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Thema: Gesellschaft, Gesundheit & Soziales
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UNICEF Deutschland
Stoppt ausbeuterische Kinderarbeit!

Nach Schätzungen von UNICEF arbeitet fast jedes siebte Kind zwischen fünf und 14 Jahren - weltweit sind das etwa 158 Millionen. Rund 8,4 Millionen Mädchen und Jungen werden unter extremen Bedingungen wie Zwangsarbeit und Schuldknechtschaft oder in der Prostitution ausgebeutet.

"Millionen Kinder müssen unter gefährlichen oder gesundheitsschädlichen Bedingungen arbeiten, weil sie und ihre Familien sonst nicht überleben können. Wir alle können etwas tun, um diese Ausbeutung zu beenden", sagte UNICEF-Schirmherrin Eva Luise Köhler. Die Ehefrau des Bundespräsidenten rief die Bürger dazu auf, die Aktion zu unterstützen."Wir beeinflussen mit unserem Konsumverhalten die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern", sagte der Geschäftsführer von TransFair Dieter Overath. "Wenn wir für ein T-Shirt nur wenige Euros bezahlen wollen, dann nehmen wir vielfach schlechte Arbeitsbedingungen in Kauf."

Die Einführung fair gehandelter Baumwolle steht verglichen mit der erfolgreichen Verbreitung anderer Produkte wie Kaffee oder Fruchtsaft in Deutschland noch am Anfang. Ein Jahr nach dem Start bieten erst einzelne Unternehmen diese Kleidung an. TransFair und UNICEF wollen die Verbraucher sensibilisieren und mit dem Handel nach Wegen suchen, verstärkt fair gehandelte Baumwolle einzusetzen und so ausbeuterischer Kinderarbeit vorzubeugen.

"Zwar ist nur ein kleiner Teil der arbeitenden Kinder in der Exportindustrie tätig. Aber diesem Bereich kommt eine Signalfunktion zu. Der beste Schutz vor Kinderarbeit sind gute Schulen für alle Kinder und gerechte Arbeitsbedingungen für ihre Eltern", sagte der UNICEF-Vorsitzende Dr. Jürgen Heraeus.

"Kleider sollten gut aussehen - wir sollten sie aber auch mit gutem Gewissen tragen können", sagte Eva Padberg, Top-Model und UNICEF-Repräsentantin. "Wir als Kunden sollten im Geschäft nachfragen: Wer zahlt vielleicht einen hohen Preis für unser Schnäppchen?"

"Fair punkten" gegen Kinderarbeit in der Textilindustrie

Umfragen von Konsumforschern zeigen, dass 80 Prozent der deutschen Verbraucher Angebote aus fairer Produktion wünschen. UNICEF und TransFair wollen gemeinsam mit der Textilwirtschaft Massnahmen entwickeln, damit in Zukunft fair gehandelte Baumwolle keine Seltenheit mehr ist. In einem Schreiben an die grössten Unternehmen der Branche fordern sie die Firmen zum Dialog auf. Als Vorbild gilt Grossbritannien, wo grosse Ketten bereits umfassend Textilien aus fair gehandelter Baumwolle im Sortiment haben.

Indien: Kinder schuften oft unter sklavenähnlichen Bedingungen

Im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh (siehe: Kinderbeit in Bihar) arbeiten rund 200.000 Kinder in der Baumwollherstellung - vor allem in der arbeitsintensiven Produktion von Baumwollsaatgut. Viele Familien sind Angehörige der niedrigsten Kaste und völlig verarmt. Ihre Kinder arbeiten manchmal schon als Sechsjährige auf den Farmen - oft unter sklavenähnlichen Bedingungen, weil die Familien in Schuldknechtschaft der Landbesitzer leben. Besonders die Mädchen sind beliebte Arbeitskräfte, weil sie geschickt und fügsam sind. Elf, zwölf Stunden verbringen sie auf dem Feld - eine anstrengende und auch gefährliche Tätigkeit, denn auf den Feldern werden starke Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt. Die Baumwollpflanzen werden mühevoll per Hand behandelt. Dabei atmen die Kinder die Pestizide ein. Viele leiden unter Hautausschlägen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Atemnot. Doch die meisten haben keinen Zugang zu medizinischer Behandlung.

