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Lachse im Rhein
Lachs kann an rund 480 Hindernissen im Rheineinzugsgebiet wieder flussaufwärts wandern
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Ergebnis der aktuellen IKSR-Bilanz ökologischer Massnahmen im Zeitraum 2000 - 2012: An rund 480 Querbauwerken können Fische in Gewässern des Rheineinzugsgebiets wieder aufsteigen. 122 km² Überschwemmungsauen wurden reaktiviert und 80 Altarme und Nebengewässer wieder an die Rheindynamik angeschlossen. |
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Diese Fortschritte hat die IKSR anlässlich ihrer diesjährigen Plenarsitzung am 2. und 3. Juli 2013 in Rotterdam vorgestellt. Das Rheinsystem wird dadurch ökologisch stabiler und vielfältiger.
Der Präsident der IKSR, Dr. André Weidenhaupt, betonte: "Die Fischpassierbarkeit in den Lachs-Programmgewässern ist seit 2000 erheblich verbessert worden. Seit Start dieses Programms sind mehr als 6900 adulte Lachse nachweislich in das Rheingebiet zurückgekommen, um sich zu vermehren. Dank der bestehenden rechtlichen Verpflichtungen, Gewässer für Fische wieder durchgängig zu machen, sind gerade in den letzten Jahren viele Massnahmen durchgeführt worden.
Die 2018 anstehende teilweise Öffnung der Haringvlietschleusen in den Niederlanden ist dabei ein bedeutender Bestandteil des IKSR-Masterplans Wanderfische Rhein. Diese Öffnung ist neben dem Nieuwe Waterweg bei Rotterdam das Eingangstor für die Lachse in das Rheineinzugsgebiet. Deshalb machen sich die IKSR-Mitglieder während der Plenarsitzung ein Bild von der Situation vor Ort.
2015 wird zudem am Oberrhein am Stauwehr Strassburg ein weiterer Fischpass betriebsbereit sein und in absehbarer Zeit auch am Stauwehr Gerstheim. All dies gibt weiteren Anlass zur Hoffnung, dass Lachse bis 2020 auch die Zuflüsse im Raum Basel und über die Mosel auch z.B. in Luxemburg wieder besiedeln können. Der Zeitplan für die dafür erforderlichen weiteren Massnahmen wird Gegenstand der 15. Rheinministerkonferenz am 28. Oktober 2013 in Basel sein."
2012 hatte die IKSR Bilanz über die bisherige Umsetzung des Aktionsplans Hochwasser gezogen und festgestellt, dass am Rhein unterhalb von Basel Rückhalteraum für bis zu 229 Mio. m³ Wasser zur Absenkung von Hochwasserscheiteln genutzt werden kann.
Beim diesjährigen Junihochwasser sind in Abstimmung zwischen den Partnern in Frankreich und Deutschland sechs Rückhalteräume am Oberrhein geflutet worden, um die Hochwasserscheitel erfolgreich abzumindern und um Schäden flussabwärts deutlich zu vermeiden. Hinzu kam die Wirkung von zwei Deichrückverlegungen. Der IKSR-Präsident dazu "Dies ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Abstimmung der im Hochwasserfall durchzuführenden gemeinsamen Hochwasservorsorgemassnahmen im Rheineinzugsgebiet gut funktioniert. Das Junihochwasser an der Elbe zeigt uns, wie wichtig Hochwasservorsorge und Hochwasserschutz sind und dass die anstehenden Massnahmen - auch mit Blick auf den Klimawandel - umgesetzt werden müssen."
In den letzten Jahren konnte die Wasserqualität des Rheins und vieler seiner Nebengewässer durch die Verringerung der Schad- und Nährstoffeinträge aus Industrie und Kommunen deutlich verbessert werden. Eine neue Herausforderung für die Staaten im Rheineinzugsgebiet stellen die Mikroverunreinigungen dar. Darunter fallen viele synthetische Substanzen wie Humanarzneimittel, Materialschutz oder Insektizide, aber auch Stoffe natürlichen Ursprungs wie beispielsweise Hormone. In den heute üblichen mechanisch-biologischen Kläranlagen werden viele Mikroverunreinigungen nicht oder nur teilweise aus dem Abwasser entfernt. Die effizientesten Massnahmen, die möglich sind, um diese Einträge aus Siedlungs- und Industrieabwässern zu senken, wurden in der IKSR diskutiert und sind in einer integralen Bewertung über ausgewählte Stoffgruppen ermittelt (vgl. auch www.iksr.org, Fachbericht Nr. 203). Die zukünftige Vorgehensweise im Umgang mit Mikroverunreinigungen im Rheineinzugsgebiet wird gleichfalls Gegenstand der Beschlüsse der anstehenden Rhein-Ministerkonferenz sein.
