Landwirtschaft
end
Schweizer Landwirtschaft
BSF Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2011
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2011 Diagramme
Schweizer Landwirtschaft
Weiterführende Informationen
Thema: Wirtschaft, Handel & Beruf
vorangehende Seiteend
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2011 - Schätzung
2011: Die Landwirtschaft zwischen guten Ernten und Preisdruck

Gemäss ersten Schätzungen ist das Einkommen des Schweizer Landwirtschaftssektors nach zwei Jahren mit Einkommenseinbrüchen (2009 und 2010) im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent gestiegen. Diese Zunahme hat mehrere Ursachen. Die Erhöhung des Produktionsvolumens und der Direktzahlungen wurde durch den anhaltenden Preisrückgang bei den Agrarprodukten neutralisiert. Die geringeren Abschreibungen konnten hingegen die Produktionskosten der Schweizer Landwirtschaft etwas dämpfen. Soweit einige Ergebnisse der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung, die das Bundesamt für Statistik (BFS) erarbeitet.

Insgesamt werden für das Jahr 2011 gute Erträge bei der pflanzlichen Produktion erwartet, die die geschätzte Wertabnahme bei der Grasproduktion grösstenteils kompensieren. Bei der tierischen Produktion hat der Einbruch des Schweinepreises das gesteigerte Produktionsvolumen aufgehoben. Die landwirtschaftlichen Dienstleistungen und die Nebentätigkeiten nehmen weiter zu. Der Gesamtproduktionswert dürfte sich auf 10,3 Milliarden Franken belaufen und somit nahezu den Vorjahreswert erreichen (-0,4% oder -40 Millionen Franken).

Die öffentlichen Beiträge (Direktzahlungen) für den landwirtschaftlichen Sektor nehmen um 1,4 Prozent zu (+39 Millionen Franken), während die Produktionskosten um 0,7 Prozent (-76 Millionen Franken) zurückgehen. Der Saldo, das heisst das Einkommen des Landwirtschaftssektors, das hauptsächlich die Arbeit und das eingesetzte Kapital der Bauernfamilien entschädigt, wird für das Jahr 2011 auf über 2,7 Milliarden Franken geschätzt. Dies entspricht einer Einkommenserhöhung von rund 75 Millionen Franken gegenüber 2010 (+2,8%).

Erneut weniger Beschäftigte, dafür Einkommenszunahme

Der Trend hin zu weniger Betrieben und Beschäftigten in der Schweizer Landwirtschaft dürfte sich 2011 fortsetzen. Gemäss ersten Schätzungen wird das landwirtschaftliche Arbeitsvolumen 2011 um rund 0,8 Prozent sinken, was einen vergleichbaren Rückgang wie 2010 bedeutet. Nach den Einkommenseinbussen der Jahre 2009 (-4,4%) und 2010 (-1,0%) nimmt das gesamte vom Agrarsektor erzeugte Entgelt für die Arbeitnehmenden und die Selbstständigerwerbenden um 2,1 Prozent zu und das Entgelt pro Arbeitseinheit steigt um 2,9 Prozent.

Tierische Produktion: Schweinemarkt weiterhin unter Druck

47 Prozent des Produktionswertes der Landwirtschaft - welcher mit 2010 vergleichbar ist - stammen aus der tierischen Produktion. Das Angebot an Schlachtschweinen bleibt nach wie vor stark und erhöht den Druck auf den bereits angespannten Markt noch weiter. Diese Übersättigung hat negative Folgen für die 2011 erzielten Preise (-6,7%), nachdem schon 2010 ein Preissturz von 11,7 Prozent hingenommen werden musste. Der Produktionswert der Schweinehaltung, der einen Fünftel der tierischen Produktion ausmacht, ist gegenüber dem Vorjahr um rund 6,5 Prozent (-62 Millionen Franken) eingebrochen.

