 |
Gletscher in der Schweiz |
|
 |
Gletscher in der Schweiz |
|
Gletscher: Risikomanagement
|
51
gefährliche Gletscher im Wallis |
Im
Wallis sind 51 Gletscher durch das Europäische Forschungsprojekt Glaciorisk
als gefährlich klassiert worden. Bislang werden nur 8 Gletscher regelmässig
kontrolliert. 29 Gletscher könnten in den nächsten 10 bis 20
Jahren Schäden an Siedlungen, Verkehrswegen, Tourismus-Anlagen oder
Kraftwerken anrichten, teilte die kantonale Dienststelle Naturgefahren
mit. Gefahren seien u.a. Eislawinen oder der Ausbruch von Gletscherseen,
so ETH-Glaziologe Matthias Wegmann. Der Klimawandel verschärfe die
Lage. Als Massnahmen seien überwachung und Notfallplanung wirksamer
als Schutzdämme.
Risikomanagement
glaziologischer Gefahren |
Ansprache
von Professor Martin Funk, Glaziologe und Leiter der Versuchsanstalt für
Wasserbau, Hydrologie bei der ETH in Zürich |
Die
finanziellen Mittel für den Schutz vor Naturgefahren sind knapp. Deshalb
kann es in Zukunft bei der Planung der Sicherheit vor Naturgefahren nicht
mehr in erster Linie darum gehen, wie wir uns vor Naturgefahren schützen
können, sondern welche Sicherheit zu welchem Preis erhältlich
ist, respektive sein soll. Dahinter steckt die Vision eines nachhaltigen
Risikomanagements, welches dank transparenten und nachvollziehbaren Regeln
eine ausgewogene Sicherheit für das Gesamtsystem erlaubt.
Im
Rahmen des Europäischen Forschungsprojektes GLACIORISK (2001 - 2003)
wurde ein neues Verfahren für das Risikomanagement am Beispiel der
Gletschergefahren entwickelt und im Kanton Wallis flächendeckend eingesetzt.
Von Gletschern können verschiedene Gefahrenarten ausgehen. Kritische
Situationen entstehen durch Gletscherveränderungen, die zu gefährlichen
Eislawinen oder zum Ausbruch von Gletscherseen führen können.
Die unterschiedlichen Gletschergefahren können sich gegenseitig verstärken
und in Kombination mit weiteren Gefahrenarten (z.B. Murgänge), zu
katastrophalen Schäden führen. Angesichts der gegenwärtigen
Klimaänderung und dem schnellen Rückzug der Gletscher kann sich
die Gefährdungssituation schnell verändern. Aus diesem Grund
ist ein flexibles, jedoch stabiles Verfahren für das Risikomanagement
erforderlich.
Schweizer
Partner im Forschungsprojekt GACIORISK sind die Versuchsanstalt für
Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich sowie der
Kanton Wallis. Der Kanton Wallis hat die Firma Ernst Basler + Partner AG
(Zollikon) beauftrag, in Zusammenarbeit mit der VAW ein geeignetes Verfahren
für das Risikomanagement zu konzipieren und an den im Kanton Wallis
identifizierten, ca. 30 als mittelfristig gefährlich beurteilten Gletschern
anzuwenden (vgl. Inventar der gefährlichen Gletscher in der Schweiz).
 |
Auf
der Basis dieser Risikoübersicht wurde für die zehn Gletscher
mit den grössten Risiken eine Massnahmenplanung durchgeführt.
Für diese zehn Gletscher wurden verschiedene Sicherheitsmassnahmen
betrachtet und ihre Kostenwirksamkeit bestimmt. Dabei werden die jährlichen
Kosten (Betrieb, Unterhalt, Abschreibung von Investitionen) in Relation
zur Risikoreduktion gesetzt. Je kleiner ein Kostenwirksamkeitsverhältnis
desto geeigneter ist die entsprechende Massnahme. So bedeutet ein Kostenwirksamkeitsverhältnis
von 0.5, dass sich pro investierten Franken das Risiko um zwei Franken
reduzieren würde.
Das
Ausgangsrisiko der zehn betrachteten Gletscher, beträgt 4.4 Mio. Fr.
/ Jahr. In der folgenden Abbildung wird die Reduktion dieses Ausgangsrisikos
als Funktion der kumulierten Massnahmenkosten dargestellt. Aus dieser Darstellung
erkennt man, dass je mehr Massnahmen realisiert werden, desto weniger wird
Risiko kostenwirksam reduziert. Würden alle elf dargestellten Massnahmen
realisiert, hätte das Massnahmenpaket eine Kostenwirksamkeit von 0.3.
Allerdings ist dabei zu beachten, dass die beiden letzten Massnahmen eine
Kostenwirksamkeit von 1.3 resp. 9.2 aufweisen und deshalb nicht zur Realisierung
empfohlen werden können.
Diese
Massnahmenbeurteilung hat gezeigt, dass Gletscherrisiken ohne grossen Aufwand
effizient reduziert werden können. Als kostengünstige, sehr wirksame
Massnahme hat sich die Kombination aus überwachung, Alarmierung und
Notfallplanung herausgestellt. Die Kosten für bauliche Massnahmen
wie beispielsweise die Konstruktion von Schutzdämmen, stehen meistens
in einem schlechten Verhältnis zur Risikoreduktion.
Das
oben beschriebene Verfahren für das Risikomanagement von Gletschergefahren
kann auf analoge Weise bei anderen Naturgefahren in anderen Regionen und
Ländern.
Quelle:
Text Kanton Wallis, Medienkonferenz, Walliser Gletscher: Entwicklung und Risiken,
25. November 2003
|