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Umwelt und Gesundheit Hitze |
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Umwelt und Gesundheit Hitze |
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Klimänderungen
und Hitzewellen
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Auswirkungen
und Folgen des Hitzesommers 2003 |
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Die
aussergewöhnliche Hitze des Sommers 2003 hat in Europa viele Todesfälle
verursacht. Am stärksten betroffen war Frankreich mit etwa 15'000
zusätzlichen Toten allein im August. Im Auftrag vom Bundesamt für
Gesundheit (BAG) und vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft
(BAFU) hat das Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM)
der Universität Basel die Situation in der Schweiz untersucht. Die
Studie kommt zum Schluss, dass verglichen mit anderen Jahren in den Monaten
Juni bis August 2003 975 zusätzliche Todesfälle auftraten. Betroffen
waren vor allem ältere Menschen und BewohnerInnen der Städte
Basel, Genf und Lausanne. Um die gesundheitlichen Auswirkungen künftiger
Hitzeperioden möglichst gering zu halten, geben BAG und BAFU neue
Informationmaterialien heraus, die überdie Ursachen und die gesundheitlichen
Auswirkungen von klimatischen Veränderungen informieren und Verhaltensempfehlungen
für die Bevölkerung beinhalten. |
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Die
Hitzewelle des Sommers 2003 forderte von Juni bis August 2003 975 zusätzliche
Todesfälle. Dies entspricht 7 Prozent mehr als zu erwarten gewesen
wäre. Dass die Auswirkungen der Hitzewelle besonders in Basel, Genf
und Lausanne zu spüren waren, hat auch mit der verringerten Luftzirkulation
in den Städten zu tun. Das Thermometer stieg in diesen Regionen an
einzelnen Tagen über 35°C am Tag und sank nicht unter 20°C
in der Nacht. Die wohltuende Abkühlung blieb aus, was zu lebensbedrohenden
Hirngefäss-, Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen führen kann.
Unter
Hitzewellen leiden vor allem ältere Personen oder Pflegebedürftige.
ältere Personen besitzen eine schlechtere Wärmeregulierung des
Körpers, sie schwitzen weniger und haben ein vermindertes Durstgefühl.
Oft sind sie deshalb nicht in der Lage, die gesundheitlichen Risiken richtig
einzuschätzen und auf die hohen Temperaturen entsprechend zu reagieren.
Um
die gesundheitlichen Auswirkungen künftiger Hitzeperioden möglichst
gering zu halten, geben BAG und BAFU neue Informationmaterialien heraus,
insbesondere auch für Personen, welche ältere und pflegebedürftige
Menschen betreuen. Die wichtigsten Verhaltensregeln als Schutz bei hohen
Temperaturen sind: Anstrengungen vermeiden, Hitze aussperren, viel trinken
und leicht essen.
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Auswirkungen
der Klimaänderung |
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Zu
den Folgen der Klimaänderung gehören nicht nur Hitzewellen. Das
vom BAG und vom BAFU beauftragte Institut für Sozial- und Präventivmedizin
der Universität Basel erstellte eine Übersicht überalle
möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Klimaänderung mit
Relevanz für die Schweiz. Nachfolgend die wichtigsten Auswirkungen:
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Hitzewellen
und Starkniederschläge werden mit der globalen Erwärmung zunehmen.
Hitzestress und Überschwemmungen oder Erdrutsche gefährden die
Gesundheit. |
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Hohe
Temperaturen und starke Sonneneinstrahlung begünstigen die Ozonbildung
und führen regelmässig zu erhöhten Ozonwerten. Die Folgen
sind Schleimhautreizungen, Entzündungsreaktionen in den Atemwegen,
Einschränkung der Lungenfunktion und Beeinträchtigung der körperlichen
Leistungsfähigkeit. |
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Mit
einer weltweiten Verschiebung der Klimazonen können Krankheitsüber träger
wie Stechmücken und Zecken in neue Lebensräume vorstossen und
dort die entsprechenden Infektionskrankheiten verbreiten. |
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Pflanzen
blühen früher im Jahr, was die Pollensaison verlängert und
für Personen mit Asthma oder Heuschnupfen einen längeren Zeitraum
mit gesundheitlichen Beschwerden bedeutet. |
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Mit
zunehmenden Temperaturen können sich Pflanzen mit allergischem Potenzial
in Gebieten ansiedeln, wo sie bisher nicht heimisch waren. Ambrosia (Ambrosia
artemisiifolia) zum Beispiel hat begonnen, sich in der Region Genf und
Tessin massiv auszubreiten. Es ist zu erwarten, dass diese Pflanze weiter
nach Norden vorrückt und auch höhere Lagen besiedeln wird. |
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Während
der Sommermonate treten durch Nahrungsmittel über tragene Krankheiten
gehäuft auf. Wärmere Klimabedingungen könnten zusammen mit
ungeeigneter Aufbewahrung der Speisen zu einer Zunahme von Magen-Darm-Infektionen
führen. |
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oben
Globale
Klimaänderung |
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Die
erwartete Klimaänderung wird in Mitteleuropa künftig vermehrt
zu extremen Witterungsereignissen führen. Klimamodelle lassen vermuten,
dass in Europa Hitzewellen wie 2003 in der zweiten Hälfte des
21.
