Die heute abgebrochene Hangpartie liegt neben dem Abbruchhang vom März und ist rund 50 bis 70 Meter breit und etwa 80 Meter hoch. Nach dem neuerlichen Felssturz bleibt die Gotthardstrecke mehrere Tage gesperrt. Voraussichtlich ab heute Abend wird der betroffene Hang mittels Geo-Radar überwacht, da der Abbruch von weiterem Erdreich droht. Erst wenn die Sicherheit vollständig gewährleistet ist, können die Bergungs- und Instandstellungsarbeiten in Angriff genommen werden. Beim Felssturz von heute Morgen wurden drei Mitarbeiter einer mit geologischen Arbeiten beauftragten Drittfirma verschüttet. Zwei Mitarbeiter wurden verletzt, ein dritter wird noch vermisst. Reisende oder SBB Mitarbeitende kamen nicht zu Schaden. Beim Felssturz handelt es sich um ein Naturereignis, das nicht vorhersehbar war. Zu Tale stürzte jene Hangpartie, die an jenen Hang grenzt, bei dem im März dieses Jahres bereits mehrere Hundert Kubikmeter Fels abgebrochen waren. In der Folge wurden in diesem Hang kontrollierte Sprengungen vorgenommen und das lose Gestein entfernt.
6. Juni 2012 Heute Morgen, 6. Juni 2012, konnte der gestern installierte Geo-Radar erste Erkenntnisse liefern: Die überwachte Felswand verhielt sich während der Nacht ruhig. Dennoch muss sie noch mehrere Tagen überwacht werden, da weiterhin Felssturzgefahr besteht. Bis zum Abschluss aller Beobachtungs-, Sicherungs-, Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten bleibt die Gotthard-Linie gesperrt. Die Arbeiten nehmen voraussichtlich rund einen Monat in Anspruch. Erste oberflächliche Messungen der Abbruchstelle mit dem Geo-Radar verliefen positiv. Grössere Felsabbrüche wurden in der Nacht nicht festgestellt. Die Lage bleibt dennoch angespannt, es besteht weiterhin Felssturzgefahr. Heute werden Rodungsarbeiten oberhalb der Abbruchstelle vorgenommen, Sprengungen sind erst möglich, nachdem sich die überwachte Felswand während mehreren Tagen ruhig verhalten hat. Erst dann können die Felssanierungen vorgenommen werden. Danach werden Experten den Damm aufräumen, das lose Gestein entfernen und die Bahninfrastruktur wieder herstellen. Diese Arbeiten werden voraussichtlich rund einen Monat beanspruchen, erst danach kann die Gotthard-Linie wieder für den Bahnverkehr geöffnet werden. Marc Hauser, Geologe der SBB, hielt heute Morgen vor Medien fest: «Die eingeleiteten Felssicherungsmassnahmen an der Abbruchstelle von März 2012 haben funktioniert». Und weiter: «Mit einem Felsabbruch in diesem rund 30-50 Meter rechts davon liegenden Fels konnte niemand rechnen. Es gab keinerlei Anzeichen und Felsbewegungen, die auf ein Abbrechen hindeuteten.» Betriebskonzept bleibt bestehen. Während dem kommenden Monat bleiben die gestern kommunizierten Einschränkungen für die Reisenden bestehen. Kundinnen und Kunden aus den Räumen Basel, Olten, Aarau und Bern wird empfohlen, für Fahrten von und nach dem Süden die Lötschberg-Simplon-Achse zu benützen. Kundinnen und Kunden aus den Räumen Zürich und Luzern steigen zwischen Flüelen und Erstfeld auf die rund 15 im Einsatz stehenden Ersatzbusse um - sie müssen mit einer Reisezeitverlängerung von 60 bis 90 Minuten rechnen. Der Güterverkehr wird zurückgestellt und grossräumig umgeleitet.
