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Klimawandel |
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Der
Wald reagiert auf den Klimawandel
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Der Klimawandel wirkt sich bereits deutlich auf die Wälder der Schweiz
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für Wald, Schnee und Landschaft WSL präsentierten Wissenschafter
neue Erkenntnisse über bereits sichtbare Effekte der Klimaerwärmung
auf Wälder in der Schweiz und Europa. Bäume werden heute beispielsweise
früher grün und verlieren ihr Laub oft später.
Und
im trockenen Wallis ist aktuell ein Baumartenwechsel
im Gange: Wo bisher Waldföhren standen, verjüngen sich neuerdings
Flaumeichen.
Im
Gebirge weichen die Bäume mit zunehmenden Temperaturen in höhere
Lagen aus. Die natürliche Waldgrenze steigt nicht nur in den Alpen,
sondern auch in anderen Gebirgsregionen wie dem Ural langsam an.
Wenn
das Klima für die bisherigen Baumarten zu warm und trocken wird, dann
werden diese von anderen, dem Klima besser angepassten Arten verdrängt.
Im Wallis ist dies bereits der Fall, und zwar unterhalb etwa 1000 bis 1200
Meter über dem Meer, wo sich die Anzahl heisser Tage seit 1980 mehr
als verdoppelt hat. Dort kränkeln auf besonders trockenen Standorten
etwa seit 15 Jahren viele Waldföhren, bis sie schliesslich absterben.
"Eine
Ursache für dieses Föhrensterben sind die zunehmend heissen Sommer;
die Trockenheit begünstigt Schadorganismen und treibt den Absterbeprozess
der Föhre voran", sagt Andreas Rigling von der Eidg. Forschungsanstalt
WSL. Die Föhre verjüngt sich kaum noch, so dass die Flaumeiche
als Wärme liebende Baumart das Regime übernimmt und sich üppig
verjüngt.
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Palmen
im Mittelland |
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Gian-Reto
Walther von der Universität Bayreuth erwartet bei den derzeitigen
Klimaprognosen markante Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt.
Walther erwartet, dass sich in den Wäldern Mitteleuropas immer mehr
neue Pflanzenarten dauerhaft ansiedeln. In der Südschweiz beobachtete
er, dass sich in den vergangenen 20 Jahren 15 neue immergrüne exotische
Arten zur bisherigen Flora gesellten. "Es ist nur eine Frage der Zeit,
bis auch im Schweizer Mittelland oder in Bayern Palmen und andere immergrüne
Exoten wachsen", sagt Walther.
Auch
Thomas Wohlgemuth von der Eidg. Forschungsanstalt WSL geht davon aus, dass
sich die Wälder in der Schweiz bei weiterhin steigenden Temperaturen
stark verändern werden. "In den trockensten Gebieten können wiederholt
auftretende Dürren wie jene des Sommers von 2003 zum grossflächigen
Absterben von Waldbeständen führen", sagt der Vegetationskundler.
Gestützt auf verschiedene Studien rät Wohlgemuth der Forstwirtschaft,
mehr noch als bisher Mischwälder zu schaffen, in denen auch Trockenheit
ertragende Baumarten wie die Flaumeiche vorkommen: Baumartenvielfalt ist
eine Versicherung für die Zukunft.
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Grafik:
Temperaturabweichungen in der Schweiz (von zwölf MeteoSchweiz-Wetterstationen)
und auf der nördlichen Halbkugel von 1901 bis 2004 vom Referenzmittelwert
der Jahre 1961 bis 1990 |
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Im
Allgemeinen nehmen in der Schweiz die Niederschläge im Winterhalbjahr
zu, Sommerhalbjahr jedoch leicht ab.
Die
Temperaturzunahme der letzten 30 Jahre ist gleichzusetzen mit einem Höhenunterschied
um etwa 300 Meter, denn die Temperatur nimmt pro 100 m Höhe um rund
0,65°C ab. Dies beeinflusst nicht nur
Gletscher und Vegetation, sondern unter anderem auch Landwirtschaft, Tourismus,
Energieverbrauch, Permafrostböden, Gesundheit und die Sicherheit des
Menschen vor extremen Naturereignissen wie Murgängen, Steinschlag und Hochwasser. |
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Pflanzen
und Tiere gute Indikatoren für Klimaveränderungen |
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Zugvögel kehren heute früher in ihre Brutgebiete zurück und legen auch
ihre Eier zeitiger. Sie passen sich damit dem früher einsetzenden
Frühling an. Auch Kraut- und Baumarten reagieren ziemlich kurzfristig
auf änderungen der saisonalen Witterung, zum Beispiel mit früherem
Blattaustrieb auf warme Frühlingstemperaturen. Dass in den meisten
Ländern Europas der Frühling früher beginnt, bestätigte
Annette Menzel von der Technischen Universität München in einer
europaweiten Untersuchung. Die Bioklimatologin wertete über 125'000
Messreihen über die Reaktion der Natur auf die Witterung verschiedener
Krautpflanzen und Bäume statistisch aus. "In Europa haben sich Blattentfaltung,
Blüte und Fruchtreife um durchschnittlich 2,5 Tage pro Jahrzehnt verfrüht",
sagt Menzel. Dies sind etwa zwei Wochen mehr als noch vor 30 Jahren. "Wir
müssen die jahreszeitlichen Veränderungen als Warnzeichen sehen,
auch wenn es in einzelnen Fällen eine positive Auswirkung auf Pflanzen
haben kann", sagt Annette Menzel.