Jahrhunderts alle zwei bis vier Jahre auftreten dürften, wenn es nicht
gelingt, die Klimaerwärmung zu bremsen. Gleichzeitig ist vermehrt
mit intensiven Regenperioden im Winterhalbjahr zu rechnen, welche zu Murgängen,
Rutschungen und Überschwemmungen führen können. Die Natur
kann diese Auswirkungen abschwächen. Schutzwälder und renaturierte
Flussläufe haben eine Pufferfunktion und leisten einen entscheidenden
Beitrag zur Vermeidung von Schäden. In der Stadt mildern Grünflächen,
Pärke und Alleen hohe Temperaturen.
Die
hohen Ozonwerte des Sommers 2003 waren einer der Faktoren der erhöhten
Sterblichkeit. Die Anstrengungen zur Reduktion der Emission von Vorläufersubstanzen
des Ozons müssen fortgesetzt werden. Eine tatsächliche Abschwächung
der Auswirkungen der Klimaänderung kann jedoch nur mit einer Reduktion
der Treibhausgas-Emissionen, insbesondere des CO2, erreicht werden. Mit
der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ist die Schweiz zusammen mit der
internationalen Gemeinschaft entsprechende Verpflichtungen eingegangen.
Im Hinblick auf eine Reduktion unserer CO2-Emissionen um 10 Prozent bis
2008 - 2012 hat der Bundesrat im letzten März beschlossen, eine Lenkungsabgabe
auf fossilen Brennstoffen sowie versuchsweise einen Klimarappen auf fossilen
Treibstoffen einzuführen.
Die
Hitzewelle des Sommers 2003 |
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Referat
von Prof. Dr. Thomas Zeltner, Direktor Bundesamt für Gesundheit
Hitze
kann töten. Alle Menschen sind - in unterschiedlichem Mass - in heissen
Sommern dieser Gefahr ausgesetzt. Gegen die Gefahren der Hitze kann jeder
und jede etwas unternehmen.
Gesundheitliche
Auswirkungen der Klimaänderung |
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Wirkungen
der Hitze auf den menschlichen Körper Bei
hohen Temperaturen (bei uns ab etwa 30 Grad) kann unser menschliches WärmeRegulierungssystem
über fordert werden. Das heisst, dass unser System die Körpertemperatur
nicht genügend senken kann, was gesundheitliche Störungen zur
Folge hat. Grundsätzlich können alle Altersgruppen davon betroffen
sein. Besonders anfällig sind jedoch ältere Personen. Herz, Kreislauf
und der Wasserhaushalt sind schnell über fordert, Blutdruck, Herz-
und Atemfrequenz steigen an. Dehydrierung - also Austrocknung des Körpers
-, erhöhte Körpertemperatur, Ermattung, Bewusstlosigkeit, Hitzekrämpfe
und Hitzschlag sind gefährliche Konsequenzen dieser gestörten
Wärme-Regulierung.
Warum
vor allem Todesfälle bei älteren Menschen? |
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Ältere
Menschen haben generell eine schlechtere Wärmeregulierung. Sie schwitzen
weniger und haben ein vermindertes Durstgefühl. Ihre Selbständigkeit
und die Fähigkeit, auf die besonderen Umstände und Gefahren der
Hitze adäquat zu reagieren (sich abzukühlen, genügend zu
trinken), sind altershalber eingeschränkt oder nicht mehr möglich.
Darum gehören Betagte, aber auch Pflegebedürftige, zu den am
meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Dieses Risiko muss den
Angehörigen, dem Pflegepersonal und den behandelnden Ärzte und Ärztinnen
bewusst sein, damit sie rechtzeitig planen und Massnahmen ergreifen können..
