 |
Lehrstellenmarkt
Schweiz 2008 |
 |
LEHRSTELLENBAROMETER
AUGUST 2008 |
 |
Fachkräftemangel:
Ursachen - Ansatzpunkte - Handlungsfelder
|
 |
Bundesrätin
Doris Leuthard erörterte zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern
aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Thematik des Fachkräftemangels
aus Sicht der Berufsbildung und des Arbeitsmarktes.
 |
Ausgangslage
|
 |
In
den vergangenen vier Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs haben Meldungen
über einen Fachkräftemangel zugenommen. Vorwiegend bei hochqualifizierten
und spezialisierten Berufsgattungen bekunden die Unternehmen zunehmend
Mühe, Fachpersonal zu finden. Nachwuchskräfte mit naturwissenschaftlich-technischem
Hintergrund sind nicht nur für den Industriesektor von Bedeutung,
sondern ebenso für den stark wachsenden Dienstleistungssektor. Mit
der Globalisierung und der damit einhergehenden Vernetzung von wissensbasierten
Arbeitsleistungen wird mehr Personal mit technischen Kenntnissen und Fertigkeiten
benötigt. Hochqualifizierte Berufsleute sind in allen Funktionsstufen
gefragt wie zum Beispiel Informatikfachleute im Finanzsektor, Mediamatikerinnen
und Mediamatiker im kaufmännischen Sektor oder Kommunikationsfachleute
im Verkehr. Auch im Gesundheitswesen werden modernste Technologien in grossem
Stil eingesetzt.
Wenn
in der Schweiz keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden sind, rekrutieren
Schweizer Grossunternehmen vor allem in Deutschland. Gemäss Branchenerhebungen
sind rund ein Drittel aller in Deutschland ausgeschriebenen Stellen bei
Schweizer Firmen sogenannte "Professionals", sehr gut ausgebildete Fachkräfte
mit grosser Berufserfahrung. Auf Platz zwei folgt die Ländergruppe
Österreich, Italien, Frankreich, Spanien und Grossbritannien.
Insgesamt
wird befürchtet, dass es inskünftig in anspruchsvollen Bereichen
der beruflichen Grundbildung schwieriger wird, geeignete Lehrstellenbewerberinnen
und -bewerber zu rekrutieren. Auf politischer Ebene werden vermehrt Forderungen
erhoben, dem drohenden Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt aktiv
zu begegnen. Es ist deshalb wichtig, frühzeitig ein gemeinsames Verständnis
für den Sachverhalt zu entwickeln sowie bestehende und allenfalls
neue Lösungswege aufzuzeigen.
Ursachen
von Fachkräftemangel
|
 |
Fachkräftemangel
kann mehrere Ursachen haben. In der beruflichen Grundbildung ist aufgrund
der Prognosen des Bundesamtes für Statistik davon auszugehen, dass
die demografische Entwicklung der Schulabgängerinnen und -abgänger
in den nächsten Jahren zu einer Entlastung auf dem Lehrstellenmarkt
führen wird. Was für die einen ein Anzeichen einer Entlastung
darstellt, ist für die anderen eine neue Sorge, die Nachwuchskräfte
im eigenen Land in ausreichender Zahl rekrutieren zu können.
Neben
der demografischen Entwicklung beeinflussen weitere gesellschaftliche Faktoren
wie beispielsweise Karrieremöglichkeiten, Sozialprestige, Höhe
des Lohnes oder die Weiterbildungsangebote das Berufswahlverhalten der
Jugendlichen. In diese Kategorie von Ursachen gehören auch die veränderten
Präferenzen Jugendlicher bezüglich naturwissenschaftlicher oder
technischer Berufe.
Strukturell
bedingter Fachkräftemangel, wie er beispielsweise im wachsenden Anteil
der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor zu beobachten ist oder
im Aufkommen neuer Technologien, wirkt sich längerfristig aus. Auch
hier kann zum Teil durch längerfristig angelegte Bildungsmassnahmen
oder arbeitsmarktliche Massnahmen entgegengewirkt werden. Beiträge
aus der beruflichen Bildung:
Neue berufliche Grundbildungen im Gesundheits- und Sozialwesen (Fachangestellte
Betreuung und Gesundheit) oder
neue Organisationsformen in der beruflichen Grundbildung wie Lehrbetriebsverbünde.
