Übermässiger
Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung sowie Unfälle und Verletzungen
nehmen bei Jugendlichen in der Schweiz zu. Beim Kiffen nimmt unser Land
im europäischen Vergleich gar eine Spitzenposition ein und die Anzahl
Schweizer Teenager, die mit einem übermässigen Suchtmittelkonsum
ihre Gesundheit gefährden, steigt. Die repräsentative Studie
der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
(SFA) zeigt auf, wie sich die Gesundheit der Jugendlichen entwickelt hat
und wie unser Land im europäischen Vergleich dasteht.
"Die
Schweizer Jugendlichen trinken vermehrt über den Durst, sie kiffen
mehr und ernähren sich ungesünder als früher", erklärt
Holger Schmid, Leiter der Schülerstudie "Health Behaviour in School-Aged
Children (HBSC)". "Was uns darüber hinaus Sorgen macht, ist, dass
sie viel mehr Unfälle und Verletzungen haben als noch vor acht Jahren."
Wie ein aktueller europäischer Vergleich zeigt, steht die Schweiz
mit diesen Problemen aber nicht alleine da: In ganz Europa suchen die Jugendlichen
den Alkoholrausch. Immer mehr Jugendliche haben Erfahrung mit Cannabis
und der Anteil der jugendlichen Raucherinnen und Raucher ist europaweit
hoch. Auch die ungesunde Ernährung sowie die Unfälle und Verletzungen
sind in unseren Nachbarländern häufig.
Die
Skandinavier trinken, die Schweizer kiffen und die Briten tun beides |
Neben
den erwähnten europäischen Gemeinsamkeiten zeichnen sich auch
gewisse Unterschiede ab: Grossbritannien und die skandinavischen Länder
ragen vor allem mit einem hohen Anteil sich betrinkender Jugendlicher heraus:
Mehr als die Hälfte der 15-Jährigen in Grossbritannien, Dänemark,
Finnland und der Ukraine waren schon mehrmals betrunken. In der Schweiz
liegt die Rate mit 27,8% deutlich tiefer. Umso heftiger ziehen die helvetischen
Jugendlichen aber am Joint: Beim Kiffen liegt die Schweiz zusammen mit
Grossbritannien und Spanien ganz vorne: Etwa jeder dritte 15-Jährige
in diesen drei Ländern hat in den 12 Monaten vor der Untersuchung
Cannabis konsumiert.
Fragt
man die Jugendlichen nach ihrem Gesundheitsbefinden, so zeigt sich ein
grosses Ost-West-Gefälle: In den Ländern Osteuropas ist der subjektive
Gesundheitszustand der Jugendlichen besonders schlecht. In Russland, Lettland
und in der Ukraine bezeichnet ein Drittel bis fast die Hälfte der
befragten Jugendlichen die eigene Gesundheit als "schlecht" oder nur "einigermassen
gut". In der Schweiz liegt diese Rate bei 9,4%.
Die
mittel- und westeuropäischen Jugendlichen fühlen sich aber deutlich
häufiger zu dick und unwohl in ihrer Haut als die osteuropäischen:
Rund ein Drittel der 15-Jährigen ist in den meisten mittel- und westeuropäischen
Ländern mit seinem Körper unzufrieden. Die Schweiz liegt mit
rund 33 Prozent im oberen Mittelfeld.
Trend
in der Schweiz: mehr Unfälle und Verletzungen, weniger Gewalt |
Unfälle
und Verletzungen sind die wichtigste Todesursache bei Jugendlichen in der
Schweiz und sie werden im Vergleich zu den Krankheiten immer wichtiger:
In der Schülerbefragung von 2002 gab etwa die Hälfte der Jugendlichen
im Alter von 11 bis 15 Jahren an, in den letzten 12 Monaten wegen einer
Verletzung (z.B. Sportverletzung, Freizeit- oder Verkehrsunfall) beim Arzt
gewesen zu sein. Das sind 10 bis 15 Prozent mehr als 1994 (je nach Altersgruppe).
Verglichen mit anderen Ländern in Mittel- und Westeuropa liegt die
Schweiz damit leicht über dem Durchschnitt.
Für
unser Land gibt es aber auch positive Entwicklungen zu verzeichnen: Gewalt
in der Schule nimmt nach den Angaben der helvetischen Jugendlichen ab -
sowohl die selbst erlebte, als auch die ausgeübte. Während im
Jahre 1998 noch rund 20 Prozent der Jugendlichen angaben, in den letzten
2 Monaten wiederholt schikaniert worden zu sein, waren es im Jahr 2002
nur noch etwa 13 Prozent. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz
damit etwa im Mittelfeld. Höhere Anteile sind vor allem in Osteuropa
zu finden.
10
Prozent mehr Jugendliche mit risikohaftem Suchtmittelkonsum |
Tägliches
Rauchen, wiederholte Trunkenheit und Cannabiskonsum gehören mit zu
den Risikoverhaltensweisen, die die Gesundheit Jugendlicher gefährden.
Der Anteil Schweizer Schüler und Schülerinnen mit einem ausgeprägten
Suchtmittelkonsum hat zwischen 1998 und 2002 um fast 10 Prozent zugenommen.
Was
ist der Grund für die zunehmende Lust am exzessiven Suchtmittelkonsum?