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Was
können wir vorbeugend tun? |
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Um
auch bei Hitzewellen möglichst gesund und beschwerdefrei zu bleiben,
braucht es Kenntnisse überdie gesundheitlichen Gefahren und die Fähigkeit,
persönlich geeignete Massnahmen treffen zu können.
Das
BAG hat in Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten für
Umweltschutz Merkblätter und Tipps zum Verhalten bei Hitzewellen erarbeitet.
Die drei wichtigsten sind in den Goldenen Regeln für Hitzetage zusammengefasst:
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Körperliche
Anstrengungen vermeiden |
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Hitze
aussperren - den Körper kühlen |
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Viel
trinken (mindestens 1,5 l pro Tag), leicht essen |
Ältere
Menschen benötigen an Hitzetagen besondere Zuwendung, Hilfe und Kontrolle.
Wichtig ist, dass die Planung für Hilfestellungen und den Schutz der
Gesundheit von älteren Menschen schon vor einer Hitzeperiode stattfindet.
Unser Merkblatt "Schutz bei Hitzewelle" richtet sich
deshalb auch an Angehörige und Betreuende von älteren Menschen
und enthält Ratschläge für die Planung und Umsetzung von
vorbeugenden Massnahmen.
Mit
der Umsetzung der drei einfachen goldenen Regeln können -
werden sie rechtzeitig angewendet und viele Todesfälle vermieden
werden.
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Die
Naturräume schützen und unsere Treibhausgasemissionen verringern |
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Rede
von Philippe Roch, Direktor des Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft
Es
besteht kein Zweifel daran, dass sich das Klima verändert. Durch den
vom Menschen verursachten Treibhauseffekt wird das Klima seit der Mitte
des 20. Jahrhunderts immer wärmer. Laut wissenschaftlichen Szenarien
soll die Durchschnittstemperatur auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts
zwischen 1,40C und 5,80C ansteigen, je nachdem ob bzw. welche Massnahmen
zur Verringerung der Treibhausgase von der Völkergemeinschaft ergriffen
werden.
Auch
die Schweiz wird nicht verschont bleiben. In unserem Lande könnten
sich die Klimaänderungen sogar über durchschnittlich stark auswirken.
So ist die Temperatur auf der Erde im Laufe des 20. Jahrhunderts durchschnittlich
um 0,60C gestiegen, in der Schweiz während desselben Zeitraums jedoch
um mehr als ein Grad.
In
Mitteleuropa - und somit auch in der Schweiz - wird die Erderwärmung
vor allem durch häufigeres Auftreten extremer meteorologischer Episoden
zu spüren sein. Klimamodelle zeigen, dass eine Hitzewelle wie im Sommer
2003 in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts alle zwei bis vier
Jahre auftreten könnte. Gleichzeitig ist im Winterhalbjahr mit einer
Zunahme heftiger Niederschläge zu rechnen.
Welche
Auswirkungen werden der Klimawandel auf die Natur und die Bevölkerung
in der Schweiz haben? Wie können sie abgeschwächt werden?
Angesichts
der alpinen Topographie unseres Landes besteht die grösste Gefahr
der Klimaänderungen in einer Zunahme von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen,
Erdrutschen und Schlammlawinen. Es handelt sich um neue Gefahren, die in
Zukunft auch auf den Gefahrenkarten der Kantone eingetragen werden müssen.
Das beste Mittel zur Prävention und zur Schadensbegrenzung ist jedoch
der Schutz der Naturräumen.
Gesunde
Wälder können viel Wasser in den Böden speichern und verhindern
auf diese Weise Erdrutsche. Durch natürliche oder renaturierte Gewässerufer
lassen sich die Gewalten von Hochwasser erheblich verringern und somit
auch die Schäden eindämmen. Wie ausserdem eine Studie des Instituts
für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel gezeigt
hat, tragen Natur und Grünflächen auch in den Städten zur
Regulierung der Temperatur bei und können somit die Auswirkungen von
Hitzewellen in dichtbesiedelten Gebieten abschwächen.
Auch
für unsere Trinkwasserversorgung spielt die Natur eine wesentliche
Rolle. Wälder und Feuchtgebiete filtern und speichern hochwertiges
Trinkwasser und geben es nach und nach wieder ab. Der Sommer 2003 hat sich
zwar nur vereinzelt auf die Trinkwasserversorgung ausgewirkt, doch könnte
sich die Lage verschlimmern, wenn Trockenperioden häufiger auftreten
sollten. überÖkosysteme zu verfügen, welche die Versorgung
mit gutem Wasser gewährleisten, könnte sich in Zukunft als unverzichtbar
erweisen.
