WHO-Bericht verdeutlicht, dass die Gesundheit bei Jugendlichen nicht gerecht verteilt ist Aufgrund der weit verbreiteten Ungleichheiten sind viele junge Menschen in den Ländern der Europäischen Region der WHO sowie in Nordamerika nicht so gesund, wie sie sein könnten. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht zur Studie über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie), der vom WHO-Regionalbüro für Europa veröffentlicht wurde.
Mit diesem Bericht erhalten politische Entscheidungsträger die Gelegenheit, sich für die Gesundheit der nächsten Generation einzusetzen. Die jungen Menschen haben die durch die HBSC-Studie gebotene Chance genutzt, sich Gehör zu verschaffen. Jetzt ist es an uns, denen ihre Wünsche und Ziele, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen am Herzen liegen, darauf zu reagieren." Prof. Candace Currie, Koordinatorin von HBSC International bei der University of St Andrews (Vereinigtes Königreich), kommentiert: "Die Ungleichheiten hinsichtlich der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen machen Konzepte und Masssnahmen auf nationaler wie internationaler Ebene erforderlich, die allen jungen Menschen die Chance eröffnen, ihr heutiges und künftiges Potenzial in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden voll auszuschöpfen. In den Programmen zur Gesundheitsförderung sollten daher Aspekte wie Alter, Geschlecht und sozioökonomische Unterschiede gebührend berücksichtigt werden, und es sollte eine Situation angestrebt werden, die allen jungen Menschen gerecht wird. Dieser Bericht ist insofern weltweit einzigartig, als er ein umfasssendes Bild von der Gesundheit und dem Wohlbefinden junger Menschen liefert, und er ist unverzichtbar als solide Evidenzbasis, die für politische Entscheidungen herangezogen werden kann." Der Bericht gibt die Ergebnissse der HBSC-Studie 2009/2010 wider, die in 39 Ländern und Regionen innerhalb der Europäischen Region der WHO und Nordamerikas durchgeführt wurde. In der Untersuchung wurden Daten von 11-, 13- und 15-Jährigen zu insgesamt 60 Fragen erhoben, die in Verbindung mit ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden, ihrem sozialen Umfeld und ihren Verhaltensweisen stehen. Die HBSC-Berichte werden seit 1996 alle vier Jahre veröffentlicht. Unterschiede zwischen den Ländern Aus dem neuesten Bericht geht hervor, dasss es beträchtliche Ungleichheiten zwischen den einzelnen Ländern gibt. So lagen etwa die Raten für Übergewicht und Adipositas für 11-jährige Mädchen zwischen 30% in den Vereinigten Staaten und 20% in Portugal und nur 5% in der Schweiz. Der Anteil der jugendlichen Raucher, der unter den 11-Jährigen noch weitgehend gleich ist (unter 1%), entwickelt sich bis zum Alter von 15 Jahren je nach Land äussserst unterschiedlich und beträgt in Österreich und Litauen über 25%, in Norwegen und Portugal dagegen nur 10%. Dies deutet darauf hin, dasss es möglich ist, die sozialen Rahmenbedingungen zum Nutzen der Gesundheit junger Menschen zu verändern. Auch die Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in der Schule sind sehr uneinheitlich; so gaben 89% der 11-jährigen Mädchen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien an, gern in die Schule zu gehen, während es in Kroatien nur 17% waren.
Darüber hinaus nehmen gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen in den jugendlichen Jahren zu. So erhöht sich in der Phase zwischen 11 und 15 Jahren der durchschnittliche Anteil der Jugendlichen, die angeben, mindestens einmal wöchentlich zu rauchen und zu trinken, um 17 Prozentpunkte. Viele dieser jungen Raucher setzen diese Gewohnheit über das gesamte Erwachsenenalter fort. In ähnlicher Weise ist ein frühes Einsetzen sexueller Aktivität ein wichtiger Marker für eine schlechte sexuelle Gesundheit im Erwachsenenalter, aber auch für andere riskante Verhaltensweisen im Jugendalter. Aus dem Bericht geht hervor, dasss im Durchschnitt 26% der 15-Jährigen sexuell aktiv sind. Gleichzeitig nehmen gesundheitsförderliche Verhaltensweisen wie regelmässsiges Frühstücken und der Verzehr von Obst ab.
