|
Umwelt Ozon |
|
|
Umwelt Ozon |
|
Noch
keine Entwarnung für die Ozonschicht
|
Niedrige
Sonnenaktivität verzögert die Erholung der Ozonschicht um rund
zehn Jahre
|
|
21.
Februar 2006 Köln/Oberpfaffenhofen DLR
Was
die Atmosphärenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) bei der Auswertung von Daten eines Klima-Chemie-Modells
erkennen mussten, führte nicht nur in der Fachwelt zu Erstaunen: Entgegen
den bisherigen Annahmen - insbesondere von amerikanischen Wissenschaftlern
- mussten sie feststellen, dass mit einer nachhaltigen Erholung der Ozonschicht
erst ab etwa dem Jahr 2010 gerechnet werden kann. Dies bedeutet, dass der
Beginn der Erholung der Ozonschicht sich gegenüberursprünglichen
Erwartungen um etwa zehn Jahre verzögert. Mit einer vollständigen
Erholung der Ozonschicht wird gar erst in etwa 50 Jahren gerechnet.
Betroffen
davon sind durch eine stärkere ultraviolette Strahlung alle Bürger
rund um den Globus. Für Europa, wo die Schädigung der Ozonschicht
Mitte der 90er Jahre am grössten war, bedeutet dies, dass die Situation
in den nächsten Jahren sich zwar nicht verschlechtert, aber die Verbesserung
erst mit einer beträchtlichen zeitlichen Verzögerung einsetzt.
Protokoll
von Montreal zum Schutz der Ozonschicht |
|
Bereits
1987 wurde im Protokoll von Montreal der Schutz der Ozonschicht international
vereinbart. In einer Reihe von Folgekonferenzen wurden die Produktion und
der Gebrauch von FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) fast vollständig
verboten. Seit dem Jahr 2000 beobachtet man als Folge dieser Vereinbarungen
einen Rückgang der Chlorkonzentration in der Atmosphäre. Chlor
ist die Substanz, die für die Zerstörung der Ozonschicht massgeblich
verantwortlich ist.
Es
stellt sich nun die Frage, ab wann wir mit einer nachhaltigen Erholung
der Ozonschicht rechnen können. In den letzten beiden Jahren wurde
eine Reihe von Fachaufsätzen veröffentlicht, in denen die Autoren
darlegen, dass die Erholung der Ozonschicht (Zunahme der Ozonkonzentration
in der Stratosphäre) bereits vor einigen Jahren begonnen hat. Beobachtungen
zeigen minimale Ozonwerte Mitte der 90er Jahre mit einem Anstieg in den
Folgejahren.
DLR-Klimaforscher
erarbeiteten aussagekräftiges Chemie-Klima-Modell mit guten Vorhersagewerten |
|
|
Mit
einem Rechenmodell, das die chemischen Prozesse der Atmosphäre und
das Klima simuliert, haben Wissenschaftler am DLR-Institut für Physik
der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen Simulationen für den Zeitraum
von 1960 bis 2020 durchgeführt. Erstmalig wurden alle bekannten Einflussfaktoren
- natürliche sowie durch den Menschen verursachte - berücksichtigt,
zum Beispiel grosse Vulkanausbrüche, die Aktivität der Sonne,
der Anstieg von Emissionen bei klima- und Ozonrelevanten Gasen. |
|
Die
Modellergebnisse wurden ausführlich mit Satellitenmessungen und anderen
Beobachtungen aus den letzten Jahrzehnten verglichen. Die Berechnungen
zeigen, dass das erarbeitete Chemie-Klima-Modell reale Vorgänge sehr
genau wiedergibt: So ist es in der Lage, die Veränderungen während
der vergangenen 45 Jahre in weitgehender über einstimmung mit Beobachtungen
zu berechnen.
Vor
allem der beobachtete Anstieg des atmosphärischen Ozongehalts von
1995 bis 2002 wird in dem Modell richtig simuliert. Eine Analyse der Ergebnisse
belegt, dass dieser Anstieg in erster Linie auf eine Zunahme der Sonnenaktivität
zwischen 1996 und 2001 zurückzuführen ist und nicht - wie teilweise
behauptet - auf einen Rückgang der Chlorkonzentration in der Atmosphäre.
Die
Sonne hat einen elfjährigen Aktivitätszyklus, bei dem unter anderem
auch die solare ultraviolette (UV) Strahlung variiert. Die solare Strahlung
im Ultravioletten hat einen unmittelbaren Einfluss auf Ozonbildende und
-zerstörende Prozesse. Während des Maximums der Sonnenaktivität
ist die Ozonschicht der Erde im Mittel um etwa zwei bis fünf Prozent
dicker als während des Minimums der Sonnenaktivität.
Ozonloch
überder Antarktis bleibt vorerst unverändert gross |
|
Die
Aktivität der Sonne erreichte 2001/2002 ihr Maximum. Danach nahm die
Aktivität der Sonne wieder ab, und sie wird voraussichtlich um 2007/2008
ihr nächstes Minimum erreichen. Damit im Einklang ergeben die Simulationen
mit dem Chemie-Klima-Modell erneut sehr niedrige Ozonwerte, so dass in
den nächsten Jahren weiterhin mit einer ausgedünnten Ozonschicht
zu rechnen ist. Das Ozonloch überder Antarktis wird in unveränderter
Grösse auftreten. Das Hauptergebnis der Modellierung ist demnach,
dass mit einer nachhaltigen Erholung der Ozonschicht erst ab etwa dem Jahr
2010 gerechnet wird. Der Beginn der Erholung der Ozonschicht verzögert
sich demnach gegenüberursprünglichen Erwartungen um etwa zehn
Jahre. Das im Jahr 2005 beobachtete Ozonloch war eines der grössten
und bestätigt damit bisher die modelltheoretischen Vorhersagen.
Sichtbare
Erholung des Ozonloch in etwa fünf Jahren, vollständige Erholung
erst in etwa 50 Jahren |
|
Die
Ozonschicht der Erde wird sich regenerieren, allerdings später als
erwartet. In den nächsten fünf Jahren wird die Ozonschicht -
wie in den vergangenen Jahren auch - auf niedrigem Niveau bleiben. Ab 2010
wird die sichtbare Erholung einsetzen. Mit einer vollständigen Erholung
wird erst in etwa 50 Jahren gerechnet. Dies bedeutet ferner, dass in den
nächsten Jahren die Intensität der zum Erdboden gelangenden UV-Strahlung
weiterhin erhöht sein wird.
Diese
Studie der DLR-Wissenschaftler ist eine der ersten, die versucht, die Rolle
der Sonne an der Entwicklung der Ozonschicht zu quantifizieren. Sie dokumentiert
damit, wie komplex die Regeneration der Ozonschicht ist und wie schwierig
es für Forscher ist, diesen Prozess zu erkennen und zu durchleuchten.
Die Arbeit der DLR-Wissenschaftler ist ein wichtiger Schritt, um die Effektivität
des Montrealer Protokolls zu bewerten.
Wie
entsteht Ozon? Entstehung, Zerstörung
Quelle: Text DLR 2006 |
|
Weitere
Informationen
|
|
|
Ozonschicht
überder Antarktis 1994-2004 |
Ozon-Konzentration
überder Antarktis 2007 |
|
|
Links
|
|
|
|
Externe
Links |
|