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Schwierige Situation in Nordmali
Nordmali durchlebt seit 2012 eine schwierige Krise. Der bewaffnete Konflikt begann ursprünglich als Teil einer Unabhängigkeitsbewegung. In der Region Kidal operieren gegenwärtig bewaffnete Gruppen, welche verschiedene Interessen verfolgen. Die Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung streiten sich u.a. mit Schmugglerbanden um Einflusssphären. Das in Algier unterzeichnete Friedensabkommen zwischen einigen Konfliktparteien zeigte keine Wirkung. Die Verzweiflung der Menschen äussert sich in gewalttätigen Demonstrationen wie jene in Gao im Juli 2016, welche viele Verletzte und einige Todesopfer forderte. Die Zentralregierung in Bamako hat die Kontrolle im Norden des Landes verloren.
Die blutigen Auseinandersetzungen begann in Distrikt Ansongo in der Region um Gao im Jahr 2012. In der Region Kidal an der Nordgrenze eskalierte der Konflikt ab 2015. Ansongo und Kidal sind die am stärksten von den Kämpfen betroffenen Regionen von Mali. In anderen Gebieten schwelt der Konflikt auf tieferem Niveau.
In Ansongo und Kidal sind die meisten Menschen Nomaden, welche mit ihren Viehherden während mehreren Monaten im Jahr in den weitläufigen Weidegebieten herumwandern. In dieser Zeit haben die Hirtenfamilien meistens keinen Zugang zu einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung. Die Hilfebedürftigen müssen oft mehr als 50 km wandern, bis sie einen Gesundheitsposten mit einer professionellen Betreuung erreichen können. Die Widerstandsfähigkeit der Menschen hat während des mehr als vier Jahre dauernden Bürgerkriegs und mehreren Dürreperioden stark abgenommen.
In den Konfliktzonen funktioniert das staatliche Gesundheitssystem nicht mehr. Nur noch wenige internationale Hilfsorganisationen sind in diesen Gebieten an der Arbeit.Die Hilfsorganisationen versuchen, einige Gesundheitszentren in den Hauptorten und ihrer ländlichen Umgebung in Betrieb zu halten. Eine wichtige Aufgabe der Hilfskräfte ist es, vor der Regenzeit vorbeugende Malariamedikamente an die Kinder abzugeben. Das Personal der Hilfswerke ist allerdings zahlreichen Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt.
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Quelle: Médecins Sans Frontières, August 2016 |
Text: RAOnline |
Viele Menschen auf der Flucht
Mehr als 130'000 Menschen sind aus Nordmali in die Nachbarländer geflüchtet. Viele Nomaden haben ihr Vieh mitgebracht. Die Flüchtlinge werden in Auffanglagern wie das «Camp M'Berra» in der Nähe der Ortschaft Bassikounou (Hodh El Chargui Region) in Südmauretanien untergebracht. Bassikounou liegt nur 50 km von der Grenze zu Mali entfernt. Die Region Hodh El Chargui ist ein armes, äusserst schwach entwickeltes Gebiet.
Im Mai 2016 befanden sich im Lager M'Berra rund 41'500 Menschen aus Mali. Das UN Hilfsprogramm WFP (UN World Food Programme) fliegt Lebensmittel, Medikamente und Güter des täglichen Bedarf in den Süden von Mauretanien. Die Hilfslieferungen werden von der Europäischen Kommission bezahlt. Die Europäische Union ist der grösste Geldgeber für Hilfsoperationen in Mali.
In der Lagerschule im«Camp M'Berra» wird den Kindern der Flüchtlinge ein Bildungsprogramm angeboten. Kinder, welche weniger als 5 Jahre alt sind, erhalten in der Lagerschule jeden Tag eine Gratismahlzeit. Die Betreuer organisieren auch die Freizeitaktivitäten der Kinder wie gemeinsames Spielen oder Singen.
In Südmauretanien sind die Jugendlichen verschiedenen Herausforderungen und Gefahren ausgesetzt. Kinderarbeit und Kinderheirat sind in dieser Gegend üblich. Die Gefahr ist gross, dass die Jugendlichen als Kindersoldaten rekrutiert zu werden. Die Einschulungsrate ist gering. Mangel- und Unterernährung sowie eine ständige Seuchengefahr beeinträchtigen das Leben der Menschen.
Südmauretanien wird durch eineWüstenlandschaft ohne Vegetation beherrscht. An den meisten Tagen des Jahres brennt sie Sonne unerbittlich vom Himmel. Südmauretanien kämpft selbst mit den Folgen der Dürren. Trotz der schwierigen Umstände ergaben sich bisher keine Reibungspunkte zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Flüchtlingen. Die Aussicht, dass die Flüchtlinge bald nach Mali zurückkehren können, sind schlecht. Die Situation in Nordmali ist für sie zu gefährlich. Manche mehrköpfige Flüchtlingsfamilien leben schon mehr als drei Jahre im Lager. Das meiste Vieh ist während den Dürreperioden verendet .
