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Unbeständigkeit nimmt zu
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Rekordsommer 2003 - Ein Vorbote der Klimazukunft
Unbeständigkeit nimmt zu

Zur Temperaturerhöhung kommt ein zweiter Faktor hinzu, der noch fast wichtiger ist. "Gemäss unseren Berechnungen nimmt die Standardabweichung der Sommertemperaturen in Mitteleuropa um bis zu 100 Prozent zu. Das Sommerklima wird sich also gegen das Ende des Jahrhunderts von Jahr zu Jahr stark unterscheiden", erläutert Schär. Wie entscheidend der Faktor Variabilität ist, lässt sich an einem Beispiel demonstrieren. Nimmt die Standardabweichung um 50 Prozent zu, vergrössert sich die Wahrscheinlichkeit eines Rekordsommers, wie wir ihn gerade erlebt haben, um den Faktor 150. "Wie häufig extrem heisse Sommer vorkommen, hängt also davon ab, wie wechselhaft das Klima insgesamt ist", erläutert Schär. "Und vermutlich hat die Variabilität in den letzten Jahren bereits zugenommen."

Völlig verschiedene Sommer

Anzeichen, dass diese Einschätzung nicht aus der Luft gegriffen ist, gibt es durchaus. Schär weist zum einen darauf hin, dass die beiden letzten Sommer völlig verschieden waren. Während im letzten Jahr weitherum Trockenheit herrschte, sorgten 2002 grosse Überschwemmungen für Schlagzeilen. Zum anderen werden die Berechnungen der Zürcher Forscher durch andere Gruppen bestätigt, die im Rahmen des europäischen Projekts "Prudence" vergleichbare Modellrechnungen gemacht haben.

Die Resultate zeigen auch, dass nicht überall in Europa die Variabilität gleich stark zunehmen wird. "In Spanien rechnen wir zwar mit einem starken Anstieg der Durchschnitts-Temperaturen. Die Standardabweichung dürfte sich aber nur geringfügig verändern. Das heisst, das Klima wird dort trotz der starken Erwärmung etwa gleich stabil sein wie heute."


Bodenfeuchte als Schlüsselfaktor

Dass die Variabilität in Mitteleuropa derart stark zunehmen wird, lässt sich physikalisch begründen. "Der Schlüsselfaktor in diesem System ist der Wassergehalt des Bodens", erklärt Schär. "Im Sommer wird in unseren Breiten üblicherweise ein grosser Teil der Strahlungsenergie in Verdunstung umgesetzt. Wenn jedoch der Untergrund ausgetrocknet ist, wird die Verdunstung unterdrückt, und die Luft heizt sich deshalb viel stärker auf. Genau das haben wir in Mitteleuropa im letzten Jahr beobachtet. In Spanien hingegen ist der Boden schon unter den heutigen Bedingungen im Sommer fast immer ausgetrocknet. Deshalb ist dort auch nicht mit einer Zunahme der Variabilität zu rechnen."

Ein derart unsicheres Klimaregime, wie es Schär nun entwirft, dürfte Mitteleuropa vor grosse Schwierigkeiten stellen. "An ein wärmeres, aber konstantes Klima kann man sich im Prinzip anpassen", meint er. "Man kann zum Beispiel andere Kulturpflanzen anbauen, die in einem wärmeren Umfeld besser gedeihen. Wenn aber das Klima von Jahr zu Jahr sprunghaft ändert, ist eine Anpassung an die neuen Verhältnisse viel schwieriger zu bewerkstelligen."

Von Felix Würsten

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