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Mittelalterlicher Münzschatz in Nürensdorf entdeckt |
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In einem Wald beim Weiler Breite in Nürensdorf entdeckte ein Mitarbeiter der Kantonsarchäologie einen Münzschatz aus der Zeit um 1320. Insgesamt konnten 238 Münzen geborgen werden. Der neue Fund wirft ein überraschendes Licht auf den Geldumlauf um 1300.
Der Kanton Zürich wird seit einigen Jahren mit modernsten Methoden digital vermessen. Seit Anfang 2015 steht allen Interessierten ein hochaufgelöstes digitales Oberflächen- und Terrainmodell zur Verfügung (LIDAR-Scans). Die Grundlagen werden bei der Infrastruktur- oder Raumplanung, im Forstwesen und in der Vermessung genutzt. Auch die Kantonsarchäologie profitiert davon, um bekannte archäologische Fundstellen besser zu dokumentieren und zu schützen sowie neue, bisher unerkannte Fundstellen zu finden. Sie klärt daher auf den LIDAR-Scans sichtbare, auffällige Geländemerkmale vor Ort ab.
Verborgen oder verloren - und wiedergefunden
ine solche Begehung durch einen Mitarbeiter der Kantonsarchäologie im Südosten des Weilers Breite in Nürensdorf konzentrierte sich auf eine kleine, auf dem Scan erkennbare Erhebung. Neben diesem Hügel kam unerwartet ein Münzschatz zum Vorschein. In zwei Konzentrationen, rund zwei Meter voneinander entfernt, lagen einseitig geprägte mittelalterliche Pfennige (sogenannte Brakteaten) in grosser Zahl. Die Bergung förderte insgesamt 238 Brakteaten aus der Zeit um 1295-1320 zu Tage. Der Münzschatz wird im Auftrag der Kantonsarchäologie im Münzkabinett der Stadt Winterthur bearbeitet werden und dort auch aufbewahrt bleiben.
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Die Pfennige lagen im Boden. Reste eines Behältnisses waren nicht vorhanden, es wurden auch keine archäologischen Reste von Gebäuden oder anderen Strukturen beobachtet. In der Nähe der Fundstelle, die heute im Wald liegt, führte die Landstrasse von Zürich/Kloten nach Winterthur vorbei. Es ist möglich, dass das Ensemble in einem vergänglichen und daher nicht mehr erhaltenen Behältnis, zum Beispiel aus Leder oder Stoff, verborgen lag. Vielleicht ging es auch einfach verloren. Eine ältere landwirtschaftliche Nutzung - die heutige Bewaldung geht möglicherweise nicht weit zurück - oder Tiere könnten das Behältnis zerrissen und die Münzen auf der heutigen Fläche verschleppt haben.
Die selben Münztypen wie in Winterthur
Von den im unkonservierten Zustand etwa 190 bestimmbaren Münzen stammen je rund ein Drittel aus den Münzstätten Basel und Zofingen; hinzu kommen etwa 25 aus Schaffhausen, etwa 20 aus Laufenburg und rund 10 aus Freiburg im Breisgau. Nur etwa 5 Pfennige wurden in Zürich, der nächstliegenden Münzstätte geprägt. Das Ensemble aus Nürensdorf enthält überraschenderweise ausschliesslich Münztypen, die auch im Münzschatzfund von Winterthur (Haldengutareal) vorkommen. Dieser grosse, im Jahr 1930 entdeckte Fund, der im Münzkabinett Winterthur aufbewahrt wird, enthält 2750 Pfennige des späten 13. und frühen 14. Jahrhundert, und zwar 21 verschiedene Typen aus sieben Münzstätten der heutigen Schweiz und Süddeutschlands.
Verschiedenste Pfennige waren im Umlauf
Der Münzschatz vom Haldengutareal in Winterthur war bisher der wichtigste Beleg für den Geldumlauf in der Gegend von Winterthur. Der neue Münzschatz aus Nürensdorf zeigt, dass das breite Spektrum von Pfennigen im Haldengut-Fund kein Einzelfall, sondern sozusagen der «Normalfall» des Geldumlaufs um 1300 in der Winterthurer Gegend war. Neben den Zürcher Pfennigen zirkulierten hier Pfennige aus Schaffhausen und Zofingen, aber auch aus Laufenburg, Basel und sogar Freiburg im Breisgau.
Der Geld-Wert der Nürensdorfer Münzen erreicht mit 238 Pfennigen nahezu ein Pfund Pfennige (240 Pfennige): Dies war ein ansehnlicher Betrag und entsprach im Jahr 1275 etwa dem Einkommen, das ein Landpfarrer in zwei Monaten in Form von Geld (das heisst, ohne Naturalien wie Brennholz, Getreide etc.) verdiente.
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Quelle:
Text Baudirektion, Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich, Januar 2016 |
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