Jugendliche in Schwierigkeiten |

Sozialpolitik
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Junge
Erwachsene in Schwierigkeiten: Lösungsansätze |
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Früherkennung
und Begleitung |
Früherkennung
im Sinne von Prävention hat mit den nötigen Interventionen
im Rahmen der obligatorischen Schulzeit anzusetzen. Findet diese nicht
statt und kommt es zum Sozialhilfebezug, ist bei der Integration von arbeitslosen
Personen ins Berufsleben die Methode des niederschwelligen, individualisierten
Coachings besonders Erfolg versprechend - dies bestätigt die Praxis
der Sozialhilfe.
Die
jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe sind keine homogene Gruppe: |
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Es
gibt Personen mit guten Perspektiven, bei denen die Sozialhilfe eine überbrückungsfunktion
wahrnimmt. |
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Andere
befinden sich in einer schwierigeren Situation mit mehrfacher Problematik
in Form von Bildungslücken, mangelnder Sprachkenntnisse, fehlender
Integration, ungewisser Zukunftsperspektiven. |
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Eine
weitere Gruppe sind jene jungen Erwachsenen, bei denen mit gängigen
Methoden keine Motivation zu erreichen ist. |
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Generell
fehlen den jungen Erwachsenen zuverlässige Beziehungsnetze und Unterstützung
durch nicht
Gleichaltrige. Rund zehn
Prozent haben keinen Kontakt mehr zu den Eltern.
Die Unterstützungspflicht der Eltern endet mit Erreichen der Volljährigkeit.
Sind die Eltern selber in sozial oder wirtschaftlich schwierigen Situationen,
bedeutet die aktive Unterstützung der jungen Erwachsenen auf ihrem
Weg ins Erwerbsleben oft eine überforderung. Diese bleiben dann allein
gelassen.
In
der Praxis festgestellt wird eine mangelnde Inanspruchnahme der spezialisierten
Institutionen durch problembelastete junge Erwachsene. Oft wird zu lange
gewartet, bis um Unterstützung nachgesucht wird. Kommt die Sozialhilfe zum Zug, ist es für Prävention als Problemverhinderung meist
schon zu spät. Systematisch zu fördern ist deshalb die Früherkennung
im Sinne des Erfassens von Risikoträgern.
Die
bestehenden Angebote sind zielgruppenspezifisch anzupassen. Eine ständig
wachsende Anzahl junger, erwerbsloser Erwachsener fällt durch die
Maschen des Hilfenetzes. Diese jungen Erwachsenen sind grundsätzlich
motiviert, ihre Situation zu verändern. Aber ihre Verhaltensweisen
und die zugrunde liegenden Denkmuster wie auch die Interaktionen im
Umfeld (Familie, Peergroup etc.) und im Hilfesystem hindern
einen erfolgreichen Veränderungsprozess. Herkömmliche Interventionen
wirken oft problemstabilisierend. Hier sind neue, problemlösende Ansätze
zu entwickeln. Gute Erfahrungen sind bereits gemacht und sollten weitergeführt
werden. Erfolgversprechend ist die Methode des niederschwelligen, individualisierten
Coachings der jungen Erwachsenen, um deren Anschlussfähigkeit an weiterführende
Integrationsmassnahmen wieder herzustellen und zu verbessern.
Früherkennung
und Begleitung kosten, sie zahlen sich aber aus. Investitionen in die persönliche Hilfe, kontinuierliche Begleitung,
der Aufbau von beruflichen und sozialen Basiskompetenzen sind Voraussetzung,
diese jungen Erwachsenen überhaupt zur Integration zu befähigen.
Mit Früherkennung und Begleitung kann der Schritt in den ersten Arbeitsmarkt
gelingen, können soziale und volkswirtschaftliche Folgekosten dauernder
Armut verhindert werden.
IIZ
für junge Erwachsene und Unterstützung der Städte |
Die
jungen Sozialhilfebezüger/-innen sind arm geworden im Umfeld von Familie,
Schule und Arbeitsmarkt, ihre Schwierigkeiten haben nicht erst mit dem
Sozialhilfebezug begonnen. Jung, arm und erwachsen: ein strukturelles Phänomen,
das neue Lösungsansätze, neue Allianzen erfordert und nicht einfach
an die Sozialhilfe delegiert werden kann. Massnahmen zur sozialen, schulischen
und beruflichen Integration müssen viel früher ansetzen, und
es braucht neue Formen interinstitutioneller Zusammenarbeit für Jugendliche
und junge Erwachsene. |
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Die
Ansätze zur Interinstitutionellen
Zusammenarbeit IIZ auf kommunaler Ebene
sind vielversprechend. Die Umsetzung erfolgt indessen noch viel zu zögerlich:
Zu
wenig Gewicht hat IIZ im Sinne von vertikaler Kooperation zwischen Städten/Gemeinden,
Kantonen und Bund. Der Vollzug der Sozialhilfe obliegt den Kommunen
praktisch in eigener Verantwortung und grösstenteils auf eigene Kosten.
Dies im Gegensatz zur Organisation von Arbeitslosenversicherung (ALV) und Invalidenversicherung (IV), wo Bund und Kantone grossen finanziellen
und organisatorischen Einfluss haben. ALV und IV stehen in der Schweiz
tausende meist kleiner Kommunen als Partner gegenüber, was die Umsetzung
von IIZ kompliziert macht. Für den hohen Zeitaufwand stehen die personellen
Ressourcen nicht zur Verfügung. Hier ist Unterstützung der Städte
und Gemeinden gefordert. Die Vernetzung von Sozialhilfe, ALV, IV, Berufsberatung,
Berufsschulen, Berufsbildungsämtern, privaten Anbietern, Lehrbetrieben,
Arbeitgebern erfordert Anstrengungen des Bundes und der Kantone.
