Im Jahr 1714 donnerten von den Flanken des Diableretsgipfels (3'210 m ü.M.) riesige Gesteinsmassen ins Tal und verschütten zahlreiche Menschen und ihre Alpgebäude am Ende des Tals. Die Katastrophe von Derborence ist ein Teil der Geschichte des Kantons Wallis, welcher sich 1815 der Schweizerischen Eidgenossenschaft anschloss. Der Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz liess die Armut, das Elend, der Kampf um das tägliche Brot der Menschen, welche in jener Zeit der Bergsturzkatastrophe in diesem Teil unseres Landes gewohnt haben, in seinem Roman «Derborance» einfliessen. Von gleichen Autor stammt auch das Werk über den Falschmünzer «Joseph-Samuel Farinet». Der Bergsturz staute auf der westlichen Seite des Talkessels ein kleines Seelein, der Lac de Deborence (1'449 m ü.M). An seinen Gestanden befindet sich der Weiler Derborence mit einem Gasthaus. Auf der östlichen Seite des Talkessels befindet sich der Lac de Godey, ein Stausee (1'401 m ü.M.). 1961 erklärte der Staatsrat des Kantons Wallis das Bergsturzgebiet nordöstlich des Lac de Derborence zu einer Schutzzone für Pflanzen und Tiere. Der Bergurwald und das alpine Aauengebiet hat wegen seiner Einzigartigkeit und Artenvielfalt eine nationale Bedeutung. In den Felsbändern hat sich u.a. auch der Bartgeier wieder angesiedelt. Derborence liegt im Walliser Bezirk Conthey, welchem die französisch sprechenden Gemeinden Conthey, Vétroz, Ardon, Chamoson und auf der anderen Talseite Nendaz angeschlossen sind.
Am 23. September 1714 löste sich eine Bergflanke von Les Diablerets, stürzte in den Talkessel von Derborence und begrub rund 200 Hektaren Weideland und 55 Alphütten unter sich. Vierzehn Menschen fanden dabei den Tod. 1749 wurde das Gebiet von einem weiteren Bergsturz überrollt. Trotzdem hat sich in dieser durch tragische Ereignisse feindlich gewordenen Umwelt eine einzigartige Flora und Fauna angesiedelt. Auch die Menschen liessen sich erneut nieder. Fundierte Erklärungen finden sich im Buch «Derborence, Natur und Mensch». Dem Leser werden Fauna, Flora, Klima, Geographie und Geologie sowie ein Urwald, von denen es in dieser Art nur drei in der ganzen Schweiz gibt, auf lebendige Weise näher gebracht. Auch auf das Wirken des Menschen (Land- und Viehwirtschaft, Tourismus, Wasserkraft) wird mit Erlebnisberichten und Legenden eingegangen. Ferner wird dieses Buch sowohl Besuchern als auch Einheimischen als Ausflugs- und Wanderführer dienen. Eine Übersichtskarte und eine genauere Karte für die einzelnen Routen liefern ausführliche Hinweise auf die Wunder der Natur, die es auf dem Weg zu entdecken gibt. Verfasst von Sabine und Charly Rey, unter Mitwirkung zahlreicher Experten, enthält «Derborence, Natur und Mensch» 384 Seiten, mit über 680 Illustrationen. Es erscheint in der ITERAMA-Reihe, hinter welcher eine Walliser Verlagsgruppe und das Departement für Verkehr, Bau und Umwelt (DVBU) stehen. "Derborence steht als Symbol für die Gewalt, mit welcher die Natur zuschlagen kann" unterstreicht Staatsrat Jacques Melly in seinem Vorwort. Zur Trägerschaft dieser Veröffentlichung gehören ferner die kantonale Dienststelle für Kultur und die Gemeinden des Bezirks Conthey (Conthey, Vétroz, Ardon, Chamoson, Nendaz). Es erscheint pünktlich zu den Feierlichkeiten zum 300-jährigen Gedenken an den Bergsturz von 1714, die Mitte August 2014 stattfinden werden. «Derborence, Natur und Mensch» ist ab heute in den Buchhandlungen erhältlich (in französischer und deutscher Sprache) oder kann direkt vom Verlag Monographic in Siders bezogen werden.
DIE AUTOREN Sabine und Charly Rey Carron, beide aus Bauernfamilien stammend, interessieren sich seit ihrer Kindheit für die Natur. Nach dem Master in Geografie an der Universität Freiburg absolvierte Sabine, 1957 geboren, zusammen mit Egidio Anchisi zwei Praktika im Alpenblumengarten von Champex, und zeichnete Blumen für wissenschaftliche Publikationen und verfasste Artikel für die breite Öffentlichkeit. Während 18 Jahren unterrichtete sie Geografie und Naturwis.senschaften an der Orientierungsschule in Conthey. Charly, 1945 geboren, bildete sich nach dem Diplom der Gartenbauschule von Châtelaine-Lullier in Genf in mehreren Berufspraktika in der Schweiz und im Ausland weiter und arbeitete während 37 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Les Fougères, Conthey (Agroscope ACW) für die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agronomie in Changins. Von 1982 bis 2005 war er verantwortlich für deren neuen Forschungsbereich über die Gewürz- und Medizinalpflanzen und wurde unter anderem bekannt für seine Arbeiten über die Selektion von mehreren neu auf den Markt gebrachten Sorten. Er stellte seine Kompetenzen in den Dienst nationaler Organisationen, der Industrie und der Landwirtschaft im Berggebiet und knüpfte internationale Beziehungen mit anderen Forschern. Als Eltern von drei Kindern versuchen sie, diese für die Biodiversität der Natur und deren Erhalt zu sensibiliseren. Leidenschaftlich interessiert an Botanik und Klimatologie, führten sie gemeinsam mehrere Forschungsprojekte durch. Sie versuchen, die Bevölkerung mittels Ekursionen, Kurse, Vorträge und Publikationen aufzuklären. Sie sind Autoren oder Mitautoren von Artikeln wie « Le Château de la Soie » (2004) oder von Büchern wie « Les Hauts de Fully » (2010), « Edelweiss reine des fleurs » (2011) und eines Kapitels im Buch « Murs de pierres, murs de vignes » ( 2012). Sie studierten die Biologie und Ökologie verschiedener Pflanzenarten wie der Kratz-Distel, des Sibirischen Storchschnabels, der Walliser Lotwurz und ihres besonderen Schmetterlings, der Walliser Matthioli Nelke im Aosta-Tal, des Hanenfusses, der Matthioli-Kresse… Die Region Derborence schätzen sie als Forschungsgebiet, aber auch als Ort der Ruhe und Erholung.
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