8. Juni 2012: ASTRA ermöglicht Erleichterung für den LKW-Verkehr auf der Nord-Süd-Achse Angesichts der Sperrung der Eisenbahnstrecke über den Gotthard hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) kurzfristig Erleichterungen für den Güterschwerverkehr auf der Strasse beschlossen. Bis am Freitagnachmittag war indes keine namhafte Zunahme des LKW-Verkehrs auf der Strasse feststellbar. Die Sperrung der Eisenbahnlinie über den Gotthard als Folge des Felssturzes bei Gurtnellen hat bis am Freitagnachmittag zu keiner ausserordentlichen Situation auf den Strassenverbindungen durch die Alpen geführt. Das zusätzliche Schwerverkehrsaufkommen hält sich in Grenzen, so dass bis jetzt keine ausserordentlichen Massnahmen ergriffen werden mussten. Mit Blick auf die mögliche Zunahme des LKW-Verkehrs in den nächsten Wochen hat das ASTRA folgende Massnahmen angeordnet, um die Rahmenbedingungen für den Schwerverkehr zu optimieren. Im Gotthard-Strassentunnel werden die bereits angekündigten zwölf Sperrnächte zwischen dem 11. und dem 28. Juni verkürzt. Üblicherweise beginnt die Sperrung jeweils um 20 Uhr. Diesen Sommer wird der Tunnel erst um 22.15 Uhr gesperrt. Die integrale Verschiebung der Sperrnächte ist aus Sicherheitsgründen und mit Rücksicht auf die beginnende Ferienreisezeit nicht möglich. Auf der Simplon-Passstrasse bestehen im Moment zwei Baustellen mit Spurreduktion und Rotlichtbetrieb. Diese beiden Baustellen (Haselkehre und Kulmtunnel) werden soweit aufgehoben, dass die Strasse über den Simplon durchgehend zweispurig befahrbar ist. Die Aufhebung der Baustellen ist aber erst im Lauf der nächsten Woche realisierbar. Nicht sinnvoll ist die Aufhebung der Baustellen auf der San-Bernardino-Route, weil diese durchgehend im Zweispurbetrieb befahren werden können. Das Tropfenzählerportal vor dem Gotthard-Strassentunnel wird für den LKW-Verkehr bis zu einem Maximum von 150 LKW pro Stunde offen gehalten. Die Ausserbetriebnahme des Tropfenzählersystem kommt nicht in Frage; es handelt sich um eine Einrichtung, welche die Sicherheit im Tunnel gewährleistet. Weil sich das zusätzliche Schwerverkehrsaufkommen zurzeit noch in Grenzen hält, sind keine weiteren ausserordentlichen Massnahmen nötig. Insbesondere drängt sich die Lockerung des Nachtfahrverbots zurzeit nicht auf. Das gleiche gilt für Sondertransportbewilligungen und die Erhöhung der Gewichtslimite auf der Gotthard-Autobahn. Das ASTRA beobachtet die Entwicklung des Verkehrs auf den Nationalstrassen durch die Alpen sorgfältig und nimmt periodisch Lagebeurteilungen vor. Quelle: Text Bundesamt für Strassen (ASTRA)
18. Juni 2012 Am18. Juni 2012 um 12.30 Uhr hat die SBB oberhalb der gesperrten Gotthard-Bahnlinie rund 2000 Kubikmeter Fels gesprengt. Die Experten zeigten sich nach einer ersten Beurteilung sehr zufrieden mit der Sprengung. Nun beginnen die eigentlichen Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten. Die SBB setzt alles daran, den Betrieb über die Gotthardachse so schnell wie möglich wieder aufnehmen zu können. Voraussichtlich am 2. Juli 2012 soll die Strecke wieder dem Betrieb übergeben werden. Weil weiterhin loses Gestein abzustürzen drohte und die weiteren Aufräumarbeiten blockierte, hat die SBB heute über Mittag im Felssturzgebiet bei Gurtnellen rund 2000 Kubikmeter Fels weggesprengt. Geologen und weitere Fachspezialisten stuften die besagte Felspartie als absturzgefährdet ein. Die SBB nahm bei der Festlegung des Sprengtermins auf die Bedürfnisse der Autofahrer, des Lastwagenverkehrs und der zwischen Flüelen und Göschenen verkehrenden Bahnersatz-Busse Rücksicht. Während der Strassenverkehr am Vormittag via Autobahn und Kantonsstrasse problemlos das Gebiet Gurtnellen passieren konnten, wurden für die Sprengung beide Verkehrswege sowie das Sprenggelände weiträumig abgesperrt. Erfolgreiche Sprengung Punkt 12.30 Uhr erfolgte die Sprengung mittels rund 300 Kilo Sprengstoff, der in 25 Sprenglöchern im Fels angebracht wurde. Unmittelbar danach haben Geologen die Lage im Felssturzgebiet bei einem Helikopterflug aus der Luft beurteilt. «Wir sind sehr zufrieden mit der Sprengung. Die Felspartie ist so abgebrochen, wie wir es geplant haben», erklärte Marc Hauser, Geologe der SBB. Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten Im Anschluss an die Sprengung können nun die umfangreichen Aufräum- und Reparaturarbeiten in Angriff genommen werden. Der Hang muss dafür erneut inspiziert werden. Erst wenn Geologen den Hang als sicher freigeben, können die Aufräumarbeiten starten. Im Anschluss daran können die Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an Fahrbahn, Fahrleitung und Stützmauer beginnen. Die SBB setzt alles daran, den Betrieb auf der Gotthardlinie so rasch als möglich wieder aufnehmen und den Transport von Gütern und Reisenden wieder im gewohnten Rahmen sicherstellen zu können. Die SBB geht aktuell davon aus, dass die Züge ab Montag, 2. Juli 2012, wieder über die beiden Gleise dieser wichtigen Transitroute verkehren können.
