Kinder in Afghanistan werden sowohl zufällig als auch gezielt Opfer der Gewalt. So weist Bell darauf hin, dass bei Selbstmordanschlägen auf die Koalitionstruppen oder durch Sprengfallen immer wieder viele Kinder getötet oder schwer verletzt werden.
Besonders schockierend sind Berichte, dass Extremisten Kinder und Jugendliche zu Selbstmordanschlägen angestiftet haben sollen. Ein sechsjähriger Junge aus der Provinz Ghazni berichtete, dass er dazu aufgefordert wurde, eine Sprengstoffweste zu tragen. Diese würde Blumen verstreuen, wenn er den Auslöser drücken würde. Einem 15-Jährigen aus der Stadt Gardez wurde versprochen, dass er ins Paradies käme, wenn er einen Fremden töten würde. Angriffe auf Schulen Während dies extreme Einzeltaten sind, kommt es fast wöchentlich zu Attacken auf Schulen. Seit 2004 wurden über 440 Angriffe registriert, davon 44 allein in diesem Jahr.
Schlechte Gesundheitsversorgung Seit 2002 hat es zwar mit internationaler Hilfe deutliche Fortschritte beim Impfschutz und Kampf gegen Infektionskrankheiten gegeben. Aber medizinische Hilfe gibt es ausserhalb der grösseren Städte kaum. Gesundheitszentren auf dem Land sind schlecht ausgestattet und oft ohne ausgebildetes Personal. Familien müssen tagelange Fussmärsche auf sich nehmen, um Hilfe zu bekommen. Im Winter sind ganze Landstriche durch Schnee von einer Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Die Auswirkungen sind dramatisch: Jeden Tag sterben in Afghanistan 900 Kinder unter fünf Jahren, und 60 Frauen sterben an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. UNICEF-Hilfe geht weiter Trotz der angespannten Sicherheitslage unterstützt UNICEF in Afghanistan in den meisten Landesteilen die soziale und medizinische Grundversorgung der Kinder. - Mit Hilfe von UNICEF wurden im Süden und Westen des Landes fast 400'000 Kinder gegen Masern und Tetanus geimpft. Auch die erneute Ausbreitung der Kinderlähmung konnte durch grosse Impfkampagnen vorerst gestoppt werden. - UNICEF stellte auch Medikamente und technisches Gerät für 140'000 Menschen in ländlichen Gebieten sowie Zusatznahrung für 220'000 Kinder bereit. - Im Süden wurden in diesem Jahr bisher 343 Verteilstationen für Trinkwasser eingerichtet. - UNICEF stellte auch 130 grosse Zeltschulen sowie Sitzmatten und Lernmaterial für Kinder bereit, deren Schulen bei Überfällen oder durch Naturkatastrophen zerstört wurden. Landesweit arbeitet UNICEF zusammen mit Nichtregierungsorganisationen am Bau von 247 Schulen und unterstützt die Ausbildung von Lehrern. - 40'000 Familien erhielten Kochgeschirr, Zeltplanen, Hygieneartikel, warme Kleidung und Wasserkanister, weil sie als Flüchtlinge oder nach Naturkatastrophen ihre Habe verloren hatten. In Ausbildungszentren unterstützt UNICEF die Wiedereingliederung minderjähriger Kämpfer, zum Beispiel in Kandahar.
Gemeinsam mit der unhabhängigen afghanischen Menschenrechtskommission hat UNICEF die Situation von Kindern und Jugendlichen in Haftanstalten in Afghanistan untersucht. Zwar gibt es seit 2005 in Afghanistan ein Kinder- und Jugendstrafrecht. Doch die darin festgelegten Regeln für die Behandlung minderjähriger Straftäter werden vielfach nicht umgesetzt. Polizei und Gerichte kennen diese oftmals nicht einmal. Die Studie wurde im Sommer 2008 veröffentlicht und steht zum Download im Internet. Die Befragungen von 247 Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren in Haftanstalten in 22 Provinzen dokumentieren anhaltende Menschenrechtsverletzungen: Gewalt • 48 Prozent der Kinder und Jugendlichen berichten von Schlägen im Gefängnis. Haftgründe • 34 Prozent sagen, dass sie wegen Diebstahls in Haft sind. Unfairer Prozess • Für viele Kinder gilt keine Unschuldsvermutung. Schutz/Hilfe • 46 Prozent sagten, dass es in der Haft keine Gesundheitsuntersuchung gab. Schlussfolgerungen UNICEF fordert als Schlussfolgerung aus den Ergebnissen der Studie: • Das bestehende Jugendstrafrecht in Afghanistan sowie die Verfahren müssen
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