Aufklärung, um Ausbeutung zu stoppen

UNICEF führt - mit Unterstützung durch die IKEA Social Initiative - in hundert Dörfern der Region Kurnool seit mehreren Jahren ein umfassendes Programm gegen ausbeuterische Kinderarbeit durch. Dazu gehört, dass möglichst jedes Kind zur Schule geht. Die Kinder erhalten kostenloses Schulmaterial. In so genannten Brückenschulen können die Kinder verpassten Unterrichtstoff nachholen. UNICEF hilft, die Schulen besser auszustatten und klärt über die Pestizidgefahr auf. Um die Verdienstmöglichkeiten der Familien zu verbessern, regt UNICEF die Gründung von Dorfkomitees an, in denen sich besonders die Frauen und Mädchen engagieren. UNICEF informiert die Frauen darüber, wie sie zinsgünstige Kleinkredite in Anspruch nehmen oder eine kleine Genossenschaft gründen können. Bei den Treffen lernen die Dorfbewohner auch, ihre Rechte besser wahrzunehmen und dass sie gemeinsam eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber ihrem Arbeitgeber haben. Sie erfahren, wo sie Fälle von Ausbeutung anzeigen können.

UNICEF und TransFair

UNICEF Deutschland ist gemeinsam mit 35 weiteren Organisationen Mitglied von TransFair e.V. . Der Verein TransFair fördert den fairen Handel mit Entwicklungsländern und vergibt ein Fairtrade-Siegel für Produkte, die unter fairen Bedingungen hergestellt werden.

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Weltweit arbeitende Kinder vom 5. bis 14. Altersjahr 2007
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Was ist Kinderarbeit?

Grundlage der UNICEF-Arbeit ist die UN-Konvention über die Rechte des Kindes. In Artikel 32 stellt sie sicher, dass jedes Kind das Recht hat, "vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogen zu werden, die Gefahren mit sich bringen, die Erziehung des Kindes behindern oder die Gesundheit des Kindes oder seine körperliche, geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklung schädigen könnte".

Drei Hauptkriterien eignen sich, um Kinderarbeit zu bestimmen: das Alter des Kindes, die Art der Beschäftigung und die zu erwartenden Auswirkungen auf das Kind sowie die Beeinträchtigung der Schulausbildung. Sind ein oder mehrere dieser Kriterien erfüllt, liegt Kinderarbeit vor.

Das Kind ist beispielsweise zu jung oder verrichtet eine Tätigkeit, die voraussichtlich für seine Gesundheit oder Entwicklung schädlich ist oder die negative Auswirkungen auf das Grundrecht des Kindes auf Bildung hat.

Was ist ausbeuterische Kinderarbeit?

Nicht jede Form von Arbeit ist für Heranwachsende schlecht. Ein Kind, das innerhalb der Familie im Haushalt Aufgaben übertragen bekommen oder auf dem Feld mitarbeiten, wächst in seine Aufgaben und Verantwortung hinein. Nach Auffassung von UNICEF werden Kinder jedoch ausgebeutet, wenn zum Beispiel ihre Arbeitszeiten zu lang sind, das Arbeitsumfeld gefährlich ist oder keine Zeit und Kraft für den Schulbesuch bleiben. Besonders schädlich sind Tätigkeiten, die die Würde und das Selbstvertrauen des Kindes verletzen und seine Gesundheit und Entwicklung beeinträchtigen - zum Beispiel als Kinderprostituierte.

Wie viele Kinder müssen arbeiten?

UNICEF schätzt, dass weltweit etwa 158 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten. Viele dieser Kinder üben Tätigkeiten aus, die gefährlich sind oder ihre Entwicklung behindern. Detaillierte Angaben zu einzelnen Ländern finden Sie auf der Homepage von UNICEF internationa.

Wo werden Kinder am schlimmsten ausgebeutet?

Die schlimmsten Formen von Ausbeutung sind in der Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO definiert und ausdrücklich verboten. Dazu gehören Kinderprostitution, Kinderpornographie, Schuldknechtschaft und der Missbrauch von Kindern als Soldaten. Rund 8,4 Millionen Mädchen und Jungen weltweit werden unter solchen extremen Bedingungen ausgebeutet.

Warum arbeiten Kinder?

Kinderarbeit hat viele Ursachen. Eine der Hauptgründe ist Armut. Die wirtschaftliche Not lässt Familien oft keine andere Wahl: Ihre Kinder müssen mitverdienen, um die Existenz der Familie zu sichern. Oder Kinder müssen alleine für ihren Lebensunterhalt sorgen, weil sie ihre Eltern durch Krieg oder Krankheiten wie AIDS verloren haben. Doch auch die schlechte Qualität der Schulen ist häufig ein Grund dafür, dass Eltern ihre Kinder nicht zum Unterricht schicken. Arbeit wird dann als nützlicher und sinnvoller angesehen. Einige Kinder wiederum arbeiten, um ihren Schulbesuch finanzieren zu können.

Wo überall arbeiten Kinder?

