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Satellitennavigationsprogramm Galileo
2015: 10 von insgesamt 30 Satelliten des Satellitennavigations-Systems Galileo sind im Weltall

Galileo-Konstellation wird um zwei Satelliten erweitert

Europas eigenständiges Satellitennavigationssystem Galileo hat einen weiteren Schritt hin zu seiner vollständigen Errichtung vollzogen: Die Galileo-Satelliten 9 und 10 konnten am 11. September um 4.08 Uhr MESZ (10. September 23.08 Uhr Ortszeit) von Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana aus an Bord einer Sojus-Trägerrakete in den Weltraum starten.

Sämtliche Stufen der Sojus funktionierten einwandfrei, und die Fregat-Oberstufe setzte die Satelliten 3 Stunden und 48 Minuten nach dem Start in ihrer Zielbahn in 23'500 km Höhe aus.

"Der Aufbau von Europas Satellitennavigationssystem Galileo schreitet nun rasch voran", so ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner. "Mit der stetig wachsenden Zahl von Satelliten im Weltraum und neuen Bodenstationen in aller Welt wird Galileo bald eine globale Realität werden. Der Tag, an dem wir die volle Einsatzkapazität erreicht haben werden, ist nicht mehr weit und es wird ein grosser Tag für Europa sein."

Zwei weitere Galileo-Satelliten sollen noch vor Ende dieses Jahres gestartet werden. Sie wurden zuvor im Europäischen Zentrum für Weltraumforschung und -technologie (ESTEC) der ESA im niederländischen Noordwijk vollständig getestet und auch die beiden nachfolgenden Satelliten stehen dort bereits auf dem Prüfstand.

Weitere Galileo-Satelliten werden zurzeit von der OHB in Bremen gefertigt, während die Navigationsnutzlasten von dem britischen Unternehmen Surrey Satellite Technology Ltd. geliefert werden. Darüber hinaus sind mehrere Zulieferer aus ganz Europa an dem Vorhaben beteiligt.

"Wir haben nun eine kontinuierliche Produktionsrate erreicht", erklärte Didier Faivre, ESA-Direktor für das Galileo-Programm und Navigationstätigkeiten. "Zudem sind die Ergebnisse aller bisher vorgenommenen Tests - nicht nur der Satelliten für Galileo, sondern auch des Bodensegments - durchweg sehr positiv. Doch parallel zu unseren Prioritäten, d. h. dem laufenden Aufbau von Galileo sowie dem Einsatz des bereits operationellen europäischen Navigationsüberlagerungsdienstes EGNOS, hat die ESA bereits die nächste Etappe im Blick, nämlich die mit der Europäischen Kommission durchgeführten technischen Arbeiten, die notwendig sind, damit Galileo auch in fernerer Zukunft weiter betrieben und der Fortbestand der europäischen Navigationsdienste, deren Leistung auf Augenhöhe mit anderen globalen Satellitennavigationssystemen stehen muss, langfristig gesichert werden kann."

Im kommenden Jahr wird der Aufbau von Galileo noch rascher voranschreiten, da dann eine speziell angepasste Ariane-5-Trägerrakete zum Einsatz kommen wird, mit der mit einem einzigen Start statt der bisher üblichen zwei Satelliten nun vier auf einmal in ihre Umlaufbahnen befördert werden können.

Über Galileo

Galileo ist Europas eigenständiges globales Satellitennavigationssystem. Es wird aus 30 Satelliten und der damit verbundenen Bodeninfrastruktur bestehen.

Die Definitions- und die Entwicklungsphase sowie die Phase der orbitalen Validierung (IOV) des Galileo-Programms wurden von der ESA durchgeführt und von ihr und der Europäischen Kommission gemeinsam finanziert. Sie führten zu einer Mini-Konstellation von vier Satelliten und einem verkleinerten Bodensegment für die Validierung des Gesamtkonzepts.

Die Phase bis zum Erreichen der vollen Einsatzkapazität (FOC) wird vollständig von der Europäischen Kommission finanziert. Die Kommission und die ESA haben eine Übertragungsvereinbarung unterzeichnet, gemäss der die ESA im Auftrag der Kommission als die für den Entwurf und die Beschaffung verantwortliche Stelle handelt.

Über die ESA

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.

Die ESA hat 20 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU. Zwei weitere EU-Mitgliedstaaten, Estland und Ungarn, haben Abkommen über ihren Beitritt zum ESA-Übereinkommen unterzeichnet und werden nach deren Ratifizierung in Kürze 21. bzw. 22. Mitgliedstaat der ESA sein.

Die ESA arbeitet förmlich mit sieben anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.

Darüber hinaus arbeitet die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.

Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.

Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.

Sie entwickelt und startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.

Quelle: Text - ESA, September 2015

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Die "Galileo"-Satellitenflotte wächst: "Alba" und "Oriana" sind ins Weltall gestartet

Europa lag noch in tiefem Schlaf, als am 11. September 2015 um 4.08 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (23.08 Uhr Ortszeit) die beiden neuen Mitglieder der Galileo-Familie, "Alba" und "Oriana", ins Weltall gestartet sind. Eine russische Sojus-Rakete transportierte die beiden je 715 Kilogramm schweren Satelliten des europäischen Satellitennavigationssystems vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana in ihren Zielorbit in rund 23.200 Kilometern Höhe. "Ich freue mich sehr, dass der Start erfolgreich war und die Galileo-Flotte auf zehn Satelliten angewachsen ist. Wenn alles planmässig weiterläuft, werden wir bis Ende 2016 eine globale Abdeckung mit Galileo-Satelliten erreichen", sagt René Kleessen, Galileo-Programm-Manager beim Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Während der ersten zehn Tage nach dem Start werden die Satelliten vom Europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt aus gesteuert.

