Abschnitt Dolalghat - Kharidhunga Von Dolalghat nach Khadi Chaur am Sun Koshi nimmt die Anzahl der blauen Abdeckplanen allmählich zu. Die blauen Blachen wurden nach den Hauptbeben von den Hilfswerken an die Bevölkerung verteilt, damitdie Menschen die aus dem Trümmerschutt gebauten Notunterkünfte einigermassen regengeschützt abdecken konnten. In Khadi Chaur sind die Läden in den Erdgeschossen der Gebäude entlang des Arniko Highways offen und die darüber liegenden Wohnungen bewohnt. Am Rand von Khadi Chaur leben Menschen in Notunterkünften. Bei Khadi Chaur zweigt die Strasse nach Charikot und Jiri vom Arniko Highway ab, überquert den Sun Khosi und windet sich über Mudhe hinauf zur Passhöhe bei Kharidhunga. Diese Strasse wird «Lamosangu-Jiri Road» genannt. Sie wurde als Projekt der Schweizer Entwicklungshilfe gebaut. Entlang des Bergkamms bei Kharidhunga verläuft die Grenzen zwischen den beiden Distrikten Sindhupalchowk und Dolakha. Abschnitt Kharidhunga - Charikot Beidseits der Strasse von Kharidhunga nach Charikot befinden sich Siedlungen, welche einen grossen Zerstörungsgrad aufweisen. Vor allem traditionell gebaute Häuser sind zusammengefallen. Die Menschen haben sich neben ihren kollabierten Behausungen in provisorisch Hütten aus Holzlatten, Wellblech und Abdeckplanen eingerichtet. Ganze Familien teilen sich wenige Quadratmeter Wohnfläche, in welchen gekocht und geschlafen wird. Die Nutztiere wie Kühe und Geissen sind ausserhalb an einem Fressplatz angepflockt. Die offenen Ställe haben meistens Wellblechdächer, welche mit Holzpfählen abgestützt wurden. Die Unterkünfte und Ställe sind nicht wintertauglich und schützen nur ungenügend vor Wind und Regen. Die Menschen begegnen den fremden "Eindringlingen" meistens mit freundlicher Neugier. Kein Mund frägt nach Geld und keine hohle Hand bittet nach Almosen. Das Gesehene und Erlebte macht uns betroffen. Charikot Charikot ist das Zentrum der Stadt Bhimeswor und zugleich Distrikthauptort. Die Ortschaft liegt auf einer Hügelkuppe auf rund 2'000 m Höhe. Mehr als 1'000 m tiefer fliesst der Fluss Tama Koshi östlich der Stadt dem indischen Tiefland zu. Charikot hat sich den letzten zehn Jahren eine beeindruckende Entwicklung erlebt. Spekulanten und Investoren haben den Hügelgrat mit mehrstöckigen Betongebäuden zugepflastert. Die Bodenpreise sind entsprechend stark angestiegen. Gemäss Angaben von Einheimischen dienen diese zahlreichen Wohnblocks mehrheitlich als Hotels oder Absteige für Leute, welche von weither zum Erledigen von administrativen Anliegen bei den Distriktbehörden mit Bussen angereist sind. Tägliche bedienen Dutzende von Busse jeden Winkel des Dolakha Distrikts, welcher mit grossen Fahrzeugen erreicht werden kann. Die nördlichen Abhänge über dem Stadtzentrum wurden mit kleineren Häuser überbaut. In den tiefer gelegenen Hangzonen befinden sich die Häuser jener Menschen, welche schon lange dort leben und über weniger Geld zum Bauen verfügt haben. Diese Häuser wurden von den Erdstössen stark beschädigt. Das "Dolkha-Beben" vom 12. Mai 2015 war so heftig, dass selbst ältere Betongebäude ihre Aussenwände verloren haben und einige Neubauten klaffende Risse in ihren Baustrukturen erhalten haben. Viele Häuser in Charikot wurden von ihren ehemaligen Bewohnern verlassen. Die Häuser warten jetzt auf den Abriss. Der Abriss der Gebäude stellt die Verantwortlichen vor grosse Probleme. Es mangelt an schwerem Gerät zum Abriss und zum Abtransport des Deponiematerials. In diesem gebirgigen Gelände gibt es ausserdem zu wenige Abraumhalden und Deponieflächen. Nach dem Erdbeben haben die Menschen die Trümmerteile nach brauch- und unbrauchbaren Baumaterialien sortiert. Wellbleche, Holzbalken, Natursteine und Ziegelsteine wurden voneinander getrennt und geordnet am Rande des Grundstücks aufgeschichtet. Die Grundmauern des ehemaligen Hauses wurden abgetragen und die Fläche gesäubert. Für die Notunterkunft wurde ein Teil des gesammelten Baumaterials verwendet. Der Rest blieb am Grundstückrand für einen künftigen Neubau gelagert. Die Regierung versprach den Menschen unter Bedingungen mehr als 2'000 SFr. pro Hausbesitzer als Beihilfe an die Neubauten. Die Zahlung ist an die Bedingung geknüpft, dass beim Neubau mehr auf die Erdbebensicherheit geachtet werden muss. Es gab allerdings politische Schwierigkeiten beim Aufbau der Behörde, welche diese Auszahlungen veranlassen und überwachen sollte. Die Geschädigten bekamen