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Gesundheit |
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Höhenkrankheit
- Höhenlungenödem
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Ursache
des Höhenlungenödems |
Manche
Menschen entwickeln auf über 3'000 Metern Höhe ein Lungenödem.
Dafür ist ein Fehler beim Natriumtransport durch die Zellen der Lungenbläschen
verantwortlich, wie Claudio Sartori und Urs Scherrer vom Universitätsspital
Lausanne mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds herausgefunden
haben.
Die
Resultate stammen von einer Studie in den Alpen, die mit rund 50 Versuchspersonen
durchgeführt wurde. Um den Zusammenhang zwischen dem Lungenödem
und chronischem Sauerstoffmangel zu untersuchen, haben die beiden Wissenschaftler
ihre Arbeiten nun auf die Aymara-Indios auf der bolivianischen Hochebene
ausgedehnt. Ihre Resultate sollen dazu dienen wirkungsvolle Behandlungsformen
nicht nur für die Bolivianer sondern auch für all jene zu entwickeln,
die wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung unter einem Lungenödem leiden. |
Ursache
des Höhenlungenödems HAPE |
Beim
Höhenlungenödem, englisch abgekürzt HAPE, sammelt sich in
den Lungen Flüssigkeit an. Die Krankheit fordert gerade unter Alpinistinnen
und Alpinisten nicht selten Todesopfer. Sie kann aber auch alle andern
treffen, die sich längere Zeit in höhere Lagen (> 2'500 m) aufhalten. Das
HAPE entsteht häufig wegen eines zu schnellen Aufstiegs, der dem Körper
zu wenig Zeit lässt, sich an den Sauerstoffmangel zu gewöhnen. "Dieses Risiko wird häufig unterschätzt", sagt Urs
Scherrer vom Universitätsspital Lausanne (CHUV). "Wenn eine
Gruppe von Leuten zu schnell auf den Monte Rosa, auf 4'634 Metern, steigen,
entwickeln etwa 10 Prozent 36 bis 72 Stunden nach der Ankunft ein HAPE." |
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Herz-Kreislauf-Erkrankung
und Ödem |
Urs
Scherrer und Claudio Sartori sind eigentlich keine routinierten Alpinisten,
sondern einfach gerne in den Bergen. Dass sie mit der Unterstützung
des Schweizerischen Nationalfonds das Höhenlungenödem untersuchen,
hat einen anderen Grund. "Im CHUV werden viele Patienten mit Lungenödemen
behandelt", erklärt Urs Scherrer. "Es handelt sich um
eine weit verbreitete Krankheit, die zum Beispiel nach einem Infarkt auftreten
kann. Da ich häufig solchen Patienten begegne, wollte ich mehr über
die Ursachen der Krankheit erfahren."
Der
Ansatz erstaunt. Weshalb wählt man den Weg über das HAPE, um
die Ursachen eines zwar ähnlichen, aber durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
bedingten Ödems zu ergründen? "Das macht durchaus Sinn",
entgegnet Claudio Sartori. "Das Höhenlungenödem ist ein
hervorragendes Modell. Es entwickelt sich bei Personen, die eine gewisse
Veranlagung haben, sonst aber vollkommen gesund sind. Die Ursachen dieser
Erkrankung können also untersucht werden, ohne dass die Symptome durch
eine andere Krankheit und entsprechende Medikamente verfälscht werden." |
Für
diese Studie unternahmen 21 Alpinistinnen und Alpinisten, die bereits einmal
ein HAPE entwickelt hatten und 29 Berggänger, die trotz wiederholten
Aufenthalten in höheren Lagen nie darunter gelitten hatten, einen
raschen Aufstieg zur Regina Margherita-Hütte im Monte-Rosa-Gebiet,
auf 4'556 Metern, wo sie sich 48 Stunden aufhielten. "Die Versuchspersonen
wurden verschiedenen Tests unterzogen, darunter eine besonders aufschlussreiche
Analyse", erläutert Urs Scherrer. "Wir haben in ihre Nase
einen winzigen Katheter eingeführt, um den Unterschied des elektrischen
Potenzials zwischen der Nasenschleimhaut und dem Unterhautgewebe des Unterarms
zu messen. Gewisse Zellen der Nasenschleimhaut, die leicht zugänglich
sind, widerspiegeln nahezu exakt das Verhalten der Zellen in den Lungenbläschen.