"Risikoverhalten - und dazu gehört auch der übermässige
Suchtmittel- oder Drogenkonsum - hat in unserer Gesellschaft und speziell
in der Jugendkultur ein positives Image: Kiffen, saufen und rauchen sowie
die eigenen Grenzen ausloten gilt als cool", erläutert Studienleiter
Holger Schmid. "Ausserdem kann der Griff zu Alkohol, Tabak oder Cannabis
für manche Jugendliche auch die Antwort auf steigende Leistungsanforderungen
der Gesellschaft oder mangelnde Zukunftsperspektiven sein."> |
Gesundheitsverhalten
von 11- bis 16jährigen SchülerInnen in der Schweiz |
ein
Projekt unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
|
Projekt |
Projektbeginn:
(laufender Vertrag) Dezember 2000 - Projektende: November 2004
Auftraggeber:
Finanziert durch das Bundesamt für Gesundheit (Vertrag Nr. 00.000300),
die Kantone und die SFA.
Der
Bericht zur Schweiz im internationalen Vergleich ist jetzt online erhältlich:
Gesundheit
und Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern. Entwicklungen,
Trends und internationale Vergleiche.
Projektbeschreibung
Das
Projekt "Health Behaviour in School-Aged Children" ist eine internationale,
alle 4 Jahre stattfindende Untersuchung über Gesundheit und Gesundheitsverhalten
11- bis 16-jähriger Schülerinnen und Schüler. Sie steht
unter Schirmherrschaft der WHO. Dreiunddreissig europäische Länder
oder Regionen sowie Kanada und die Vereinigten Staaten nehmen daran teil.
Ziel
dieser Studie ist es erstens, mittels einer standardisierten Methodologie
Trenddaten über gesundheitsschädigende und gesundheitsfördernde
Verhaltensweisen von Schülern und Schülerinnen in verschiedenen
Ländern vergleichbar zu erheben. Zweitens gilt es, die erhobenen Daten
vergleichend zu analysieren und die Basis für ein Informationssystem
über Trends im Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern
zu legen. Diese Untersuchung gibt zudem Aufschluss über mögliche
präventive Massnahmen.
Die
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme ist
mit der Untersuchung in der Schweiz betraut. Sie ist Garant für die
erfolgreiche Teilnahme an den Untersuchungen von 1986, 1990, 1994, 1998
und 2002. Sie setzt Forschungsschwerpunkte, die sich auf die Erfassung
von Konsummustern legaler und illegaler Stoffe bei Kindern und Jugendlichen,
von Risikoverhalten, von Gewaltbereitschaft, Sexualität, Unfällen
und gesundheitsfördernden Verhaltensweisen wie Sport usw. konzentrieren.
Die Resultate der vorangegangenen Untersuchungen (1986, 1990, 1994 und
1998) wurden in einer Vielzahl von Publikationen (PDF 250Kb) veröffentlicht.
Die
letzte Befragung wurde 2002 durchgeführt. Bereits im April 2003 fand
die Pressekonferenz zu den Ergebnissen der Befragung statt. Ein Schwergewicht
wurde dabei auf den Trend im Konsum psychoaktiver Substanzen über
die Untersuchungsjahre seit 1986 gelegt. Die für die Schweiz repräsentative
Untersuchung zeigt einen Anstieg in der Häufigkeit der Alkoholkonsums
und in der Häufigkeit von Trunkenheitserlebnissen. Der regelmässige
Konsum von Zigaretten stabilisiert sich hingegen auf hohem Niveau. In der
Altersgruppe der 15-/16-Jährigen wird Cannabis immer häufiger
konsumiert. Aussagen zu Trends im Konsum anderer Drogen sind aufgrund der
Seltenheit nur mit grösster Vorsicht zu machen. Bei Kokain und Ecstasy
scheint es sich aber um kommende Substanzen zu handeln. Die Ergebnisse
wurden in einem Forschungsbericht (Schmid et al., 2003) und in einer dreisprachigen
(Schmid et al., 2003; d, f, i) Broschüre dem breiten Publikum vorgestellt.
Neben
der Analyse des Konsumverhaltens wurde eine umfassende beschreibende Statistik
aller Fragen zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten erstellt. Parallel
zur nationalen Beschreibung (Kuendig et al., 2003) wurde für die Kantone
Aargau, Bern, Graubünden, Fribourg, Genève, Jura, Tessin und
Valais je eine kantonale Beschreibung geliefert, die einen direkten Vergleich
zwischen der Schweiz und dem Kanton erlaubt. Daten zur Gesundheitserziehung
in der Schule aus der Sicht der Lehrkräfte und aus der Sicht der Schuldirektion
wurden ebenfalls analysiert und in Berichten beschrieben.
Eine
Kooperation mit dem "Swiss Multicenter Adolescent Survey on Health 2002
- SMASH02" wurde ebenfalls aufgenommen und die Ergebnisse zeigen die hohe
Konsistenz zwischen den komplementären Altersgruppen von HBSC (11-
bis 16-Jährige) und SMASH02 (16- bis 20-Jährige).
Die
nächste Befragung ist für das Schuljahr 2005/2006 vorgesehen.
Sie legt den Schwerpunkt auf die Weiterführung der Beschreibung von
Trends im Gesundheitsverhalten anhand der Befragungen seit 1986. |
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