Am 4. Juni 2014 hat der Regierungsrat des Kantons Bern dem Berner Grossen Rat beantragt, die Anpassung und Ergänzung der Gesamtkonzession für die Kraftwerke Oberhasli KWO zu genehmigen.
Am 18. August 2014 hat die Bau-, Energie-, Verkehrs- und Raumplanungskommission des Berner Grossen Rats beschlossen, die Konzessionsanpassung zu unterstützen.
Am 1. September 2014 hat der Grosse Rat des Kantons Bern der Anpassung und der Ergänzung der Gesamtkonzession für die Kraftwerke Oberhasli zugestimmt. Die KWO hat zum Betreiben der Kraftwerkanlagen im Grimselgebiet und zur Nutzung des Aarewassers 1962 eine 80 Jahre lang dauernde Gesamtkonzession erhalten. 2042 läuft die Konzessionsbewilligung ab und muss spätestens bis zu diesem Zeitpunkt erneuert werden. Die 1962 zwischen dem Kanton Bern und der Kraftwerksbetreiberin vereinbarten Rahmenbedingungen, insbesondere die Regelung über die Nutzung der Wasserkräfte der Aare, werden durch die nun erweiterte Konzession im Grundsatz nicht verändert. Das Recht zur Ausnützung der Wasserkräfte der Aare und ihrer Zuflüsse auf der in der Gesamtkonzession vom 12. Januar 1962 bezeichneten Gewässerstrecken wird mit dem grossrätlichen Beschluss angepasst und erweitert. Der Beschluss unterliegt dem fakultativen Referendum.
Für das Kraftwerkprojekt «Grimsel 1E» muss der Grimselsee nicht vergrössert werden, wie es beim inzwischen aus Gründen der mangelnden Rentabilität sistierten Projekt «Grimsel 3» möglicherweise der Fall gewesen wäre. Der Bau des Pumpspeicherwerks «Grimsel 3» wurde trotz gültiger Konzession zurück gestellt. Die Energiepreise sind in Europa in den letzten Jahren gesunken. Beim Projekt zur Vergrösserung des Grimselsees haben die Umweltorganisationen Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingereicht. Bei einem verbesserten Marktumfeld würde die KWO das Projekt «Grimsel 3» allenfalls wieder reaktivieren.
Das neue Kraftwerk «Grimsel 1E» nutzt ohne zusätzlich gefasstes Wasser das vorhandene Potenzial zwischen den beiden bestehenden Stauseen Grimsel- und Räterichsbodensee. Die neue Anlage wird den Engpass im bestehenden Kraftwerkssystem zwischen dem Grimsel- und dem Räterichsbodensee beseitigen und die Nutzung des Wassers in den Stauseen wesentlich verbessern. Im Weiteren kann die Pumpe von Grimsel 1E den Räterichsbodensee in den Phasen grosser Zuflüsse entlasten. Nebst dem Energiegewinn von 15 bis 30 Gigawattstunden (GWh) leistet das neue Kraftwerk auch einen Beitrag zum Hochwasserschutz.
Das Projekt «Grimsel 1E» wird künftig grössenteils schon bestehende Infrastrukturanlagen wie der Zugangsstollen und die Hochspannungsleitungen nutzen. Eine Kraftwerkzentrale mit ihren Turbinen, Generatoren und Pumpen sowie ein Triebwasserstollen muss neu erstellt werden. Das Kraftwerk «Grimsel 1E» stellt eine Fortsetzung des Konzepts der parallelen Triebwasserwege dar, wie es sich jetzt im Abschnitt Räterichsbodensee - Handeck - Innertkirchen (Projekt Tandem) im Bau befindet.
Die Kraftwerkserweiterungen Innertkirchen 1E und Handeck 2E (TANDEM) werden voraussichtlich planmässig 2016 ihren Betrieb aufnehmen. Die beiden Erweiterungsprojekte werten die Kraftwerkskette Räterichsbodensee - Handeck -Innertkirchen auf. Die KWO investiert dabei 305 Millionen Franken und gewinnt 280 Megawatt Leistung und 70 Gigawattstunden Energie. Die 4 Maschinengruppen im Kraftwerk «Handeck 2» wiesen 2014 eine Gesamtleistung von 132 Megawatt auf.
2013 hat die KWO 352 Vollzeitstellen mit 525 Mitarbeitern besetzt. Die KWO sind somit der wichtigste Arbeitgeber im Haslital. In diesem Jahr wurden 2'288 GWh Energie erzeugt. Die Tagesleistung betrug dabei durchschnittlich 834 MW. Die KWO investierte 2013 rund 113 Millionen Franken.
Informationsquellen: KWO, Grosser Rat des Kantons Bern, Staatskanzlei des Kantons Bern
Text: RAOnline September 2014
Das KWO-Projekt «Tandem» (= Kraftwerkserweiterungen Innertkirchen 1E und Handeck 2E ) wurde im August 2016 vollendet.