität Bescheid zu wissen. über Schwangerschaftsverhütung sind es 44%, während 7% antworteten, nicht viel darüber zu wissen. Eine andere Frage betrifft den Zyklus der Frau: Die Frage, ob sie wüssten, wann das Risiko, schwanger zu werden, am grössten sei, beantworten 76% mit Ja. Doch es zeigt sich, dass bei weitem nicht alle tatsächlich Bescheid wissen: Knapp die Hälfte, die meinen, den Zeitpunkt zu kennen, geben eine falsche Antwort. Von diesen haben 16% ungeschützten Geschlechtsverkehr. Beim
«ersten Mal»... Die von der Hochschule,Universität Basel befragten Jugendlichen meinen weiter, dass man sein «erstes Mal» im Alter zwischen 16 bis 17 Jahren erleben sollte. 16% hatten überhaupt keine sexuelle Erfahrung, auch nicht mit Küssen oder Petting. Dagegen gibt mehr als die Hälfte an, Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, wobei dieser Anteil erwartungsgemäss mit dem Alter zunimmt. Während bei den Jüngsten mehr Knaben als Mädchen äussern, erfahren zu sein, kehrt sich dieser Geschlechtsunterschied in der mittleren Adoleszenz um: Die 15- bis 18-jährigen Mädchen zeigen sich erfahrener als die gleichaltrigen Jungen. Auf die Frage, wann die Jugendlichen ihr «erstes Mal» erlebt haben, geben zwei Drittel der 17-Jährigen an, ihren ersten Geschlechtsverkehr bereits erlebt zu haben. Ein kleiner Anteil von 6% scheint bereits sehr früh sexuell aktiv gewesen zu sein, nämlich zwischen 12 und 14 Jahren. Der erste Geschlechtsverkehr wird in wenigen Fällen als geplant bezeichnet. Dennoch waren zwei Drittel der Jugendlichen bei ihrem «ersten Mal» in einer festen Beziehung; fast ebenso viele geben auch an, die Initiative sei von beiden ausgegangen. ...
verhüten 85%
Laut der Befragung verhüten 85% bei ihrem «ersten Mal», wobei hier Mädchen zahlreicher vertreten sind. Die meisten Jugendlichen, die nicht verhüteten, sagen, dass es zu schnell ging oder sie kein Verhütungsmittel zur Hand hatten; wenige geben auch an, dass Alkohol oder Drogen im Spiel gewesen seien. Alarmierende Zahlen liegen für die 12- bis 14-jährigen Knaben vor, bei denen sich ein eigentliches Risikoverhalten zeigt; allerdings bilden sie eine sehr kleine Gruppe. Die Resultate der Studie sprechen dafür, dass eine möglichst frühe Prävention sinnvoll ist. Gerade früh pubertierende Jugendliche sollten nicht unvorbereitet den starken körperlichen und psychischen Veränderungen der Adoleszenz gegenüberstehen. Zudem ist davon auszugehen, dass viele Kinder und Jugendliche erst in der Schule sexuell aufgeklärt werden. Dieser kommt damit eine wichtige Rolle bei der Informationsvermittlung zu. Gemäss den heutigen Erkenntnissen setzt frühes Wissen das Alter für erste sexuelle Erfahrungen nicht herunter.
Nach Bildern zu Sexualität muss nicht lange gesucht werden: sie bieten sich einem auf Schritt, Blick und Click an: Plakate, Filme, Internet pop-ups mit sexuellen Inhalten gehören zu unserem Alltag. Die Jugendlichen wachsen in einer Umwelt auf, die in vielen Aspekten (über)sexualisiert ist und den Ton und eben insbesondere die Bilder dazu angibt. Wie frei können sie unter diesen Bedingungen ihre eigenen sexuellen Wünsche und Vorstellungen entfalten? Identitätssuche und Sexualität sind zwei Themen die im Mittelpunkt der Jugendphase stehen und eng miteinander verknüpft sind, so gehört die sexuelle Orientierung, die Wahrnehmung der eigenen körperlichen und psychischen Sinnlichkeit zentral zur Identitätsfindung. Und beide, Erotik und Identität, haben viel mit Imagination und Freiheit zu tun. Welchen Schranken begegnen die Jugendlichen in einer zumindest oberflächlich sexuell sehr aufgeklärten Gesellschaft? Wie erleben sie ihre Sexualität? Welches sind Ihre Wünsche? Wie viel Wissen ist vorhanden? Sind Bi- und Homosexualität "in" oder immer noch ein Tabu? Welche Rolle spielen veränderte Geschlechterrollen? Die EKKJ möchte Antworten auf all diese Fragen - und zwar vor allem von den Jugendlichen selbst. Mit einer Online-Umfrage (auf ciao.ch und tschau.ch) kommen Jugendliche aus der französischen und deutschen Schweiz zu Wort. Tessiner Jugendliche haben in der Videoproduktion strusiAMO ihren Vorstellungen zur Thematik Ausdruck verliehen. Kinder einer Kleinklasse rücken ihre Bilder in der vielseitigen Ausstellung "Liebe, Sexualität, Freundschaft" ins Licht. Im 2009 veröffentlicht die Kommission ihren Bericht mit Resultaten, erweiterten Forschungsergebnissen und politischen Forderungen im Zusammenhang mit der Bieler Tagung 2008.
|