Quelle: Text Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), Schweiz, Juli 2013 |
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Atlantischer Lachs soll wieder in der Schweiz heimisch werden |
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Während Jahrtausenden stieg der Atlantische Lachs für seine Laichwanderung aus der Nordsee in fast alle wichtigen Zuflüsse des Schweizer Rheineinzugsgebiets auf. Doch seit Jahrzehnten versperren Kraftwerke und Wehre diesen Wanderfischen den Weg in ihre angestammten Laichgebiete. Gemeinsam mit den Rheinanliegerstaaten unternimmt die Schweiz im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins IKSR grosse Anstrengungen, um die Hindernisse wieder passierbar zu machen und potenziell geeignete Lebensräume aufzuwerten.
Mit dem Erreichen ihrer Geschlechtsreife schwimmen die ausgewachsenen Lachse aus der Nordsee von der Rheinmündung aus flussaufwärts, um zur Fortpflanzung in ihre angestammten Laichgebiete zurückzukehren. Die lange und beschwerliche Laichwanderung, auf der sie im Süsswasser keine Nahrung mehr zu sich nehmen und entsprechend viel Gewicht verlieren, endet für die entkräfteten Wanderfische nach der Eiablage mit dem Tod. Ihre Nachkommen verbringen die ersten ein bis drei Lebensjahre als Brütlinge und Junglachse im Süsswasser, bevor es sie flussabwärts Richtung Nordsee zieht. Im Atlantik legen die Lachse – auf der Suche nach Nahrung – tausende von Kilometern zurück und erreichen während der folgenden zwei bis drei Jahre ihre volle Grösse, die bei stattlichen Exemplaren über einen Meter erreichen kann. Der Fortpflanzungstrieb führt sie dann wiederum zurück in die Fliessgewässer ihrer Jugend.
Unterbruch des natürlichen Zyklus
In der Schweiz war der Atlantische Lachs noch bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen des Rheineinzugsgebiets heimisch. Das Kerngebiet seiner Ausbreitung umfasste den Hochrhein bis zur natürlichen Barriere des Rheinfalls bei Neuhausen sowie die Flüsse unterhalb der grossen Alpenrandseen Thuner-, Vierwaldstätter- und Zürichsee. Doch grossräumige Flusskorrektionen, die zunehmende Gewässerverschmutzung und Überfischung, aber vor allem der forcierte Bau von Flusskraftwerken an Rhein und Aare haben den natürlichen Wanderzyklus unterbrochen. Weil die Lachse aufgrund der zahlreichen künstlichen Hindernisse den Wiederaufstieg nicht mehr schaffen, ist die Art bei uns im Lauf des 20. Jahrhunderts verschwunden.
Wiederansiedlungsprogramme der IKSR
Die in der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) vertretenen Anliegerstaaten, zu denen auch die Schweiz gehört, haben sich zum Ziel gesetzt, den Lachs im Rhein wiederanzusiedeln und dazu das Programm Lachs 2020 sowie den Masterplan Wanderfische lanciert. Das Vorhaben wurde an der 15. Rheinministerkonferenz vom 28. Oktober 2013 in Basel erneut bekräftigt. Damit es gelingt, braucht es Aufstiegshilfen in Form von Fischtreppen oder Umgehungsgewässern zur Überwindung der Wanderhindernisse sowie eine ökologische Aufwertung geeigneter Lebensräume in den Zuflüssen. Zudem werden vorerst im Raum Basel junge Lachse in geeignete Fliessgewässer ausgesetzt. Die im Jahr 2018 eingeführte Öffnung der Haringvliet-Schleusen an der Rheinmündung in die Nordsee wird aufsteigenden Lachsen ebenso helfen wie der neu erstellte Fischpass am Stauwehr in Strassburg, der 2015 bereit sein wird. Im gleichen Jahr beginnen in Gerstheim (F) die Bauarbeiten für einen neuen Fischpass.
Dank all dieser Massnahmen gibt es heute in den Rheinzuflüssen zwischen den Niederlanden und Strassburg bereits wieder eine sich natürlich fortpflanzende Lachspopulation - so zum Beispiel in der Sieg am Niederrhein. Auch im Raum Basel sind schon vereinzelte erwachsene Rückkehrer gesichtet worden. Sie konnten die fünf französischen Kraftwerke in Strassburg, Gerstheim, Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün, welche bis jetzt noch nicht über Fischaufstiegshilfen verfügen, via Schiffsschleusen passieren. Diesen Rückweg finden die vor Jahren in den Rheinzuflüssen Wiese, Birs und Ergolz ausgesetzten Lachse jedoch nur ausnahmsweise. Deshalb werden zurzeit nur wenige Junglachsen in Schweizer Flüssen ausgesetzt, geht es dabei doch in erster Linie darum, ihr Verhalten und die Lebensraumeignung in unseren Fliessgewässern zu beobachten.