Von der tierischen Produktion stammt beinahe die Hälfte aus der Milchproduktion. Gemäss ersten Schätzungen konnte der im Jahr 2009 beobachtete Einbruch des Milchpreises 2011 gebremst werden. Das Produktionsvolumen blieb konstant, so dass der Milchproduktionswert von 2,1 Milliarden Franken mit jenem des Vorjahres vergleichbar ist. Demgegenüber stieg die Geflügel- und Eierproduktion weiter an (+1,3%) und erreichte damit beinahe 10 Prozent des Wertes der tierischen Produktion.

Gute Ernten im Jahr 2011, jedoch Rückgang der Produktionswerte

Im Jahr 2011 macht die pflanzliche Produktion 43 Prozent des Gesamtproduktionswertes der Schweizer Landwirtschaft aus. Nach einem Winter mit geringen Niederschlägen gab es einen warmen und trockenen Frühling und einen feuchten und kalten Sommeranfang. Nach mittelmässigen Ernten im Jahr 2010 nahm der Produktionswert im Ackerbau (Getreide, Zuckerrüben, Ölsaaten, Kartoffeln) 2011 um 6,6 Prozent und in den Spezialkulturen (Obst und Gemüse, Wein- und Gartenbau) um 1,5 Prozent zu. Für die Grasproduktion waren die Bedingungen hingegen nicht optimal und hatten einen Einbruch des Produktionswertes beim Futterbau von 12,2 Prozent zur Folge.

Da die Preissenkung höher war als die Zunahme der Produktionsmenge, ergab sich gegenüber dem Vorjahr eine Abnahme des Produktionswerts der pflanzlichen Erzeugnisse von 1,4 Prozent (-63 Millionen Franken).

Die landwirtschaftlichen Dienstleistungen und die Nebentätigkeiten nehmen weiter zu

Die landwirtschaftlichen Dienstleistungen und die sonstigen Nebentätigkeiten, die 2011 auf 659 bzw. 364 Millionen Franken geschätzt werden, machen rund 10 Prozent des Gesamtproduktionswertes aus und verzeichnen damit eine weitere Zunahme. Nach einem bemerkenswerten Aufschwung der landwirtschaftlichen Dienstleistungen seit den 1980er-Jahren, ist nun eine Verlangsamung dieses Anstiegs zu verzeichnen (+0,6% gegenüber 2010). Die Diversifizierung der Einkommensquellen, die über die typischen landwirtschaftlichen Tätigkeiten hinaus geht, ist eine Realität der Schweizer Landwirtschaft. Die nicht trennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten wie die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf dem Hof, die Haltung von Pensionstieren (Pferde) oder die Übernachtungen von Touristen (Schlafen im Stroh) haben gegenüber 2010 um 6,9 Prozent zugenommen.

Geringere Abschreibungen dämpfen die Produktionskosten

Die Produktionskosten sind im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (-0,7%) und bestätigen den seit 2009 beobachteten Trend. Die Erdölpreise sind im ersten Halbjahr 2011 weiter gestiegen, was sich auf die Kosten der fossilen Energien und der Düngemittel ausgewirkt hat. Demgegenüber konnten die meisten sonstigen Produktionsmittel von einer gewissen Preisstabilität - unter anderem dank des starken Schweizer Frankens - profitieren. Die Abschreibungen, die die Abnutzung der Anlagen (Gebäude, Ausrüstungen, Pflanzungen) messen, gehen um 4,6 Prozent zurück. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die beiden folgenden Phänomene zurückzuführen: Einerseits erforderten die Buchhaltungsprinzipien, 2011 eine Stufe weiterzuschreiten, nachdem im Jahr 2010 der letzte Anteil an alten Gebäuden abgeschrieben wurden. Andererseits sind die Investitionen in die landwirtschaftlichen Bauten seit den 1980er-Jahren aufgrund des laufenden Strukturwandels und der Rationalisierung im Schweizer Landwirtschaftssektor zurückgegangen.

