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Aufgrund
früherer Untersuchungen wurde erwartet, dass es in armen Familien
besonders viel zu Konflikten kommt, weil das Budget nicht ausreicht, um
alle vorhandenen Bedürfnisse zu befriedigen. |
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Die
Vermutung lag nahe, dass die Kinder sich darüber beklagen würden,
bei teuren Statussymbolen (z.B. Handy, Markenkleidung) nicht mithalten
zu können. Doch weder die befragten Frauen noch die Kinder bestätigten
dies, im Gegenteil: Die Mütter berichten zwar über Einschränkungen,
vor allem bei Freizeitaktivitäten und der Ausstattung der Kinder.
Die meisten bezeichnen sich jedoch selber nicht als "arm" und sehen ihren
Grundbedarf an Essen, Kleidung und Wohnen einigermassen gedeckt. Allerdings
erfordert dies immer wieder kreative Fähigkeiten und ein eindrückliches
Repertoire an Sparstrategien, auf das einige Frauen auch mit einem gewissen
Stolz hinweisen. Ebenfalls
erstaunlich und ungewöhnlich, gemessen am Entwicklungsstand und Erfahrungshorizont
in diesem Alter, war das Verständnis der Kinder für die Situation
der Familie und ihre Anpassungsfähigkeit. Konkret bedeutet das
z.B., dass die Kinder teilweise gut über das Familienbudget Bescheid
wissen, bei der Haushaltsplanung mithelfen oder sich überlegen, wie
sie ihre Familie mit dem eigenen Sackgeld unterstützen könnten.
Natürlich kommt es auch in diesen Familien zum Streit, wenn Wünsche
nicht befriedigt werden können, jedoch scheint das Argument der Mütter,
dass das Budget nicht ausreiche,bei diesen Kindern zu verfangen. |
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Die
von der Armut betroffenene Frauen möchten ihren Kindern gute Startbedingungen
mitgeben können und bemühen sich entsprechend, Defizite der Kindern
aufzuarbeiten. |
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Schulleistungen
spielen deshalb eine wichtige Rolle, psychische Probleme werden in Therapien
behandelt und in der Freizeit sollen die Kinder möglichst sinnvoll
gefördert werden. All dies kostet natürlich Geld und liegt oft
nicht im Rahmen des Budgets. Soweit es geht, schränken sich die Mütter
in anderen Bereichen ein. Trotzdem bleibt bei fast allen das ungute
Gefühl zurück, den Kindern nicht genügend bieten zu
können. Erstaunlich sind diese Schuldgefühle nicht, gilt
doch, im Zuge der Individualisierung, bei uns heute wieder vermehrt die
Losung "jeder ist seines Glückes Schmied". Für armutsbetroffene
Eltern, die den Anspruch haben, ihre Erziehungsverantwortung auch in ihrer
Situation wahrzunehmen, entsteht so ein permanenter Druck. Dieser Widerspruch
zwischen Anspruch und realen Möglichkeiten präsentiert sich für
die befragten Familien sehr ähnlich. Unterschiedlich sind jedoch die
Familien:
Kinder- und Haushaltsbetreuung Schweiz 2007
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