Kinderarbeit gibt es überall auf der Welt: In Indien schuften Kinder elf, zwölf Stunden am Tag auf dem Baumwollfeld. In Kambodscha werden sie wie Waren als Farmarbeiter, Bettler oder Prostituierte ins benachbarte Thailand verkauft. In Haiti leben sie als Hausmädchen in völliger Abhängigkeit von ihren Arbeitgebern. Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft oder im so genannten informellen Sektor - zum Beispiel als Strassenverkäufer oder Dienstbote. In Afrika südlich der Sahara arbeiten rund 69 Millionen Kinder sowie 8 Millionen in Nordafrika und dem Nahen Osten. In Süd-und Ostasien (ohne China) gibt es 66 Millionen. Zwölf Millionen arbeitende Kinder sind es in Südamerika und der Karibik sowie drei Millionen in Osteuropa und Zentralasien.

Warum beschäftigen Arbeitgeber Kinder?

Für viele Arbeitgeber ist Kinderarbeit ein lohnendes Geschäft: Ohne Schutz und Fürsorge durch die Familie lassen sie sich leichter ausbeuten. Kinder sind billiger als Erwachsene, führen Aufgaben in der Regel bereitwilliger aus und sind fast nie gewerkschaftlich organisiert. Meist haben sie nicht einmal einen Arbeitsvertrag und können willkürlich entlassen werden.

Was tut UNICEF gegen die Ausbeutung von Kindern?

UNICEF setzt sich auf mehreren Ebenen gegen ausbeuterische Kinderarbeit ein:

dot Extreme Ausbeutung sofort beenden: UNICEF fordert die sofortige Abschaffung extremer Formen der wirtschaftlichen Ausbeutung von Kindern wie Schuldknechtschaft, Sklaverei oder Prostitution.

dot Bessere Bildungsmöglichkeiten: So entwickelt UNICEF alternative Bildungsangebote für arbeitende Kinder und setzt sich für den kostenfreien Schulbesuch ein. Für die Eltern schafft UNICEF Ausbildungsangebote. So können sie sich eine Existenz aufbauen und auf die Mitarbeit ihrer Kinder verzichten.

dot Bessere Kinderschutzgesetze sowie Anerkennung der grundlegenden Arbeitsrechte: UNICEF hilft den Regierungen, die Arbeitsgesetzgebung zu reformieren sowie die nationalen Kinderschutzgesetze und die Ahndung von Straftaten zu verbessern.

dot Stärkung sozialer Grunddienste: UNICEF setzt sich dafür ein, dass Regierungen eine Gesundheits-und Bildungspolitik betreiben, die auch arme Familien erreicht und ihnen Alternativen zur Kinderarbeit eröffnet.

dot Aufklärung: UNICEF informiert Eltern, Arbeitgeber, Verbraucher und öffentlichkeit über Ursachen, Gefahren und Folgen von Kinderarbeit sowie über Hilfsmöglichkeiten.

Warum verbietet UNICEF Kinderarbeit nicht einfach?

Kinderarbeit ist ein vielschichtiges gesellschaftliches Problem. Verbote allein beseitigen nicht die sozialen und wirtschaftlichen Ursachen von Armut, einer der Hauptursachen von Kinderarbeit. Für manche Kinder könnte ein Beschäftigungsverbot die Situation sogar noch verschlimmern. Sie müssten dann womöglich unter noch wesentlich schlimmeren Bedingungen arbeiten.

Was tut UNICEF gegen Armut als eine Ursache von Ausbeutung?

Damit Familien auf Kinderarbeit verzichten können, muss sich ihre gesamte Lebenssituation verbessern. UNICEF fordert deshalb, dass soziale Grunddienste wie Bildung und Gesundheitsversorgung auch die ärmsten Familien erreichen. Vor allem Bildung ist für UNICEF die nachhaltigste Investition in die Entwicklung einer Gesellschaft: Mit einer Schulbildung erhalten Kinder die Möglichkeit, später eine besser bezahlte Arbeit zu bekommen. UNICEF unterstützt arbeitende Kinder deshalb mit Schulmaterial und hilft bei der Lehrerausbildung.

Weiter setzt UNICEF direkt bei den Eltern von arbeitenden Kindern an und entwickelt gemeinsam mit ihnen alternative Einkommensmöglichkeiten. So können beispielsweise Kleinkredite helfen, einen kleinen Laden zu eröffnen oder eine Geflügelzucht zu beginnen.

In welchen Ländern engagiert sich UNICEF gegen die Ausbeutung von Kindern?

UNICEF setzt sich in rund 150 Ländern für die Rechte der Kinder ein - dazu gehört auch der Schutz vor ausbeuterischer Kinderarbeit. UNICEF fördert konkrete Projekte und setzt sich politisch ein. Mit deutschen Spenden unterstützt UNICEF gezielt Projekte gegen Ausbeutung in Burkina Faso, Ecuador, Indien und auf den Philippinen.

Quelle: Text UNICEF Deutschland 2008, Aktion "Stoppt Ausbeutung"
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