Unterstützung
braucht es auch bei der Bereitstellung der Beratungs- und Integrationsangebote - die Städte, die Sozialhilfe dürfen hier nicht allein gelassen
werden. Vielmehr muss eine nachhaltig wirksame Sozialhilfe auf ein adäquates
Angebot an Beratungs- und Integrationsmassnahmen zurückgreifen können,
die sich an verschiedenen Schwellenniveaus orientieren:
- vom
individualisierten, niederschwelligen Coaching über einfachste Motivationskurse
bis hin zu qualifizierenden berufsvorbereitenden Programmen. Die Angebote
müssen spezifisch auf die Situation der jungen Erwachsene angepasst
und geführt sein.
In
der Sozialhilfe für junge Erwachsene muss der Beratungsteil besonders
gewichtet werden:
-
Junge Menschen in Schwierigkeiten haben einen ungleich grösseren Beratungsbedarf
als ältere Menschen. Durch den Verlust an Bezugspersonen in Elternhaus
und Schule oder das Fehlen von Beziehungsnetzen im beruflichen Bereich
sind diese Menschen dringend auf entsprechende Beratung angewiesen. Hier
braucht es Ressourcen, die von der Sozialhilfe allein nicht aufzubringen
sind. Ohne adäquate Angebote kann das mit der Revision der SKOS-Richtlinien eingeführte Anreizsystem für junge Erwachsene in der Sozialhilfe
nicht konsequent umgesetzt werden.
Zudem
ist die Zusammenarbeit mit dem Bildungsbereich (Sekundarstufen 1 und 2)
zu verstärken.
Wenn
die
Jugendlichen die Schule verlassen, sind viele auf sich selbst gestellt. Die
Bildungswege sind in den letzten Jahrzehnten länger und komplizierter
geworden, die Dauer der obligatorischen Schulzeit hingegen wurde nicht
verlängert. Läuft die Berufslehre, die Integration in die
Arbeitswelt oder die berufliche Entwicklung aus dem Ruder, kommt die
Unterstützung oft zu spät.
Deshalb
ist eine funktionierende Schnittstelle zwischen Bildung und Arbeit zu schaffen.
Die
Lehrerschaft ist oft nicht informiert, dass sich Jugendliche beim RAV anmelden
müssen, um an einem Motivationssemester teilnehmen zu können.
Schulsozialarbeit
wirkt im Sinne von Früherkennung,
wenn zuverlässige Unterstützung fehlt und kann einen wichtigen
Beitrag präventiver Art leisten:
-
Vorbereiten auf die Zeit nach der Schule, Vernetzung, frühzeitig Kontakt
zu Fachstellen aufnehmen, übergänge organisieren.
Neben
den Institutionen aus dem Bildungsbereich ist auch die Wirtschaft in IIZ
für junge Erwachsene mit einzubeziehen. Fruchtbare und konstruktive
Kontakte zur Wirtschaft ergeben sich indessen nicht von selbst, eine aktive
Rolle von Politik und Verwaltung ist nötig.
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Für
tendenziell immer mehr mangelhaft qualifizierte Schulabgängerinnen
und Schulabgänger stehen immer weniger geeignete einfache Ausbildungen
und Berufstätigkeiten zur Verfügung. Mit dem neuen Berufsbildungsgesetz
ist die Anlehre aufgehoben worden zugunsten einer beruflichen Grundbildung
mit Attest. Diese ist gegenüber der Anlehre deutlich höherschwellig. |
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Für
immer mehr Jugendliche bedeutet dies, gar keine Ausbildung absolvieren
zu können. Für die Wirtschaft bringt die Grundbildung mit Attest
mehr Aufwand. Jugendliche mit schmalem Schulrucksack brauchen massgeschneiderte
Unterstützung und direkte Vermittlung in die Arbeitswelt. Soll
die berufliche Integration von Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen gelingen, brauchen Firmen Entlastung durch verlässliche Kontaktpersonen
und fachliche Beratung und Begleitung. Sowohl die jungen Menschen wie auch
Lehrlingsbetreuer und Personalchefs brauchen eine Ansprechperson, welche
die Fallführung übernehmen, koordinieren und vermitteln kann.
IIZ
für junge Erwachsene ist anspruchsvoll und hat unterschiedliche Partner
zu vernetzen. Berufsberatung, Berufsschulen und Berufsbildungsämter sind mit einzubeziehen. IIZ für junge Erwachsene bedeutet auch, der
Vielzahl von Brückenangeboten eine Strategie zu geben in Zusammenarbeit
zwischen kantonalen Behörden, privaten Anbietern, auf Bundesebene
zwischen BBT und seco. Die Angebote sind mit Lehrbetrieben und Anschlussschulen zu vernetzen. Nötig sind gemeinsame Programme von Arbeits- und Sozialämtern,
z.B. in Form von Motivationssemestern, die zielgruppengerecht zugeschnitten
sind. Interinstitutionelle Zusammenarbeit will gelernt sein. Professionelle
Fachkenntnisse und Methoden der Früherkennung und Begleitung müssen
erworben und ausgetauscht werden, um erfolgversprechende Angebote machen
zu können. Für diese Weiterbildung sind die Ressourcen frei zu
stellen. Auch die Grundausbildung zur Sozialarbeit soll künftig Methoden
der interinstitutionellen Zusammenarbeit fördern und vermitteln.
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Quelle:
Städteinitiative Medienmitteilung - 28. Juni 2005 |
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Externe
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