"Jeder kennt Lehrer oder hat Lehrer gekannt. Es ist ein Beruf im öffentlichen Raum - der Lehrer befindet sich praktisch auf dem Präsentierteller, und jeder fühlt sich berufen, seine Meinung kund zu tun", umreisst die das gfs-Forschungsinstitut die Ausgangslage ihrer Univox-Studie. Die Forscher wollten Aufschluss darüber haben, welches Image, welchen gesellschaftlichen Status und welche Attraktivität die Lehrberufe in der öffentlichen Meinung in der Schweiz haben. Verglichen wurden die Umfrage-Resultate aus dem vergangenen Jahr mit Resultaten aus dem Jahr 1994. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 720 Personen in der Deutschschweiz und der Romandie befragt: Die meisten Befragten finden die Schule wichtig, betrachten sie wohlwollend und sogar mit grosser Sympathie. Gleichzeitig besteht Einigkeit darüber, dass die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer schwieriger geworden ist. Gemäss der Umfrage werden die Lehrberufe als eher gut bezahlt betrachtet, und man schreibt ihnen Prestige und einen sicheren Arbeitsplatz zu. Die Bevölkerung erwartet von den Lehrern folgende Eigenschaften:
Sie
sollten den Unterrichtsstoff beherrschen, die Schüler mögen und
als eigenständige Personen behandeln, davon überzeugt sein, dass
jeder Schüler lernen kann, Lerninhalte wirkungsvoll vermitteln können,
über Gerechtigkeitssinn verfügen sowie Autorität haben.
Die Studie brachte auch Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und der Romandie ans Licht: In der französischsprachigen Schweiz werden die Lehrberufe durchwegs höher bewertet als in der Deutschschweiz. Die subjektive Attraktivität diesen Beruf zu ergreifen hat denn auch nur in der deutschen Schweiz abgenommen. Gründe dafür sind in den erwähnten höheren Anforderungen zu suchen. Insbesondere seien, so die Studie, die kulturellen Unterschiede zwischen den Schülern gross, diese oft undiszipliniert und wenig motiviert und die Eltern hätten widersprüchliche Erwartungen.
Der LCH ist erfreut über die nach wie vor grosse Wertschätzung, welche die Bevölkerung der Schule und der Lehrerschaft entgegen bringt. Die Mehrheit hat ihre Lehrerinnen und Lehrer in guter Erinnerung und 86 % der Befragten finden das Wort «Schule» sympathisch oder gar sehr sympathisch. Als befriedigend ist der Befund zu werten, dass die Bevölkerung inzwischen einmütig die stark gestiegenen Schwierigkeiten des Schulehaltens anerkennt. Grosse kulturelle Unterschiede zwischen den Jugendlichen, Disziplinprobleme, Mangel an Lernmotivation und widersprüchliche Erwartungen der Eltern gelten als Hauptschwierigkeiten bei der Berufsausübung. Der LCH ist erfreut über die nach wie vor grosse Wertschätzung, welche die Bevölkerung der Schule und der Lehrerschaft entgegen bringt. Die Mehrheit hat ihre Lehrerinnen und Lehrer in guter Erinnerung und 86 % der Befragten finden das Wort «Schule» sympathisch oder gar sehr sympathisch. Dass die verschiedenen Bevölkerungsschichten je etwas andere Erwartungen an Schule und Lehrpersonen hegen, ist die Lehrerschaft gewohnt. Der feststellbare allgemeine Trend in Richtung Leistungsorientierung und deutlichere Führung widerspiegelt einen Wertewandel, der an den Schulen schon länger eingesetzt hat. Analog zu diesem Trend wird von den Lehrpersonen in erster Linie die Beherrschung des Stoffes erwartet; auch die überzeugung, dass alle Schülerinnen und Schüler lernfähig sind. Die fürsorgliche Liebe zu den Kindern wurde erstmals nicht mehr als vordringlichste Kompetenz der Lehrpersonen genannt. Allerdings
haben die Lehrberufe in den letzten 30 Jahren ihre Sonderstellung verloren.
Zwei Gründe gibt es dafür:
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Die Zahl der anspruchsvollen Kaderstellen in anderen nichtselbständigen
Berufen des Mittelstandes hat stark zugenommen; - das Berufssegment Lehrberufe ist um andere soziale und sozial-pädagogische Berufe erweitert worden. Die seit Jahren sich verschärfende «Männerflucht» aus den Lehrberufen mag sowohl Ursache wie auch Ausdruck des gesunkenen Berufsprestiges sein. Als befriedigend ist der Befund zu werten, dass die Bevölkerung inzwischen einmütig die stark gestiegenen Schwierigkeiten des Schulehaltens anerkennt. Nur gehen die Wahrnehmungen zu den Ursachen allzu sehr auseinander. Immerhin ist eine übereinstimmung zwischen den Befragten und den Lehrpersonen selber auszumachen: Grosse kulturelle Unterschiede zwischen den Jugendlichen, Disziplinprobleme, Mangel an Lernmotivation und widersprüchliche Erwartungen der Eltern gelten als Hauptschwierigkeiten bei der Berufsausübung. Hier besteht offensichtlich Aufklärungs- und politischer Handlungsbedarf. Mit Besorgnis sieht der LCH die negative Entwicklung der Gelingensbedingungen für wirksamen Unterricht, die trotz erhöhter Ansprüche und Schwierigkeiten nicht verbessert, im Zuge von Sparmassnahmen gar häufig verschlechtert wurden (Vergrösserung der Klassen, Streichung von Abteilungsunterricht u.a.).
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