Die Flussrenaturierungen helfen dem Lachs
Die Umsetzung des seit Anfang 2011 gültigen revidierten Gewässerschutzgesetzes (GSchG) in der Schweiz schafft in den kommenden Jahren optimale Voraussetzungen, um dem Atlantischen Lachs und weiteren Wanderfischen hierzulande wieder ausreichende Lebensräume für deren natürliche Fortpflanzung zu erschliessen.
Bei ihren strategischen Planungen der Flussrevitalisierungen müssen sich die kantonalen Fachstellen vorab am ökologischen Potenzial der Gewässerlebensräume orientieren. Dabei spielt die Eignung für Fische eine zentrale Rolle. Lachse benötigen als Laichgebiete zügig überströmte Kiesbänke mit einer mindestens 30 Zentimeter mächtigen Kiesschicht, in der sie ihre Eier vergraben können. In der Nähe müssen Habitate für die Brütlinge mit einem hohen Anteil an Grobkies, grossen Steinen oder Blöcken, Totholz und einer geringen Wassertiefe vorhanden sein. Gemäss dem GSchG sind zudem bis 2030 bei allen Wasserkraftwerken im Inland die erforderlichen Massnahmen zur Wiederherstellung der Fischwanderung umzusetzen. Gegenwärtig analysieren die kantonalen Fachstellen die Durchgängigkeit für Fische und bestimmen bis Ende 2014, bei welchen Anlagen sich eine entsprechende Sanierung aufdrängt. Die Realisierung der Massnahmen richtet sich nach der ökologischen Dringlichkeit, wobei die Eignung der Gewässer für den Lachs eine wichtige Rolle spielt.
Grosses Lebensraumpotenzial in der Schweiz
Abschätzungen in der Schweiz zeigen, dass für eine erste Phase der Wiederbesiedlung vor allem der Hochrhein mit seinen Zuflüssen in der Region Basel und bis zur Mündung der Aare in Frage kommen. Geeignete Lachshabitate bieten auch der Aare-Unterlauf, die Reuss und weitere Zuflüsse des Hochrheins wie Töss und Thur. Die entsprechende Gewässerfläche von rund 200 Hektaren reicht aus für selbstreproduzierende Populationen und umfasst etwa einen Fünftel des bisher von der IKSR ausgewiesenen Potenzials für das gesamte Rheineinzugsgebiet.
Eine wesentliche Grundbedingung ist die Verbesserung der Fischgängigkeit bei den inländischen Wasserkraftwerken. Zwar verfügen die meisten Anlagen in den geeigneten Lachsflüssen bereits über Fischaufstiegshilfen, doch sind nicht alle davon ausreichend dimensioniert. Vor allem für die flussabwärts gerichtete Wanderung der Junglachse bestehen vielerorts noch grosse Defizite. Während es für den Fischabstieg bei kleineren Anlagen bereits etablierte Lösungen gibt, untersuchen Fachleute derzeit in einem Forschungsprojekt, welche Varianten bei grösseren Kraftwerken in der Schweiz möglich sind, um den Abstieg auch hier zu verbessern. Entscheidend für den Erfolg des Lachsprogramms ist zudem, dass sich der ökologische Zustand der Potenzialgewässer nicht durch den Bau neuer Wanderhindernisse verschlechtert.
Damit künftig wieder Lachse in Schweizer Gewässer aufsteigen und sich hier erfolgreich fortpflanzen, müssen sie jedoch zuerst die etwa 150 Kilometer lange Hindernisstrecke zwischen Strassburg und Basel überwinden können. Dazu sind die französischen Kraftwerke bei Strassburg, Gerstheim, Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün zwingend mit den gegenwärtig noch fehlenden Fischpässen auszustatten.
Die Rückkehr des Lachses in die Schweiz ist zum einen bedeutsam für den Fortbestand der Art. Zum anderen ist dieser Wanderfisch auch der lebende Beweis für gesunde Gewässer, die das Resultat der Milliardeninvestitionen der letzten Jahre in den Gewässerschutz sind.
Quelle: Text Bundesamt für Umwelt BAFU, Schweiz, Oktober 2013 |
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