Weiter
können die konjunkturellen Schwankungen Ursache des Fachkräftemangels
sein wie Berechnungen des Seco zeigen:
Im zweiten Quartal 2004, zu Beginn der letzten wirtschaftlichen Aufschwungphase
auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, gaben 45 Prozent der Unternehmen an, Arbeitskräfte
mit einer abgeschossenen beruflichen Grundbildung gesucht zu haben. Lediglich
14 Prozent hatten Mühe diese Stellen zu besetzen.
Vier Jahre später, im zweiten Quartal 2008 suchten 53 Prozent der
Unternehmen Arbeitskräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung;
25 Prozent bekundeten Rekrutierungsprobleme.
Schliesslich
sind in einer zunehmend globalisierten Welt auch die internationalen Migrationsflüsse
zu berücksichtigen, die sich nach dem Angebot und der Nachfrage auf
dem Arbeitsmarkt richten.
Mögliche
Handlungsfelder
|
 |
An
der Lehrstellenkonferenz 2008 wurde die Situation des Fachkräftemangels
in der Schweiz aus drei verschiedenen Blickwinkeln - Arbeitsmarkt, Berufsbildung
und Systemkenntnisse - dargestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.
Dabei ging es darum, Lücken im bestehenden Instrumentarium zu identifizieren,
Handlungsfelder zu bestimmen und entsprechende Massnahmen einzuleiten.
Diverse
Statistiken zeigen, dass die Studienanfänger in exakten Wissenschaften
in den letzten Jahren in gewissen Studienfeldern drastisch abgenommen haben.
Z.B. haben die Anzahl der Erstsemestrigen in den Fachhochschulen von 2001
bis 2006 von ca. 1'300 Studierende auf ca. 980 abgenommen.
1)
Arbeitsmarkt
Zum
Ausgleich der kurzfristigen, konjunkturellen Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt
sind die Instrumente bekannt und eingeführt. Auch sind im Rahmen der
Innovationskonferenz des EVD vom 6. November 2008 eine Reihe von Massnahmen
beschlossen worden, um Jugendliche frühzeitig für naturwissenschaftlich-technische
Berufe zu interessieren und sie zu motivieren, ihre berufliche Zukunft
darauf auszurichten.
2)
Berufsbildung
Der
Beitrag der Berufsbildung zum Ausgleich struktureller Ungleichgewichte
liegt in der Entwicklung von Bildungsgängen und Organisationsformen,
die auf die Bedürfnisse der Arbeitswelt von morgen ausgerichtet sind.
Das neue Berufsbildungsgesetz stellt dabei eine gute Grundlage dar, auf
der die Verbundpartner längerfristig Lösungen entwickeln können.
3)
Systemkenntnisse
Noch
wenig gesichertes Wissen besteht in den Wirkungen, die aus der Demografie,
den gesellschaftlichen Faktoren und der Migration resultieren. Um dem latent
vorhandenen Thema Fachkräftemangel aktiv zu begegnen, sind deshalb
zwei Massnahmen beschlossen worden, die einen besseren Einblick in die
Wirkungszusammenhänge gewähren:
Wirkungsmechanismen und Zusammenhänge erkennen und analysieren
Es
sollen Wirkungsmechanismen und Zusammenhänge von Variablen bzw. Indikatoren
bestimmt werden, die Einfluss auf das Fachkräftepotenzial haben. Sie
sollen identifiziert, gebündelt und hervorgehoben werden. Ziel ist
es, die verschiedenen Einflussfaktoren in ihrem Wirkungszusammenhang besser
verstehen zu können.
Frühwarnsystem zur Fachkräfteproblematik
Es
soll ein Frühwarnsystem in Form eines Monitorings aufgebaut werden,
das sich auf den identifizierten Variablen bzw. Indikatoren abstützt.
Ziel ist es, allfälligen Handlungsbedarf rechtzeitig zu identifizieren
und mit den jeweils Verantwortlichen abzustimmen. Die entsprechenden Indikatoren
werden in einem bestehenden Gremium von Vertreterinnen und Vertretern der
Wirtschaft und der öffentlichen Hand besprochen, um Massnahmen anzupassen
oder neue Massnahmen zu empfehlen.
Quelle:
Bundesamt für Berufsbildung und Technologie November 2008 |
 |
nach
oben
Links |
 |
 |
 |
Externe
Links |
 |
 |
SBFI Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation |
Berufsbildungsämter
Berufsbildungsinformationen |
|