2. Juli 2012: Felssturz Gurtnellen: Gotthard-Bahnlinie ab 2. Juli wieder offen Rund vier Wochen nach dem Felssturz in Gurtnellen vom 5. Juni 2012 rollen im Verlauf des heutigen Tages wieder die ersten Züge über den bisher gesperrten Streckenabschnitt Erstfeld-Göschenen der Gotthard-Bahnlinie. Die wichtige Transitachse war seit dem Felssturz für den Zugverkehr unterbrochen und Güterzüge mussten weiträumig umgeleitet werden. Ab Montag, 2. Juli abends, ist die wichtige Nord-Süd-Achse wieder ohne Einschränkung doppelspurig befahrbar. Die Instandstellungsarbeiten der Gleise an der für den alpenquerenden Güterverkehr wichtigen Gotthard-Bahnlinie wurden in den frühen Morgenstunden abgeschlossen. Im Verlauf des Tages finden noch Testfahrten statt, damit die doppelspurige Strecke gegen Abend für den Güterverkehr wieder vollumfänglich zur Verfügung steht. Ab 3. Juli 2012 verkehren zudem auch die Züge des Personenverkehrs wieder fahrplanmässig über die Nord-Süd-Achse. Der Unterbruch der Gotthardlinie zwischen Erstfeld-Göschenen stellte nicht nur die Infrastruktur der SBB, sondern auch jene der BLS vor logistische Herausforderungen. Die sonst täglich rund 120 über die Gotthard-Route verkehrenden Güterzüge mussten weiträumig, ein Grossteil davon über die Lötschbergachse der BLS und weiter über den Simplon in Richtung Italien umgeleitet werden. Bruno Stehrenberger, Leiter Betrieb bei SBB Infrastruktur, lobte deshalb anlässlich der Baustellenbegehung in Gurtnellen auch die Zusammenarbeit mit allen Partnern: "Nur dank dem engen und offenen Informationsaustausch mit den Bahnen und Transportpartnern aus dem In- und Ausland war es überhaupt möglich, den Verkehr über die Schweizer Ausweichrouten optimal zu planen und den Güterverkehr trotz Kapazitätsengpässen während der vierwöchigen Sperre abzuwickeln. Die Kapazitäten in der Schweiz am Simplon konnten dadurch von 90 auf geplante 135 Güterzugtrassen pro Tag gesteigert werden. Spitzentag war der 12. Juni als 113 Güterzüge durch den Simplon fuhren." Die Rangierbahnhöfe in Basel im Norden sowie in Domodossola (I) im Süden dienten dabei als Warteräume für den Güter-Transitverkehr. Auch Toni Häne, Leiter Verkehrsmanagement bei SBB Personenverkehr zog eine durchwegs positive Bilanz. "Das Bahnersatzbuskonzept mit täglich 20-25 Extrabussen zwischen Flüelen und Göschenen hat gut funktioniert. Täglich rund zwei Dutzend Kundenbetreuern lenkten und betreuten die Kundinnen und Kunden auf den Umsteigebahnhöfen. Trotz des Bahnunterbruchs und längerer Reisezeiten reisten nebst den täglich rund 10 000 Kunden auch über 1000 Gruppen mit über 25 000 Teilnehmern in den Süden. Umbuchungen gab es kaum und wir erhielten sehr viel Lob von Kunden für die Leistungen der SBB während dieses Naturereignisses." Die Bahnersatzbusse verkehren auch noch am 2. Juli bis Betriebsschluss zwischen Flüelen und Göschenen auf der Autobahn. Erst am 3. Juli werden auch sämtliche Personenzüge wieder über die Gotthard-Route fahren. Auch die während der Gotthard-Sperre angebotene Direktverbindung Zürich-Mailand via Lötschberg-Simplon wurde täglich von über einhundert Reisenden als Alternative für die Reise von und nach Italien genutzt. Knapp 5000 Anrufe verzeichnete zudem die kostenlose SBB-Hotline, welche den Kunden als Informationskanal während der gesamten Zeit des Gotthard-Unterbruchs zur Verfügung stand. Fahrleitungs- und Gleisbauarbeiten. Albert Müller, Leiter Naturrisiken bei SBB, zeigte sich erleichtert, dass die Arbeiten in Gurtnellen planmässig am 2. Juli schon am frühen Morgen abgeschlossen werden