Umwelt Schweiz: Raumplanung und Landschaften
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Die Schweizer wollen am liebsten im Dorf leben 2016
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Thema: Gesundheit & Soziales Naturwissenschaften - Technik
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Die Landschaft in der Schweiz - Landschaftsentwicklung
Die Schweizer wollen am liebsten im Dorf leben

Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung lebt am liebsten in einem Dorf oder einer Kleinstadt mit guten Verkehrsverbindungen. Das heizt den Flächenverbrauch an und fordert besonders die ländlichen Regionen im Einzugsgebiet von Zürich heraus. Fallstudien der Forschungsanstalt WSL in den Kantonen St. Gallen, Glarus, Luzern und Aargau zeigen mögliche Entwicklungen auf.

Obwohl die Siedlungsfläche seit 1985 um ein Vierteil zugenommen hat und drei Viertel der Menschen in Städten leben: Im Herzen sind die Schweizer Dorfbewohner geblieben. Dies belegt eine Umfrage bei rund 1'200 Schweizer Einwohnern, deren Resultate Maarit Ströbele und Marcel Hunziker von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in einem neuen Bericht präsentieren.

Ländlich wohnen

Auf die Frage, wie sie am liebsten wohnen möchten, gaben 72 Prozent dem Dorf hohe oder höchste Präferenz. 67 Prozent geben der Kleinstadt diese Noten, aber nur 30 Prozent grösseren Städten. Die Agglomeration kommt auf immerhin 37 Prozent. Ein Grossteil der Bevölkerung möchte also ländlich wohnen. Andererseits wünscht man sich auch gute öffentliche Verkehrsmittel (ÖV) und eine Anbindung ans Strassennetz. Beides wäre in den Agglomerationsgemeinden zu haben, die aber paradoxerweise eher unbeliebt sind.

Freiräume sind Kapital

Die Vorliebe für das Wohnen im Grünen hat Gemeinden im Einzugsgebiet grosser Städte ein kräftiges Bevölkerungswachstum beschert, wie ein weiteres Teilprojekt aufzeigt: Silvia Tobias und Kollegen haben die Entwicklungschancen von vier Modellregionen untersucht, die weniger als eine Fahrtstunde vom Grossraum Zürich entfernt sind und unter starkem Siedlungsdruck stehen:

Glarus Nord, das Luzerner Seetal, das Obere Freiamt (AG) und die Linthebene in der Region Gaster (SG).

Just die Vorteile dieser Regionen - die gute Verkehrserschliessung und die ruhige und ländliche Wohnumgebung - drohen zum Bumerang werden. Mit der fortschreitenden Verbauung ihrer Freiräume laufen diese Regionen Gefahr, ihr wichtigstes Kapital zu verlieren. Dies ist den lokalen Entscheidungsträgern durchaus bewusst, ergaben Workshops im Rahmen der Fallstudien.
Aktueller Trend ist unerwünscht

Das Forscherteam um Silvia Tobias entwickelte diverse Zukunftsszenarien mit verschiedenen Annahmen zum Bevölkerungswachstum, der Bau- und Verkehrsentwicklung. Schlecht kommt es, wenn man weiter macht wie bisher: Die Umgebung wird grossflächig in geringer Dichte besiedelt, Natur- und Erholungsorte gehen verloren, Dörfer werden zu Schlaforten für Pendler. Diese Variante ist das Negativbild für die Verantwortlichen vor Ort.

Nach ihren Wunschvorstellungen sollten sowohl Naturschönheiten, die Wirtschaft als auch ein auch tagsüber belebter Dorfkern erhalten bleiben. Nach Ansicht der Forscher ist dies nur mit einer deutlich stärkeren Raumplanung zu erreichen, als es heute der Fall ist.

Noch schlimmer aber käme es, wenn diese Regionen den Verkehr flächendeckend ausbauen würden und zugleich den Investoren freie Hand liessen. Die Folge wäre eine fast flächendeckende Zersiedlung und der Verlust der Erholungsräume im Grünen und der Naturvielfalt.

Lebendige Kleinstädte und Schmetterlinge

Als vielversprechende Lösung kristallisierte sich eine Entwicklung der regionalen Zentren zu lebendigen Kleinstädten nahe zu Grünräumen heraus: Dicht gebaute Siedlungen mit attraktiven öffentlichen Räumen, gepflegten historischen Bauten und einer guten Verkehrserschliessung. Gleichzeitig müssten umliegende kleine Dörfer auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur verzichten; verdichtetes Bauen wäre dort dafür nicht unbedingt nötig.

Wenn Siedlungen in diesen Regionen nicht auf offenem Feld, sondern am Rand oder innerhalb von bestehenden Siedlungen weiter wachsen, profitiert auch die Natur. Dies zeigt ein anderes Teilprojekt des Forschungsprogramms auf: Spezialisierte Tiere und Pflanzen oder Tierarten wie Schmetterlinge, die viel Platz benötigen, finden bessere Lebensräume und invasive Pflanzen breiten sich weniger stark aus. Umgekehrt sind in Städten und grösseren Orten unbebaute Freiräume sehr wichtig, die Lebensräume von Organismen verbinden.

Die Online-Umfrage fand 2014 im Rahmen des WSL-Forschungsprogramms "Raumansprüche von Mensch und Natur" statt.

Quelle: Text Eidg. Forschungsanstalt WSL, September 2015
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