Die
Hitzewelle 2003 hat wieder einmal gezeigt, dass hohe Temperaturen, starke
Sonneneinstrahlung, Luftverschmutzung und die Bildung von Sommersmog unmittelbar
miteinander zusammenhängen. In jenem Sommer wurden sehr hohe, häufig
überden Grenzwerten liegende Ozonmengen aufgezeichnet, auf die 130-300
zusätzliche Todesfälle zurückzuführen sind. Damit der
Ozongrenzwert künftig nicht mehr über schritten wird, müssen
die Vorläuferschadstoffe von Ozon, d.h. Stickoxide und flüchtige
organische Verbindungen, um die Hälfte verringert werden. Schon einfache
Massnahmen - wie beispielsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt
mit dem Auto zu fahren oder kurze Strecken zu Fuss oder mit dem Fahrrad
zurückzulegen - könnten wesentlich zur Verbesserung beitragen.
Darüberhinaus sind an Fahrzeugen und Industrieanlagen technische
Verbesserungen vorzunehmen.
Eine
weitere wichtige Folge der Erwärmung des Klimas für die Bevölkerung
ist die dauerhafte Ansiedlung in unseren Breitengraden von Tier- und Pflanzenarten,
die normalerweise in wärmeren Gegenden leben und überdie Verkehrswege
bis zu uns vorgedrungen sind. Manche unter ihnen, wie beispielsweise die
Ambrosia, können die Gesundheit durch schwerwiegende Allergien belasten.
Um zu verhindern, dass sich derartige invasive, schädliche Arten dauerhaft
in der Schweiz ausbreiten, wird im Spätsommer ein Entwurf zur Änderung
der Freisetzungsverordnung (Verordnung überden Umgang mit Organismen
in der Umwelt) in die Vernehmlassung geschickt. Mit der änderung sollen
die Nutzung und der Handel mit den gefährlichsten Arten verboten und
andere Risikoarten unter Beobachtung gestellt werden.
Prioritär
ist die Verringerung der Treibhausgasemissionen |
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All
diese Massnahmen sollen dazu dienen, die Auswirkungen der Klimaänderungen
abzuschwächen. Die Verringerung der Treibhausgasemissionen ist aber
nach wie vor die einzige Möglichkeit, um auf die Ursachen der Erwärmung
des Klimas einzuwirken. Es ist daher wichtig, dass sich die Schweiz an
den von der Völkergemeinschaft im Kyoto-Protokoll vereinbarten Reduktionsmassnahmen
beteiligt und ihre Verpflichtungen erfüllt. Um für die Treibhausgase
das Reduktionsziel von 8% von 2008 bis 2012 zu erreichen, muss die Schweiz
vor allem ihre CO2-Emissionen verringern, da diese hierzulande
bei weitem den grössten Anteil (80%) der Treibhausgase ausmachen.
Im März hat der Bundesrat daher beschlossen, im Rahmen des CO2-Gesetzes
neue Reduktionsmassnahmen einzuführen: eine Lenkungsabgabe auf fossile
Brennstoffe und "auf Probe" einen Klimarappen auf Treibstoffe.
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Direkte
und indirekte Auswirkungen der Klimaänderung auf die Gesundheit
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Zwei
Studien des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität
Basel
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Das
ISPM Basel führte im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt, Wald
und Landschaft und des Bundesamtes für Gesundheit zwei Studien durch.
Einerseits wurden anhand der neueren wissenschaftlichen Literatur die möglichen
gesundheitlichen Folgen der Klimaerwärmung mit Relevanz für die
Schweiz zusammengetragen, andererseits wurden die Auswirkungen des Hitzesommers
auf die Sterblichkeit in der Schweiz untersucht. Dabei zeigte sich, dass
in den drei Sommermonaten 2003 in der Schweiz, verglichen mit den Jahren
1990-2002, 975 (7%) zusätzliche Todesfälle auftraten. Eine erhöhte
Mortalität konnte vor allem in den Städten und Agglomerationen
der Alpennordseite ausgemacht werden (Basel (+ 24%) , Genf (+17.5%), Lausanne
(+13.5%)). Die Mortalitätsrate war für beide Geschlechter und
in allen Altersgruppen höher als erwartet, wobei sich eine erhöhte
Sterblichkeit insbesondere in der ältesten Altersklasse, bei den über
80jährigen manifestierte (+ 8.8%).
Vor
allem in den Städten Basel und Genf stiegen die Temperaturen an einzelnen
Tagen tagsüberüber35°C und sanken nachts nicht unter 20°C.