Die öffentlichen Beiträge sind ein wichtiger Bestandteil des Einkommens

Die seit über 15 Jahren andauernde schrittweise Öffnung der Agrarmärkte liess die Preise der Landwirtschaftsprodukte vor allem im letzten Jahrzehnt einbrechen. Diesem Preisrückgang haben insbesondere der Strukturwandel (Abnahme der Anzahl Betriebe und Beschäftigte) und die Direktzahlungen entgegengewirkt. Gemäss ersten Schätzungen haben die öffentlichen Beiträge 2011 um 1,4 Prozent zugenommen. Diese Beiträge sollen insbesondere die schwierigen Produktionsbedingungen im Berggebiet ausgleichen, ökologische Leistungen der Schweizer Bauernbetriebe honorieren und Projekte zur regionalen Entwicklung fördern. Mit über 2,9 Milliarden Franken machen diese öffentlichen Beiträge 22 Prozent der Gesamtressourcen des Schweizer Agrarsektors aus und sichern einen wichtigen Bestandteil des Landwirtschaftseinkommens.

Die Fremdkosten sind praktisch auf der Höhe des Vorjahres (- 0,2 %). Sie betragen im Jahr 2010 195 000 Franken pro Betrieb. Die Sachkosten im Pflanzenbau sinken infolge tieferer Düngerpreise um 590 Franken (- 4,4 %). Die Sachkosten in der Tierhaltung gehen um 890 Franken (- 1,6 %) zurück. Der Hauptgrund liegt bei tieferen Kosten für den Tierzukauf. Höher sind dagegen die Abschreibungen für Maschinen und Gebäude. Die Kosten für Schuldzinsen sind 2010 geringer als im Vorjahr, dies als Folge eines Rückgangs des mittleren Zinssatzes für Fremdkapital.-

Organisation und Geltungsbereich der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR)

Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) wird jährlich vom Bundesamt für Statistik (BFS) in Zusammenarbeit mit dem Sekretariat des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) erstellt. Sie bildet ein Satellitenkonto des Zentralrahmens der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und wird nach einer auf dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995) basierenden Eurostat-Methode erstellt. Die Schweizer Ergebnisse werden jährlich von der LGR-Konferenz - die sich aus Vertreterinnen und Vertretern des BFS, des Bundesamtes für Landwirtschaft und des SBV zusammensetzt - validiert.

Die LGR deckt die Tätigkeiten der Landwirtschaftsbetriebe gemäss Agrarstrukturerhebungen sowie jene der landwirtschaftlichen Dienstleistungsbetriebe (Arbeiten für Dritte) ab. Sie beschreibt die landwirtschaftlichen Produktionsprozesse und Primäreinkommen, geht jedoch nicht auf die Produktion folgender Bereiche ein: Kleinstproduzenten (Erzeugung hauptsächlich für den Eigenkonsum bestimmt), Landschaftsgestaltung, Garten- bzw. Grünflächenunterhalt, Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht. Diese übrigen Aktivitäten des Primärsektors werden in entsprechenden Konten verbucht. Die Gesamtheit der Konten des Primärsektors dient insbesondere als Quelle für das Produktionskonto innerhalb des Zentralrahmens der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Quelle: Bundesamt für Statistik BFS Oktober 2011
Bild Bild

nach oben

Diagramme

Landwirtschaftliche Dienstleistungen 1985 - 2011 Nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten 1985 - 2011
grössere Grafik grössere Grafik
Bild Bild

nach oben

Weiterführende Informationen
Landwirtschaftliche Betriebszählung 2010
Landwirtschaftliche Einkommen 2010
Alplandwirtschaft
Schweiz
Statistik Schweiz
Wirtschaft

Links
Externe Links
Bundesamt für Statistik (BFS)
Agroscope
Schweiz. Bauernverband Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID
vorangehende Seite