Kakadus wissen, was im Verborgenen geschieht Wie wissen Menschen, dass Kekse immer noch existieren, obwohl sie im Küchenkasten vorübergehend nicht sichtbar sind? Und warum wissen wir, wann und wo ein Auto, das in einem Tunnel verschwunden ist, wieder erscheinen wird?
In ursprünglich unsichtbaren Verschiebungsaufgaben wird die Belohnung unter einem kleinen Hütchen hinter einer oder mehreren grösseren Verdeckungen vorbeibewegt. Zwischen den Besuchen der Verdeckungen wird das Hütchen kurz hochgehoben: Wenn es leer ist bedeutet das, dass die Belohnung hinter der letzten Verdeckung versteckt sein muss. Kinder lösen diese Aufgabe mit etwa zwei Jahren, während bei Primaten bisher nur die grossen Menschenaffen überzeugende Ergebnisse lieferten. Anspruchsvoller in Bezug auf Aufmerksamkeit sind "Transposition"-Tests: Dabei wird die Belohnung unter einem von mehreren gleichen Hütchen versteckt, welche dann ein- oder mehrmals ausgetauscht werden. Die meisten Kinder lösen diese Aufgabe erst mit drei bis vier Jahren. Auch Menschenaffen lösen Transpositionen, haben aber mehr Schwierigkeiten mit doppelten wie mit einzelnen Vertauschungen der Hütchen. In "Rotationen" wiederum sind mehrere gleiche Hütchen auf einem länglichen Brettchen aufgestellt, das in verschiedenen Winkeln drehbar ist; unter einem der Hütchen findet sich die Belohnung. "Translokationen" sind ähnlich wie Rotationen: In diesem Fall rotieren nicht die Hütchen, sondern das Tier wird um den Versuchsaufbau getragen und an in verschiedenen Winkeln dazu entlassen. für Kinder sind Translokationsaufgaben leichter als Rotationen, sie können jedoch beide Aufgaben im Alter von zwei bis drei Jahren lösen. Ein internationales Team von WissenschaftlerInnen testete die Objekt-Permanenz von acht Goffini- Kakadus, einer besonders verspielten indonesische Spezies, in sowohl sichtbaren als auch unsichtbaren Verschiebungsaufgaben.
Auch mit Rotationen und Translokationen hatten die Goffinis erstaunlich wenige Probleme: Wieder im Gegensatz zu Kleinkindern, die mit Translokationen leichter umgehen können als mit Rotationen, gab es bei den Kakadus keinen Unterschied zwischen den Konditionen. Auguste von Bayern von der Universität Oxford fügt hinzu: "Wir vermuten, dass die Fähigkeit zu fliegen und aus der Luft Beute zu fangen möglicherweise stark ausgeprägte räumliche Rotationsfähigkeit benötigt und die Leistung der Tiere in Translokations- und Rotationsaufgaben beeinflussen könnte." "Es war überraschend zu beobachten, dass Goffinis die meisten unsichtbaren Verschiebungen lösen, welche vermutlich eine starke kognitive Last auf das arbeitende Gedächtnis darstellen. Um die Relevanz dieser Fähigkeiten in einem sozio-ökologischen Kontext besser zu verstehen, benötigen wir mehr vergleichende Studien in diese Richtung", meinte Thomas Bugnyar von der Universität Wien. Publikation im "Journal of Comparative Psychology": Alice Auersperg, Birgit Szabo, Auguste von Bayern, Thomas Bugnyar: Object Permanence in Goffin Cockatoos (Cacatua goffini). Journal of Comparative Psychology.
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