Und
wo werden in 100 Jahren die Bäume wachsen, wenn es überall wärmer
wird? "Die Bäume werden stark in höhere Lagen vordringen, sofern
die Alpnutzung dies nicht verhindert", meint Niklaus Zimmermann von der
Eidg. Forschungsanstalt WSL. Wenn sich das Klima in den nächsten 100
Jahren gemäss den Schätzungen des IPCC um 3 bis 6°C erwärmt,
erwartet Zimmermann, dass viele Baumarten in höheren Lagen wachsen
als sie es heute tun. Als Massnahme für die langfristige Walderhaltung
schlägt Zimmermann vor, verschiedene widerstandsfähige Baumarten
in heutigen Wäldern anzupflanzen, um das Risiko des Absterbens ganzer
Bestände zu verringern.
Eine
grosse, für die Waldentwicklung jedoch wichtige Unbekannte bleibt
das Klima. Denn es ist für den Wald als Ganzes und für seine
Baumartenzusammensetzung massgebend, ob die Jahresmitteltemperatur bis
ins Jahr 2100 lediglich um 1,4 Grad oder sogar um 5,8 Grad Celsius ansteigt.
Und in dieser Spanne bewegen sich zurzeit die Vorhersagen verschiedener
Klimamodelle. Matthias Dobbertin von der Eidg. Forschungsanstalt WSL sieht
drei Szenarien für die Wälder in der Schweiz: "In den Hochlagen
werden ansteigende Temperaturen zu grösseren Zuwächsen der Jahrringe
und der Baumhöhe führen". Dies dürfte auch für Wälder
in den tieferen Lagen zutreffen, sofern die Witterung nicht nur warm, sondern
auch feucht ist. "In den inner-alpinen Trockentälern wie dem Wallis
und dem Churer Rheintal wird jedoch der Baumzuwachs deutlich zurückgehen",
sagt der Waldökologe.
In
den vergangenen 30 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in der Schweiz
um mehr als 0,5 Grad pro Jahrzehnt angestiegen. Neben diesem Temperaturanstieg,
der doppelt so gross ist wie das europäische Mittel, spielen jedoch
auch die Niederschläge für den Wald eine bedeutend Rolle. "Der
Klimawandel wird sowohl zu mehr Starkniederschlägen, als auch zu mehr
Trockenperioden führen", sagt Martine Rebetez, Klimatologin an der
Eidg. Forschungsanstalt WSL. Während starke Niederschläge vor
allem das Abflussregime verändern - zum Beispiel in Form von häufigeren
Hochwasserereignissen und Murgängen - können sich Trockenperioden
direkt auf das Vorkommen einzelner Baumarten oder ganzer Wälder auswirken.
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Fazit |
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Der
derzeitige Klimawandel wird sich nicht so schnell aufhalten lassen. Die
wohl wesentlichste Frage ist der Grad der Erwärmung und das Ausmass
der davon abhängenden Veränderungen. Die Referenten liessen keinen
Zweifel daran, dass sich die Schweizer Wälder markant verändern
werden: Sie werden sich im Vergleich zu heute je nach Region und Höhenlage
aus unterschiedlichen Baumarten zusammensetzen, in Trockengebieten wie
im Wallis könnten lokal sogar Steppen entstehen und die Bäume
werden in höher gelegene Wuchszonen vordringen, die Waldgrenze steigt
an.
Die
am "Forum für Wissen anwesenden Vertreter der Waldwirtschaft, der
Schutzwaldbewirtschaftung und des WWF Schweiz waren sich einig in der Ansicht,
dass bereits heute die Wälder im Sinne einer Risikominimierung bewirtschaftet
werden müssen. Das bedeutet, dass für die Zukunft eine möglichst
grosse Vielfalt an standortheimischen Baumarten, Waldstrukturen und Waldtypen
erhalten bleiben sollte.
Adrian
Meier, Präsident des Schweizerischen Forstvereins, der die Tagungsergebnisse
aus der Sicht eines an einer vielfältigen Waldnutzung interessierten
Schweizers zusammenfasste, forderte zum Tagungsthema "Wald und Klimawandel"
dringend weiterführende Forschungen. Diese müssten kriminologisch
genau erfolgen, so wie es die Wissenschafter am "Forum für Wissen"
der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL präsentierten.
Meier fehlen vor allem noch detailliertere Informationen über die
Wechselwirkungen zwischen Wald, Klima und Naturgefahren. Darüber hinaus
ist es für die Gesellschaft wichtig, dass die wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels tiefer gehend erforscht
werden. Und nebst Ursachenbekämpfung und Wirkungsanalysen müssen
sich Forstwirtschaft, Waldeigentümer und Forschung, aber auch
Politik und Verwaltungen ihre Aktivitäten derart intelligent, kreativ
und wirksam an den Klimawandel anpassen, damit unseren Nachfahren möglichst
viele Handlungsoptionen offen bleiben.
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