konnten: "Die Bauleute der SBB wie auch die beteiligten Partnerfirmen haben hervorragende Arbeit geleistet. Der Zeitplan war äusserst knapp bemessen. Jetzt finden noch Testfahrten statt, damit der Güterverkehr am Abend wieder anrollen kann." Nach der Sprengung am 18. Juni 2012, bei welcher nochmals rund 2000 m3 Gestein weggesprengt wurden, mussten zuerst umfangreiche Hangsicherungsarbeiten vorgenommen werden, bevor mit der eigentlichen Instandhaltung der Bahnlinie begonnen werden konnte. Fangnetze wurden zwischenzeitlich nicht nur über die abgesprengte Felspartie gespannt, sondern auch unterhalb des Felsens über die ganze Breite der Abbruchstelle ein weiteres Netz montiert. Mehrere tausend Flugbewegungen mit Helikoptern waren notwendig, um Baumaschinen, Schutzmatten und Netze vor Ort zu bringen. So konnte auch der zwischen der Felsabbruchstelle und Bahnlinie gelegene Hang mit Kokosmatten überdeckt und mit einem weiteren Netz befestigt werden. Pflanzenbewuchs soll dafür sorgen, dass die Stelle bald wieder begrünt werden kann. Ebenso ist die Aufforstung von neuem Schutzwald vorgesehen. Im Felssturzgebiet von Gurtnellen werden die Schutznetze zudem mit Sensoren ausgerüstet, um auch kleinste Bewegungen oder Steinschläge sofort zu registrieren. Dank den umfangreichen Hangsicherungsmassnahmen konnten auch termingerecht die Instandhaltungsarbeiten auf der darunterliegenden Bahnlinie vorangetrieben und in Angriff genommen werden. Roberto Pedrazzini, Verantwortlicher Leiter dieser Arbeiten vor Ort, verbaute mit seinen Mitarbeitenden zweimal 170 Meter neue Schienen, das Schotterbett wurde komplett ausgetauscht und es wurden vier neue Mastfundamente für die neue Fahrleitung betoniert. Zudem wurden die durch den Felssturz ebenfalls zerstörten Fahrleitungen komplett erneuert. Die Instandstellungsarbeiten wurden teilweise im Dreischichtbetrieb durchgeführt, um den anspruchsvollen Zeitplan einzuhalten. Die Arbeiten am Gleis konnten in den frühen Morgenstunden abgeschlossen werden. Bevor der eigentliche Bahnbetrieb wieder aufgenommen werden kann, sind am 2. Juli noch einzelne Testfahrten vorgesehen, damit bis am Abend der Güterverkehr auf der Gotthardroute wieder anrollen kann. Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Alleine nur die Arbeiten in Gurtnellen werden Kosten in Höhe von rund 5-6 Millionen Franken auslösen. Rechnet man die Aufwendungen für Logistik, Personal und den Bahnbetrieb hinzu, geht die SBB nach ersten Schätzungen von finanziellen Aufwendungen im zweistelligen Millionenbereich aus. Welche Kosten durch Versicherungen gedeckt und wer nun allfällige Schadenersatzansprüche im Zusammenhang mit dem Naturereignis geltend machen kann, wird sich erst in einigen Monaten abschliessend beurteilen lassen. "Naturereignisse in dieser Grösse kommen äussert selten vor. Dank jährlicher Investitionen von netzweit rund 30 Millionen Franken in Schutzwälder und Schutzbauten wie Galerien oder Lawinenverbauungen und der dauernden Beobachtung der Natur, ist der Bahnbetrieb ohne grössere Einschränkungen überhaupt möglich", so Albert Müller. Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2016, wird in rund vier Jahren auch am Gotthard eine Ausweichroute zur Verfügung stehen, welche das Risiko von längeren Unterbrüchen im Nord-Süd-Verkehr weiter minimiert. Der 56 Kilometer lange Basistunnel Erstfeld-Biasca wird dereinst dafür sorgen, dass das hochalpine Gebiet auf einem grösseren Abschnitt unterquert werden kann. Rund drei Viertel der heute 4000 Schutzbauten auf dem SBB-Netz befinden sich am Gotthard.
|