Erst danach erfolgt die "Übergabe" an das Galileo Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen. Aufgabe des Expertenteams der DLR GfR mbH im Galileo Kontrollzentrum ist es dann, verschiedene Checkouts aller Systeme durchzuführen und die Satelliten durch Manöver schliesslich in ihre finale Position zu bringen.

"Weil wir Galileo-Satelliten inzwischen zum fünften Mal übernehmen, laufen unsere Prozesse sehr routiniert ab. Jeder im Betriebsteam weiss genau, was zu tun ist" erklärt Walter Päffgen, Geschäftsführer des DLR-Tochterunternehmens DLR GfR mbH. Rund zwölf Jahre lang sollen die beiden Satelliten als Teil des Galileo-Navigationssystems die Erde umkreisen und hochpräzise Ortungs- und Navigationsdienstleistungen ermöglichen. Die wichtigsten Nutzlastsysteme auf jedem Satelliten sind die hochpräzisen Atomuhren.

Weltweit genaueste Atomuhren sorgen für eine präzise Positionierung

Besonders die Atomuhren sind wichtig für eine hochgenaue Positionierung. Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat hierfür in den vergangenen Jahren zwei Atomuhren entwickelt. Eine davon ist die Rubidium-Uhr, deren Technologie etwa auch vom US-amerikanischen Navigationssystem GPS genutzt wird. Weltweit einzigartig hingegen ist die Wasserstoff-Maser-Uhr. Sie ist die modernste und genaueste Atomuhr, die je auf einem Satelliten geflogen ist. Während die Rubidium-Uhr eine Stabilität von zehn Nanosekunden (eine 100 millionstel Sekunde) pro Tag erreichen soll, wird die Wasserstoff-Maser-Uhr eine Stabilität von einer Nanosekunde (eine milliardstel Sekunde) pro Tag erzielen. Auf jedem Galileo Satelliten befinden sich je zwei Rubidium- und zwei Wasserstoff-Maser Atomuhren.

Die hochpräzisen Navigationssignale werden im L-Band also im Radiowellenbereich zwischen einem und zwei Gigahertz, auf drei verschiedenen Frequenzen gesendet, die weltweit empfangen werden können. Wenn im Jahr 2020 die volle Anzahl von 30 Galileo-Satelliten erreicht ist, werden die Signale sogar bis hinauf zu 75 Grad nördliche Breite - also bis zum Nordkap - erreichbar sein. Zwei weitere Galileo-Satelliten sollen im Dezember 2015 starten. Während einer von beiden noch abschliessende Tests im Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum der ESA (ESTEC) in Noordwijk, Niederlanden, durchläuft, ist der andere bereit für den Transport nach Kourou, der in der zweiten Oktoberhälfte stattfinden soll. Ab dem Jahr 2016 soll auch die europäische Ariane-5-Trägerrakete zum Start von jeweils vier Galileo-Satelliten verwendet werden.

Die Gesamtkosten für die Entwicklung und den Aufbau von Galileo liegen bei zirka sechs Milliarden Euro. Daran ist Deutschland mit rund 20 Prozent beteiligt.

Die Aufbauphase wird von der Europäischen Kommission beauftragt, finanziert und durchgeführt. In ihrem Auftrag verhandelt die ESA die Industrieverträge für Entwicklung und Bau des Systems. 22 Satelliten der Aufbauphase werden von der OHB AG in Bremen gebaut. Die Ausschreibung für die restlichen Satelliten soll voraussichtlich noch in diesem Jahr durch die Europäische Kommission erfolgen.

Am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen ist eines von zwei Galileo-Kontrollzentren stationiert. Für den Aufbau der deutschlandweiten Galileo-Testgebiete, der GATEs, ist das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn verantwortlich.

30 Satelliten sollen jeden Punkt auf der Erde mit Navigationssignalen abdecken

Insgesamt 30 Satelliten soll die Flotte des europäischen Navigationssystems bei Erreichen der vollen Funktionsfähigkeit im Jahr 2020 umfassen. Galileo wird dann Ortungs- und Navigationsdienstleistungen in bisher nicht erreichter Präzision ermöglichen. Mindestens vier Satelliten decken dann rund um die Uhr jeden Punkt der Erde mit Signalen ab. Das Satellitensystem soll insgesamt vier Dienste anbieten: Einen offenen Dienst mit einer Genauigkeit bis zu vier Metern, einen kommerziellen Dienst mit höherer Genauigkeit von bis zu einem Meter, einen Dienst mit verschlüsselten und zuverlässigen Signalen - beispielsweise für Behörden - sowie einen Such- und Rettungsdienst. Galileo macht Europa aber auch unabhängig von den militärisch genutzten Diensten GPS (USA), GLONAss (Russland) sowie Beidou (China) und garantiert damit, dass die Navigationsdaten jederzeit zur Verfügung stehen.

Quelle: Text - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), September 2015

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