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Quelle: European Commission Humanitarian Aid Office, Juli 2016 |
Text: RAOnline |
Situation in Zentralmali verschlechtert sich
Während sich die Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit auf Nordmali richtet, hat Zentralmali eine erschreckende Gewaltwelle ausgebreitet. Zentralmali ist wesentlich dichter besiedelt als der Norden und hat eine grössere wirtschaftliche Bedeutung. Die Staatsgewalt und die nationale Elite hat das Gewaltpotenzial in dieser Region zu lange ignoriert. 2015 schlossen die Konfliktparteien in Bamako ein Friedensabkommen ab, welches nur für den Norden Gültigkeit hat.
Der Kampf um die Kontrolle über die Ausbeutung der Bodenschätze hat verschiedene Konfliktfelder entstehen lassen. Der Staat und seine Sicherheitskräfte haben keinen Einfluss mehr über die Entwicklung der Ereignisse. Die Vertreter der staatlichen Administration wurden aus den ländlichen Gebieten vertrieben. In den vergangenen Monaten hat ein Feldzug der religiös motivierten Jihadisten der Staatsmacht jede Legitimität in Zentralmali geraubt. Als Begleiterscheinung beim Zerfall der Staatsmacht haben sich die Kriminalität und das Banditentum ausgebreitet. Privat finanzierte Selbstverteidigungsmilizen sind weitere Akteure im Kampf um Einfluss und Macht in Zentralmali.
Die Rebellion in Nordmali hat sich während einer langen Zeit nicht in Zentralmali ausgebreitet. Zentralmali litt allerdings unter den Folgen des Aufstands in den Nordgebieten. Ab dem Jahr 2000 beschafften sich einige nomadisierende Volksgruppen immer mehr moderne Waffen. Die Nomaden fühlten sich von den städtischen Machteliten und den lokalen Aristokratien vernachlässigt. Die Nomaden formierten eine Widerstandsbewegung, die das Ziel verfolgte, den Machteliten und Aristokratien die Privilegien zu entreissen. Die Staatsmacht konnte auf die neue Bedrohung nicht reagieren, weil die Machtträger in einem Netzwerk der Korruption mit sich selbst beschäftigt waren. Die staatlichen Sicherheitskräfte hatten das Vertrauen in weiten Teilen der Bevölkerung durch ihr brutales Vorgehen und die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen vor allem gegen die Nomadenstämme der Fulani und der Tamasheq verspielt. Der Staat wurde als Vermittler zwischen den verschiedenen Konfliktparteien nicht mehr akzeptiert. In der Zeit der Unsicherheit suchten Teile der Bevölkerung Schutz bei Milizen und radikalen Gruppen.
2013 vertrieb die Französische Armee die Milizen und radikalen Gruppen aus ihren Einflussgebieten. Die malische Armee rückte in die von den Franzosen gesäuberten Gebiete ein und wirkte wieder mit der schon bekannten Brutalität und Menschenverachtung. Die Rückkehr der korrupten Beamten der Zentralregierung hat die Bevölkerung zusätzlich verärgert. Nach der erfolgreichen Intervention der französischen Armee und ihrem späteren Abzug hat sich die Sicherheitslage sowie das Verhältnis zwischen der lokalen Bevölkerung und den Vertretern der Zentralregierung fortwährend verschlechtert. In diesem von Misstrauen und Gewalt geprägten Umfeld haben sich radikale Gruppen etabliert. Über die Ideologie, die Ziele und die Struktur dieser radikalen Bewegungen ist noch wenig bekannt. Einige blutige Überfälle werden Gruppen zugeschrieben, welche in Verbindung mit der Jihadistengruppe «Ansar Eddine» stehen sollen. Für Beobachter ist es schwierig, die bewaffneten Aktivitäten in Zentralmali einer bestimmten Gruppe zuzuordnen. Die Übergänge zwischen Bandenkriminalität, lokalen Rachefeldzügen und religiös motivierten Aktionen sind oft fliessend.
Die nationale und lokale Machteliten haben mit einiger Verzögerung auf besorgniserregende Entwicklung im Zentrum von Mali reagiert. Die Strategie dieser Machtträger folgt dem Ziel, den Unruhen mit militärischen Mitteln zu begegnen. Neben der nationalen Armee und der Polizei sind vom Staat ausgerüstete und unterstützte Dorfmilizen (sogenannte Selbstverteidigungskräfte) im Kampf gegen die Unruhestifter aktiv. Die Massnahmen zeigen nach Angaben von Beobachtern einige Erfolge.
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Quelle: International Crisis Group, Juli 2016 |
Text: RAOnline |
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