Geschichte des Minaretts Die erste Moschee im Islam wurde durch den Propheten Muhammad in Medina neben seinem Haus gebaut. Sie wurde auf Sandboden in einfacher Lehmbauweise errichtet und war im Inneren teilweise mit Strohmatten ausgelegt. Ein Palmdach bot Schutz gegen die heisse Sonne, eine kleine Mauer diente als räumliche Begrenzung. Zwischen Männern und Frauen gab es damals keine Trennung. Die Männer bildeten die vorderen Reihen, die Frauen standen dahinter. Auch ein Minarett fehlte, der Gebetsruf (Azan) erfolgte von einer Anhöhe aus.
Heute besteht eine Moschee meist aus einem umfriedeten Raum, der wiederum aus einem Vorhof und einer Gebetshalle besteht. Im Hof befindet sich oft ein Wasserbecken, an dem die vor dem Gebet obligatorischen Waschungen vorgenommen werden können. Die meist kuppelbedeckte Gebetshalle, ein freier, mit Teppichen ausgelegter Raum, wird grundsätzlich ohne Schuhe und mit Kopfbedeckung betreten - Zeichen des Respekts, die so auch in anderen Religionen und Kulturen bekannt sind.
Das Minarett wird erstmals 673 n.Chr. beim Neubau einer Moschee in Fustat (dem heutigen Kairo) erwähnt und ist seit der der Zeit der Umayyaden (661 -750 n.Chr.) gebräuchlich. In den Ahadith, den Aussprüchen des Propheten zur Wiederkunft des Messias findet ein weisses Minarett in Damaskus Erwähnung . Architektonisch geht es auf Kirch- , Wach- oder Leuchttürme zurück und hat je nach Epoche und Kulturkreis eine andere Form und Höhe. Auch die Anzahl kann je nach Grösse der Moschee variieren. In den muslimischen Ländern sind aber auch immer wieder Moscheen ohne Minarett zu finden.
Etymologie
Etymologisch stammt das Wort Minarett von «man_ra» ab, das im Arabischen ein «Platz, wo Feuer oder Licht ist» bedeutet . Im vorislamischen Arabien wurde damit ein erhöhter Platz bezeichnet, wo welchem aus Feuer-oder Rauchsignale gesendet wurden. Zahlreiche Befestigungsanlagen aus islamischer Zeit entlang der nordafrikanischen Küste sind mit zylinderförmigen Türmen ausgestattet, die als Wach-und Leuchttürme dienten und als man_r bezeichnet wurden. Die ursprüngliche Verbindung mit «Feuer» ging schon bald verloren, so dass jeder Turm, Grenzstein o.ä. fortan als «man_r» bezeichnet werden konnte.
Heute hat das Minarett eine andere Bedeutung. Es ist vor allem ein Dekorationselement einer Moschee. Selbst in muslimischen Ländern wird der Gebetsruf meist nicht mehr von einem Muezzin vom Minarett gerufen, sondern per Lautsprecher übertragen. Von einem symbolischen Machtanspruch kann deshalb keine Rede sein, weil für Muslime das Minarett als bauliches Erkennungsmerkmal für eine Moschee und als architektonisches Element ihres gelebten Glaubens gilt - ähnlich wie ein Kirchturm heute den Christen.
Minarette in der Schweiz
Im Moment gibt es in der Schweiz vier Minarette. Das erste wurde im Jahre 1962 als Bestandteil der Mahmud-Moschee in Zürich gebaut. 1978 folgte das Minarett in Genf. Danach war für mehr als 30 Jahre Stillstand im Schweizer Minarettbau. Erst im Mai 2009 konnte die islamisch-albanische Gemeinschaft ihr ca. 3 Meter hohes Minarett einweihen und im Juni 2009 folgte das vorerst letzte Minarett in Wangen bei Olten, dessen Bau ein langer Rechtstreit vorangegangen war. Zur Bedeutung der Moschee kann ganz allgemein gesagt werden, dass in ihr die Funktionen des Kirchenhaupthauses, des Kirchturmes und jene analog eines Kirchgemeindehauses vereint sind.
Quellenangaben
[1] «Sahih Muslim», Buch 041, Hadith-Nr. 7015, arabischer Originaltext unter:
http://hadith.al-islam.com/Display/Hier.asp?Doc=1&n=0
[2] Dogangün, R. Livaoglu, R. Acar, «A Study on Seismic Behavior Of Minarets Considering Soil-Structure Interaction», International Earthquake Symposium, Kocaeli (TR) 2007