daher bis Ende Oktober 2015 keine Rupie Baubeihilfe vom Staat. Jammern nützte nichts. Viele begannen den Wiederaufbau ohne staatlichen Zuschuss, weil die Zeit bis zum Eintreffen der Winterkälte knapp wurde. Die meisten bauten ihr neues Haus wie früher, ohne beim Bauen auf die Erdbebensicherheit zu achten. Vor einer fast unlösbaren Aufgabe stehen jene Erdbebengeschädigten, welche nur ein kleines Landstück besitzen. Auf ihrem Grundstück ist es ihnen nicht möglich, die brauchbaren Trümmerteile zu lagern und gleichzeitig den Hausneubau voranzutreiben. Für den Kauf eines grösseren Grundstücks fehlt ihnen das Geld. Während des rund zwei Wochen dauerden Dashain-Festes sind in Charikot keine Helikopter gelandet. Nur wenige Fahrzeuge von Hilfsorganisationen (Plan, UNICEF, Save the Children, usw.) verkehrten in den Strassen. Die Organisation «Médecins sans Frontières MSF» betrieb im Oktober 2015 ein Spital in Charikot, welche kostenlose Behandlungen anbot. Einheimische bemängelten allerdings, dass das MSF-Angebot zu wenig bekannt und zudem zu wenig mit den einheimischen Angeboten abgestimmt sei. Japanische Studenten zimmerten in einer Fabrikhalle eines indischen Sägereibetriebes ein Musterhaus zusammen. Das Musterhaus soll künftig Bauinteressenten als Vorlage dienen. Die Erdbebenhilfe der internationalen Organisationen befand sich im Herbst 2015 in einer Zwischenphase. Die Nothilfeprogramme waren abgeschlossen. Die anschliessenden Wiederaufbauprogramme kamen offenbar nur schleppend in Gang. Die Organisationen warteten laut einheimischen Quellen auf längst fällige Anweisungen der Regierung. Nach Abschluss des Dashain-Festes erschienen in Charikot immer mehr ausländische Fachleute, welche die Hilfsprojekte evaluieren, organisieren und koordinieren sollten. Das teilweise sehr junge Hilfspersonal war im Auftrag des WFPs, der WHO, von UNICEF, von ACTED, von Helvetas usw. unterwegs. Charikot Panorama Resort Das «Charikot Panorama Resort» wurde 1999 auf der östlichsten Hügelkuppe auf dem Grat bei Charikot gebaut. Die Umgebung des Resorts hat sich in den letzten 25 Jahren wesentlich verändert. Während sich das Resort in seinen Grundstrukturen nur unwesentlich verändert hat (es entstanden wenig neue Nebengebäude), ist der einst idyllisch auf der benachbarten Hügelkuppe gelegene Hindu-Tempel auf ein fast unsichtbares Minimum reduziert worden. Auf dem Tempelhügel wurde Neubauten errichtet. Der Weg vom Zentrum von Charikot hinauf zum Resorthügel wird nun von massiven mehrstöckigen Gebäuden aus Beton gesäumt. Auf der Nordwestseite des Resorts sind viele neue Wohngebäude gebaut worden. Das Erdbeben vom 12. Mai 2015 hat in diese «Allee von Betonbauten» massive Lücken geschlagen. Das Resort wurde durch die Erderschütterungen stark beschädigt. Vom ehemaligen Gebäudekomplex blieben nur noch drei Gästebungalows für den Betrieb übrig. Alle Ökonomie- und Wohngebäude wurden stark beschädigt oder zerstört und mussten abgetragen werden. Für die Besitzerfamilie blieb keine Zeit, um sich vom Schock der Ereignisse zu erholen. Unverzüglich machten sich Judith und Top Thapa zusammen mit ihrem Sohn Herman mit zielstrebigem Elan an die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten. Die Resortbesitzer wollten so rasch als möglich die Beherbergung der Gäste wieder aufnehmen. Eine behelfsmässige Küche wurde auf dem Resortareal errichtet, worin der Resortkoch Vishnu wieder Mahlzeiten zubereiten konnte. Ein Gästebungalow dient den Besitzern als temporäre Unterkunft. Zwei Bungalows wurden für die Aufnahme von Gästen wieder hergerichtet. Zelte dienen als Notunterkünfte, wenn eine Überbelegung droht. Auch die «Meeting Hall» steht wieder für Kurse und Tagungen zur Verfügung. Anfangs November 2015 beginnt der vierte Gästebungalow wieder langsam in die Höhe zu wachsen. Ein einheimischer Bauunternehmer führt die Arbeiten mit der Hilfe von drei Arbeiterinnen aus. Ab Oktober 2015 können im neu gebauten Restaurant wieder Gäste umsorgt werden. Das Festnetz und das Netz für die mobile Kommunikation sind in und um Charikot unterbruchsfrei in Betrieb. Die Versorgung mit elektrischem Strom funktioniert recht gut. Einige «Black out»-Phasen sind allerdings an der Tagesordnung. Das «Charikot Panorama Resort» hat sich in den Wochen und Monaten nach der Erdbebenkatstrophe zum einem Treffpunkt der internationalen Hilfsgemeinschaft entwickelt.
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