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Kinderprobleme in Indien - Beispiele Kinderarbeit im Tourismus

Lagani ist 11 Jahre alt und lebt im Distrikt Sasaram, im indischen Staat Bihar. Sie arbeitet in einer Ziegelbrennerei, ersetzt dort ihre Mutter, die erkrankt ist. Laganis Bruder hatte 10'000 Rupien vom Fabrikbesitzer ausgeliehen, und Laganis Wochenlohn von 50 Rupien dient nun mit dazu, diese Schuld zu begleichen.

Lagani arbeitet von 5 Uhr früh bis spät abends, und muss danach noch im Haushalt helfen. Die nächstgelegene Schule ist eine Stunde zu Fuss von ihrem Zuhause entfernt.

Jupulli Bhaskar ist 13 Jahre alt und lebt im Staat Andhra Pradesh. Er ist, wie sein Vater, Landarbeiter und arbeitet in Schuldknechtschaft.

Für die Hochzeit seiner Tochter hatte der Vater 10'000 Rupien geliehen, und weitere 7'000 zur Verarztung, als er von einem Hund gebissen wurde. Seitdem arbeitet Jupalli von morgens fünf bis abends sieben Uhr. Er reinigt die Tierställe des Landbesitzers, schneidet Futter, schafft Wasser herbei und arbeitet in den Feldern. Als Lohn erhält er jeden Monat fünf Krüge mit Reis.

Zu jung, um Braut zu sein
In Afrika, Asien und im Mittleren Osten sind rund 40 Prozent der Mädchen mit 18 schon Ehefrauen. In Nord-Nigeria beträgt das durchschnittliche Heiratsalter von Mädchen 11 Jahre, in äthiopien und einigen Regionen Westafrikas gar 7 bis 8 Jahre. Bittere Armut und fehlende Bildung sind Gründe, dass in zahlreichen Ländern die Kindheit für viele Mädchen über Nacht zu Ende ist. Die Folgen belasten ihre Gesundheit, ihre Entwicklung, ihr ganzes Leben. Ohne Bildung bleiben die Mädchen auf niedere Dienste und Hausarbeit reduziert. Damit ist für die Ausbeutung von Mädchen und Frauen Tür und Tor geöffnet. Ihren Töchtern droht das gleiche Schicksal. Nur Frauen, die ihre Rechte kennen, lesen und schreiben können, einen Beruf ausüben könnten, vermögen diesen Teufelskreis zu druchbrechen.

In Anbetracht der Faktoren, die Kinderarbeit verursachen, scheint deren Bekämpfung fast unmöglich. Es gibt in Indien jedoch ein Beispiel, das diese Meinung widerlegt. Im südindischen Staat Kerala setzte die lokale Regierung unter anderem eine Landreform durch, zugunsten einer gerechteren Landverteilung, und verbesserte das öffentliche Gesundheits- und das Schulwesen. Mit dem Resultat, dass die Bildungsrate der Bevölkerung gestiegen ist, die Lebensverhältnisse sich allgemein verbessert haben und... das Ausmass der Kinderarbeit sich um ein Vieles verringert hat. Nur mit Hilfe eines globalen und zum Teil radikalen Ansatzes lässt sich die Kinderarbeit bekämpfen.

Kinderarbeit im Tourismus ist ein weitverbreitetes Phänomen. Gemäss einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind 13 bis 19 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im Tourismus beschäftigt.

Diese jungen Menschen gehen allen möglichen Beschäftigungen nach. Sie arbeiten beispielsweise im Gastgewerbe, im Transportwesen, in der Unterhaltungsindustrie und in der Souvenirherstellung. Wann kann von Kinderarbeit gesprochen werden, welche Arbeitsformen sind schädlich, wie kann man den Kindern ihr Kindsein garantieren? Die meisten von uns haben in ihrer Kindheit in irgendeiner Form gearbeitet. Hat das unsere Entwicklung beeinträchtigt? Wohl kaum. Eine Beeinträchtigung liegt dann vor, wenn die Kinder und Jugendlichen in ihrer persönlichen Entwicklung eingeschränkt werden.

Wenn sie nicht Kind sein dürfen, wenn sie nicht in den Genuss einer Ausbildung kommen und wenn sie Arbeiten ausführen müssen, die ihre körperliche Integrität gefährdet. Beispiele gibt es zuhauf - auch im Tourismus. Die Kinder und Jugendlichen werden sexuell ausgebeutet, sind der Willkür ausgesetzt und erhalten kaum Lohn. Sie müssen die Schulden ihrer Eltern abarbeiten, können nicht in die Schule und stehen vor einer ungewissen Zukunft.

In den meisten Fällen ist Kinderarbeit mit Armut verknüpft. Wenn das elterliche Einkommen nicht ausreicht, müssen die Kinder einspringen. Ge- und Verbote, Gesetze und Absichtserklärungen nützen wenig, solange die Kinder für ihren Unterhalt und ihr Überleben arbeiten müssen. Ausserdem verlangt der Markt nach möglichst billigen Arbeitskräften. Viele Arbeitgeber nehmen ihre soziale Verantwortung nicht ernst. Und oftmals sind die Arbeitsgesetze reine Makulatur.

In vielen ärmeren Ländern übt der Tourismus eine grosse Anziehungskraft aus. In Anbetracht des wirtschaftlichen Gefälles zwischen Gast und Gastgeber erstaunt es nicht, dass die Einheimischen ihr Glück im Tourismus suchen. Und hier spielen Kinder eine besondere Rolle. Kinder sind Sympathieträger. Sie werden Waren und Dienstleistungen los, die Erwachsene kaum verkaufen könnten. Wenn nicht, kommt der "Mitleideffekt" zum Zug.

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Lösungsansätze zu Bekämpfung ungerechter Kinderarbeit müssen deshalb auf verschiedenen Ebenen verfolgt werden. An erster Stelle steht die Bekämpfung der Armut. Die nationalen Behörden, die Leistungsträger vor Ort und die Reiseveranstalter müssen die Vorgaben in die Tat umsetzen. Und auch die Reisenden sind aufgerufen, ihre Position zu überdenken. Anstatt Almosen zu verteilen, wäre es angebrachter, ein Kinderhilfswerk zu unterstützen.
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