Eine Differenz bezüglich des elektrischen Potentials entsteht, wenn
zwei miteinander verbundene Gebiete nicht dieselbe Konzentration, zum Beispiel
von Natriumionen, aufweisen. Das gemessene Signal sinkt auf null, wenn
die beiden Gebiete das ionische Gleichgewicht erreicht haben." |
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Natriumkonzentration
in den Lungenbläschen |
Die
Forscher interessieren sich für die Natriumkonzentration in den Lungenbläschen,
denn das Natrium sorgt für die Wiederaufnahme des Wassers, die sich
in den Lungenbläschen befinden. Der Unterschied der Ionenkonzentration
in den Lungen ist molekularen Pumpen zu verdanken, die Natrium vom Luftraum
der Lungenbläschen in den Lungenzwischenraum transportieren, wo sich
die Blutgefässe befinden. Um diesen Konzentrationsunterschied auszugleichen,
folgt die Flüssigkeit in den Lungenbläschen dem Natrium zu den
Blutgefässen. Dieser Mechanismus erlaubt es der Lunge, sich der Flüssigkeit
zu entledigen, die sie verstopft.
Dank
der Ergebnisse dieser Experimente, die vor Kurzem im European Respiratory
Journal erschienen, konnten Urs Scherrer und Claudio Sartori zeigen, dass
bei Personen, die für Höhenlungenödeme anfällig
sind, eine (vermutlich genetisch bedingte) Fehlfunktion des Transports
von Natriumionen in den Zellen der Lungenbläschen vorliegt. Vermutlich
weisen anfällige Personen bereits auf niedriger Höhe einen geringeren
Unterschied des elektrischen Potenzials auf als die HAPE-resistenten Menschen.
Diese Fehlfunktion, die den Abtransport des Wassers in den Lungen behindert,
verschlimmert sich mit zunehmender Höhe.
Das
Medikament "Salmeterol" stimuliert diesen Transport und verringert
das Risiko eines HAPE bei anfälligen Personen um die Hälfte,
wie die beiden Forscher bereits im Jahr 2002 herausgefunden haben. |
Forschungarbeiten
in den Anden |
"Diese
Forschungsarbeiten fanden in einem extremen Umfeld statt, in dem man sich
normalerweise nur für kurze Zeit aufhält", erklärt
Claudio Sartori. "Wir möchten jetzt die Langzeitauswirkungen
einer solchen Umwelt auf den Menschen untersuchen. Wir haben dafür
die Hochebene Boliviens, die Altiplano, ausgewählt, wo die Aymara-Indios
seit Jahrtausenden leben."
Die
beiden Schweizer Professoren möchten insbesondere herausfinden, weshalb
ein Einwohner von La Paz (3'600 m) ein Lungenödem entwickeln kann,
wenn er nach einem Aufenthalt im Tiefland zurück ins Hochland kommt.
"Wir wollen wieder beim Natriumtransport in den Lungenbläschen
ansetzen, aber auch bei den Zellen, die die Blutgefässe der Lungen
auskleiden", präzisiert Urs Scherrer. Diese Zellen kämpfen
gegen die übermässige Verengung der Lungengefässe bei Sauerstoffmangel.
Bei gewissen Personen ist diese Verengung so ausgeprägt und der Druck
so hoch, dass Risse in den Gefässwänden der Lungenkapillaren
auftreten, was schliesslich ein Ödem verursachen kann.
Zur
Entstehung eines Lungenödems tragen im Wesentlichen zwei Mechanismen
bei: Das Unvermögen zur Wegführung der Flüssigkeit oder
eine übermässige Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge.
Oder auch beide Faktoren zusammen." |
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Quelle:
Schweizerischen Nationalfonds (SNF), September 2004 |
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