Die Kombination von hohen Tagestemperaturen und ausbleibender Abkühlung
nachts dürfte ein Grund dafür sein, weshalb in diesen Städten
die stärkste Zunahme der Sterblichkeit vorlag. Die erhöhte Mortalität
während des Hitzesommers 2003 war nicht alleine durch den vorzeitigen
Tod von bereits schwerkranken Personen erklärbar. Wäre dies der
Fall gewesen, hätte man jeweils einen deutlicheren Rückgang der
Mortalität nach den jeweiligen Hitzeepisoden im Juni, Juli und August
sehen müssen. Es sind somit zahlreiche Todesfälle aufgetreten,
die ohne Hitzeeinwirkung in den folgenden Wochen nicht zu erwarten gewesen
wären.
Während
der Hitzewelle 2003 stiegen in der Schweiz auch die Ozonwerte nahezu parallel
zu den Temperaturen an. Die langandauernden stabilen Schönwetterperioden
und die intensive Sonnenstrahlung begünstigten die Bildung von bodennahem
Ozon. Die Ozonbelastung erreichte im Sommer 2003 in der ganzen Schweiz
gesundheitsschädliche Konzentrationen. In zahlreichen Studien konnte
gezeigt werden, dass erhöhte Ozonkonzentrationen mit einer Zunahme
der Sterblichkeit verbunden sind. Einer ersten Abschätzung der Eidgenössischen
Kommission für Lufthygiene zufolge, können etwa 130-300 der beobachteten
vorzeitigen Todesfälle im Sommer 2003 einer über mässigen
Ozonbelastung zugeschrieben werden.
Häufig
wirken sich änderungen des Klimas jedoch auf indirektem Weg aus, in
Folge von Störungen der Ökosysteme. Diese können u.a. die
Verbreitung von Parasiten begünstigen, zu einer Zunahme der Luftschadstoffbelastung
und der Luftallergene (v.a. Pollen) oder zu einem häufigeren Auftreten
von wasser- und lebensmittelgetragenen Infektionskrankheiten führen.
Campylobacter und Salmonella sind die von den Labors am häufigsten
gemeldeten bakteriellen Erreger bei Durchfallerkrankungen in der Schweiz
(Campylobacter 2003: 78 Fälle pro 100'000 Einwohner und Salmonella
2003: 31 Fälle pro 100'000 Einwohner). Beide Erreger zeigen typische
saisonale Muster mit sommerlichen Maxima. Eine aktuelle Zeitreihenanalyse
mit Daten aus zehn europäischen Ländern (inkl. Schweiz) zeigt,
dass zwischen den gemeldeten Salmonelleninfektionen und der jeweiligen
Umgebungstemperatur eine lineare Beziehung besteht. Oberhalb der Schwelle
von 6°C ist für die Schweiz ein linearer Zusammenhang der Temperatur
und der Anzahl gemeldeter Fälle von Salmonellose erkennbar. In den
späten Sommermonaten 2003 häuften sich in der Schweiz die Fälle
gemeldeter Salmonelleninfektionen. Diese traten um einige Tage versetzt
nach dem Temperaturmaxima auf. Etwa 35% aller Fälle von Salmonellose
in der Schweiz können auf den Effekt der Temperatur zurückgeführt
werden.
Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei nicht ausschliesslich
um einen direkten Einfluss der Temperatur auf die Vermehrungsraten der
Salmonellen handelt. Warmes Sommerwetter verändert auch die Essgewohnheiten.
So werden beim Grillieren im Freien und beim Konsum roher oder leicht erhitzter
Speisen die für eine Inaktivierung von Salmonellen notwendigen Bedingungen
oft nicht eingehalten. Obwohl die Anzahl der Lebensmittelinfektionen dank
aktiver Kontrollmassnahmen in den letzten Jahren rückläufig ist,
besteht somit in Bezug auf den Umgang mit Lebensmitteln im Hochsommer (Lagerung,
Zubereitung, Konsum) Information- bzw. Präventionsbedarf von Seite
der Gesundheitsbehörden.
Für
die Schweiz sind die direkten und indirekten gesundheitlichen Auswirkungen
von hohen sommerlichen Temperaturen die wahrscheinlichsten Folgen der Klimaerwärmung.
Mit gezielten Informationen und einer rechtzeitigen Warnung vor extremen
Wetter- und Klimabedingungen lassen sich die negativen Auswirkungen auf
die Gesundheit wirkungsvoll beeinflussen.
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