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Gletscherinventar: Dramatische Entwicklung in den Alpen
Alpiner Gletscherschwund stärker als erwartet

Am Geographischen Institut der Universität Zürich wurde im Rahmen einer Studie des Schweizerischen Nationalfonds ein neues Gletscherinventar für die Schweiz erstellt. Dafür wurden in einer Dissertation erstmals Daten des Satelliten Landsat mit den modernen Methoden digitaler Bildverarbeitung und Geoinformatik automatisiert ausgewertet.

Die Arbeit ist auch eine Pilotstudie für das internationale Projekt GLIMS (Global Land Ice Measurements from Space), welches erstmals die Erstellung eines weltweiten Gletscher inventares mit Hilfe von Satellitendaten zum Ziel hat.

Bisher wurden für die Erstellung der meisten Gletscherinventare Luftbilder verwendet, welche mit einer hohen Bodenauflösung (ca. 1 m) ein relativ kleines Gebiet erfassen.

Die einzelnen Bilder müssen aufwendig entzerrt und von Hand ausgewertet werden, was für sehr grosse Gebiete bzw. tausende von Gletschern mehrere Jahre dauern kann. In diesem Zeitraum können sich die Gletscher bereits wieder stark verändern.

Der Sensor Landsat Thematic Mapper (TM) überfliegt seit nunmehr 20 Jahren alle 16 Tage die gleiche Region und zeichnet dabei einen Streifen von 185 km Breite mit 30 m Bodenauflösung auf. Dabei können tausende von Gletschern zum gleichen Zeitpunkt erfasst und mit den neu entwickelten Methoden in wenigen Monaten automatisiert ausgewertet werden. Für die Markierung der schuttbedeckten Gletscherpartien ist allerdings noch immer Handarbeit notwendig.

Die von Frank Paul im Rahmen seiner Dissertation unter Leitung von Andreas Kääb ausgewerteten Daten ergeben folgendes Bild:

Von 1973 bis 1985 hat sich die Schweizer Gletscherfläche gesamthaft kaum verändert (-1%), von 1985 bis 2000 verloren die Gletscher jedoch etwa 1/5 ihrer Fläche (-18%), alpenweit sogar noch etwas mehr (-22%). Damit erreicht der Schwund bereits heute eine Grössenordnung, die erst für das Jahr 2025 erwartet wurde (-30%).

Verglichen mit dem Zeitraum 1850-1973 hat sich der gemittelte Gletscherschwund zudem extrem beschleunigt: um den Faktor drei im Zeitraum 1973-2000 und sogar um den Faktor sieben im Zeitraum 1985-2000.

Besonders auffällig ist der grosse Beitrag der kleinen Gletscher zum Schwund: bei einem Flächenanteil von 18% tragen sie 44% zum gesamten Gletscherschwund bei. Dies ist die direkte Folge ihrer hohen Anzahl kombiniert mit ihrem grossen relativen Flächenverlusten.

Die zunehmende Streuung der Schwundbeträge zu kleineren Gletschern hin bedeutet, dass aus dem Verhalten eines einzelnen Gletschers generell keine Rückschlüsse auf das Klimageschehen gezogen werden sollten.

Obwohl die Höhenänderungen der Gletscheroberfläche nicht direkt gemessen wurden, deutet die
Analyse der Satellitendaten zudem auf ein verstärktes sog. "down-wasting» (Dickenverlust) anstatt auf einen dynamischen Gletscherrückzug in den letzten zwei Jahrzehnten hin. Insbesondere eisfrei werdende Felsinseln und die Abtrennung von Gletscherseitenarmen sind dafür deutliche Anzeichen. Aufgrund verschiedener positiver Rückkopplungen (z.B. durch Aufheizung der Felsinseln) wird in den nächsten Jahren mit einem fortgesetzten Eiszerfall gerechnet.

Als Fazit der Studie lässt sich festhalten:

Der durch die gegenwärtige Temperaturerhöhung erwartete zunehmende Gletscherschwund ist nicht erst ein Phänomen der Zukunft. In den Alpen findet er bereits jetzt statt und zwar deutlich stärker als bisher angenommen.

Quelle: Text Universität Zürich


Weitere Informationen
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Externe Links
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der Naturwissenschaften SANW SAS ASSN
Glaziologie - Uni Zürich (Engl.)
World Glacier Monitoring Service
NASA's Global Change Master Directory
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