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Ökologische Veränderungen in der Nordsee durch biologische Globalisierung und Klimawandel
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Februar
2005
Langzeituntersuchungen
an der Biologischen Anstalt Helgoland des Alfred-Wegener-Instituts für
Polar- und Meeresforschung dokumentieren einen raschen ökologischen
Wandel in der Nordsee. Die Wissenschaftler führen diese änderungen
vor allem auf die Einschleppung gebietsfremder Arten und den globalen Klimawandel
zurück. Das haben die seit 1962 kontinuierlich fortgeführten
Untersuchungen ergeben. Mit fast lückenlosen werktäglichen Messungen
physikalisch-chemischer und biologischer Parameter verfügt die Biologische
Anstalt Helgoland über einen der weltweit wertvollsten marinen Langzeit-Datensätze.
Mit modernen Methoden der Langzeit-Datenerhebung und in enger Kooperation
mit anderen Institutionen leisten die Wissenschaftler auf Helgoland einen
wesentlichen Beitrag dazu, ökologische Veränderungen zu analysieren
und damit Entscheidungshilfen für das Management mariner Ressourcen
und die Umweltpolitik bereitzustellen. Die aktuelle Ausgabe (Band 58, Heft
4) der Zeitschrift "Helgoland Marine Research" (Springer-Verlag) ist der
ökologischen Langzeitforschung auf Helgoland gewidmet.
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Das Motorboot Aade der BAH ist seit mehr als 30 Jahren im Einsatz für
werktägliche Messungen und Probennahmen ; Foto: P. Mangelsdorf, AWI
Mehr
als 150 Jahre Forschung auf der Nordsee-Insel Helgoland haben einen Datensatz
von unschätzbarem Wert hervorgebracht, dessen Auswertung die Wissenschaft
noch lange beschäftigen wird. |
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"Regelmässige
Messungen und Beobachtungen, die Jahrzehnte überspannen, sind das
wichtigste Instrument, mit dem historische Veränderungen der ökologischen
Bedingungen erfasst werden können. Nur so können wir den heutigen
Zustand unserer Ökosysteme bewerten und Modelle entwickeln, die begründete
Aussagen über deren künftige Entwicklung erlauben", erläutert
Dr. Karen Wiltshire von der Biologischen Anstalt Helgoland.
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Coscinodiscus wailesii; diese Kieselalge pazifischer Herkunft tritt seit
etwa 20 Jahren in der Nordsee auf, wo sie seitdem eine wichtige Rolle in
der Primärproduktion spielt; Foto: M. Hoppenrath, AWI
Die
Daten belegen einen Anstieg der Wassertemperatur von 1,1 °C über
die letzten 40 Jahre, bei gleichzeitigem leichten Anstieg des Salzgehalts.Meereisbildung
bei Helgoland, ein Phänomen das bis in die 1940er Jahre im Mittel
etwa alle zehn Jahre auftrat, wurde in den letzten 60 Jahren nur ein einziges
Mal beobachtet (1963). |
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Die
Nordsee weist deutliche Veränderungen in der Häufigkeit von Arten,
im jahreszeitlichen Muster ihres Auftretens und im Artenspektrum auf. Weil
die eng miteinander verbundenen Glieder von Lebensgemeinschaften nicht
gleichlaufend reagieren, verändert sich das Ökosystem. Erstmalig
konnte für die Nordsee eine mit dem Temperaturtrend gekoppelte Veränderung
von Zeitpunkt und Stärke der Kieselalgenblüte nachgewiesen werden. Kieselalgen stellen die Basis des Nahrungsnetzes im Meer dar. Weil ihr
Wachstum weitgehend die Saisonalität der Lebensgemeinschaften in der
Wassersäule und am Meeresboden bestimmt, erwarten die Forscher für
die Zukunft eine tiefgreifende änderung des gesamten Ökosystems.
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Die Meeresassel Idotea metallica, eine von mindestens 30 südlichen,
atlantischen Arten, die in den letzten 15 Jahren neu in der Deutschen Bucht
aufgetreten sind ; Foto: H.-D. Franke, AWI
Die
Helgoländer Wissenschaftler stellten fest, dass einige heimische Arten
wie Hummer und Kabeljau seltener geworden sind. Manche Organismen,
wie verschiedene Algen und die europäische Auster, verschwanden ganz
aus dem Gebiet. |
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Andere
Arten, wie der Taschenkrebs, nahmen in ihren Beständen zu oder traten
neu auf.
Die
grosse Mehrzahl der seit etwa 15 Jahren neu aufgetretenen Arten sind "südliche"
Arten aus der atlantischen Region, die durch den Temperaturanstieg jetzt
auch weiter nördlich leben können. Damit sind sie gleichsam
Indikatoren dieses Trends. Andere neue Arten wurden vom Menschen eingeschleppt
und haben einige lokale Lebensräume und Lebensgemeinschaften bereits
deutlich verändert.
Schon
1873 wurde auf der Nordsee-Insel Helgoland mit den ersten regelmässigen
Messungen begonnen. Mit der Gründung der Biologischen Anstalt Helgoland
1892 wurde eine permanente Institution etabliert, die sich von Beginn an
einer "Forschung mit langem Atem" verpflichtet sah. Seit 1998 ist die Biologische
Anstalt Helgoland Teil des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und
Meeresforschung.
Quelle:
AWI, Helgoland
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