Motorrad Schweiz
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Motorrad Verkehrssicherheit
Protest gegen unsinnige Ideen
Vision Zero - Null Visionen
Motorradfahrer-Protest gegen "Vision Zero"
17. Mai 2003
Mit schweren Maschinen haben sich Tausende von Motorradfahrern in Richtung Bern aufgemacht. Auf dem Bundeshausplatz demonstrieren sie gegen die "Vision Zero" und die Verkehrsreform-Vorschläge des Bundesamtes für Unfallverhütung. 10 000 bis 30 000 Motorradfahrer aus der ganzen Schweiz waren nach Angaben der Organisatoren "Pro Moto" unterwegs nach Bern, wo sie auf dem Bundesplatz für ihre Sache demonstrieren wollen. Nach Polizeiangaben kam es rund um Bern zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

"Die Motorradfahrer fuhren auf der Autobahn 80 Kilometer pro Stunde, wie das eben verlangt wird", sagte ein Sprecher der Berner Kantonspolizei auf Anfrage. Ausserdem seien die Töfffahrer vierspurig gefahren, damit die Autos sie nicht überholen konnten. Der Verkehr wurde so teilweise kilometerweit blockiert.

"Vision Zero"
Die Wut der Töfffahrer richtet sich gegen die vorgesehene technische Tempobegrenzung auf 80 km/h für Motorfahrräder und Roller. Weitere Schikanen sind gemäss "Pro Moto" der nur für sie geltende Alkoholgrenzwert von 0,2 Promille, die Limitierung auf Tempo 70 ausserorts und die Erhöhung des Mindestalters von 16 auf 18 Jahre für das Lenken von Töffs und Rollern.

Diese und viele weitere Vorschläge sind in einem Bericht der bfu zusammengefasst, der Projekt Vision Zero zu einer verbesserten Verkehrssicherheit führen soll. 77 Massnahmen wurden als Diskussionsgrundlage vorgestellt . Die drastischste Massnahme für Motorradfahrer: eine technisch limitierte Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.

Das Bundesamtes für Strassen betont zwar, dass der Bericht nicht die Politik des Bundes beinhaltet, sondern Input liefert. Das Bundesamt begründet die Notwendigkeit drastischer Massnahmen mit den hohen menschlichen und finanziellen Kosten des Strassenverkehrs. Um der Vision Zero, einem Individualverkehr ohne Tote und Schwerverletzte, langfristig nahe zu kommen, brauche es eine Umkehr der Vorgehensweise: Nicht der Mensch sollte sich dem Verkehrssystem anpassen müssen, das System sollte vielmehr so gestaltet werden, dass Fehler des Menschen nicht tödlich enden.

Im Bericht der bfu wird begründet, warum gerade Motorradfahrende besonders an die Kandare genommen werden. Es gebe beim Biken "Risikofaktoren" wie Erscheinungsbild, hohe Geschwindkigkeiten, fehlender physischer Schutz, erlebnisorientierte Fahrmotive usw., die sich mit klassischen Mitteln der Verkehrssicherheitsarbeit kaum eliminieren lassen. Die Gefahr zu verunfallen ist für Töfffahrer siebenmal grösser als für Automobilisten. Nach Meinung der bfu rechtfertigt dies rigorose Massnahmen, die gemäss den Berechnungen pro Jahr zu 20 Toten und 79 Schwerverletzten weniger führen sollen.
Die "Vision Zero" umfasst insgesamt 77 Massnahmen. Ende 2004 wird das Bundesamt für Strassen einen Bericht verfassen. Der Bundesrat entscheidet dann über das weitere Vorgehen.

Die bfu schlägt unter anderem vor:

höhere Ordnungsbussen
Tempo 70 ausserorts, Tempo 110 auf Autobahnen
obligatorische Wegfahrsperre für Nichtangegurtete
0,2-Promille für Neulenker
digitaler Fahrtenschreiber
Grafik
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