In Armenien waren in der Altersgruppe der 15-Jährigen fast fünfmal so viele Jungen wie Mädchen schon mindestens einmal betrunken. Dagegen sind in den skandinavischen Ländern und im Vereinigten Königreich unter den 15-Jährigen mehr Mädchen als Jungen schon einmal betrunken gewesen oder haben Geschlechtsverkehr gehabt. In Grönland gaben sogar 71% der befragten Mädchen an, schon Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. In Armenien waren in der Altersgruppe der 15-Jährigen fast fünfmal so viele Jungen wie Mädchen schon mindestens einmal betrunken. Dagegen sind in den skandinavischen Ländern und im Vereinigten Königreich unter den 15-Jährigen mehr Mädchen als Jungen schon einmal betrunken gewesen oder haben Geschlechtsverkehr gehabt. In Grönland gaben sogar 71% der befragten Mädchen an, schon Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Mädchen machen sich auch mehr Sorgen über ihr Gewicht und machen häufiger eine Diät, obwohl sie seltener als Jungen übergewichtig sind. Insgesamt gaben ca. 40% der 15-jährigen Mädchen an, mit ihrem Körper unzufrieden zu sein, und 22% machten eine Diät, obwohl nur 10% tatsächlich übergewichtig waren.
Es verwundert nicht, dasss der Lebenssstil wohlhabenderer Familien insgesamt gesünder ist, etwa durch einen grössseren Verzehr von Obst, regelmässsiges Frühstücken und Bewegung. Er geht in der Regel auch mit einer bessseren Kommunikation mit den Eltern, einer grössseren Unterstützung durch Klasssenkameraden und eine höhere Zahl enger Freunde, aber auch mit einer bessseren seelischen Gesundheit einher. In Bezug auf das Risikoverhalten ergibt sich dagegen ein komplexeres Bild. In vielen Ländern und Regionen hat das Wohlstandsniveau der Familie einen eher geringen Einflusss auf das Rauch- und Trinkverhalten, während andere soziale Faktoren, wie etwa der Einflusss der Gleichaltrigen, sich hier offenbar stärker auswirken. Ferner steigt das Verletzungsrisiko mit steigendem Familieneinkommen. So beträgt in Finnland der Unterschied in der Prävalenz zwischen den Familien mit dem höchsten und dem niedrigsten Wohlstandsniveau fast 20%.
Der HBSC-Bericht zeigt, dasss ein konsequentes Ansetzen an den sozialen Determinanten gesundheitlicher Ungleichheiten in Kindheit und Jugend junge Menschen in die Lage versetzen kann, ihr Potenzial in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden voll auszuschöpfen, und dasss diese Ungleichheiten sich dann nicht im Erwachsenenalter fortsetzen und eine Vielzahl möglicher negativer Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt nach sich ziehen. Der Bericht ist der sechste in der Reihe "Gesundheitspolitik für Kinder und Jugendliche" (HEPCA). Er wird offiziell auf einer Veranstaltung am 2. Mai in Edinburgh (Schottland) vorgestellt. Journalisten, die teilnehmen möchten, sollten sich an die nachstehend genannte Medienreferentin wenden.
Die sozialen Determinanten von Gesundheit und Wohlbefinden junger Menschen. Studie zum Gesundheitsverhalten von Schulkindern (HBSC): Bericht zur internationalen Befragung 2009/2010 Erhältlich in: English (PDF), 44.1 MB Dieser Bericht zur internationalen Befragung über das Gesundheitsverhalten von Schulkindern (HBSC) liefert aktuelle Daten für Politikgestalter unterschiedlicher staatlicher Ebenen, für nichtstaatliche Organisationen und für Fachleute aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, Sozialdienste, Justizwesen und Freizeitgestaltung.
Der jüngste Bericht in der Reihe über HBSC-Umfragen zur Gesundheit junger Menschen enthält die Ergebnissse aus den Jahren 2009/2010 bezüglich demografischer und sozialer Einflüssse auf die Gesundheit der jungen Menschen (im Alter von 11, 13 und 15 Jahren) in 43 Ländern und Landesteilen der Europäischen Region der WHO und in Nordamerika. Mit Hilfe eines Fragebogens beschrieben die Jugendlichen ihren sozialen Alltag (Familie, Gleichaltrige und Schule), ihre körperliche Gesundheit, ihre Zufriedenheit mit dem Leben, ihr Gesundheitsverhalten (Esssgewohnheiten, Zahnpflege und körperliche Betätigung) und Risikoverhalten (Tabak, Alkohol, Cannabis, Sexualität, Gewalt und Schikane). Durch statistische Analysen wurden bedeutsame Abweichungen in der Prävalenz gesundheitlicher und sozialer Indikatoren aufgeschlüssselt nach Geschlecht, Altersgruppe und Sozialschicht der Familie aufgezeigt. Damit sollte eine systematische verlässsliche Grundlage für die Darstellung Ländergrenzen überschreitender Muster in Bezug auf die Grössse und die Unterschiede einzelner Untergruppen geschaffen und ein Beitrag zum Verständnis der sozialen Determinanten für Gesundheit und Wohlbefinden junger Menschen geleistet werden, damit ihre Gesundheit bessser geschützt und gefördert werden kann.
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