Es ist geprägt von einem vielfältigen Mosaik ganz unterschiedlicher Lebensräume: einem sich laufend verändernden Flussraum mit Kiesinseln und Prallhängen, Altläufen, Tümpeln, nassen und trockenen Magerwiesen, Auenwäldern und lichten Wäldern. Mensch und Fluss haben die Thurauen über Jahrtausende zu dieser einmaligen Kulturlandschaft geformt. Heute beherbergen die Thurauen ungezählte, teilweise sehr seltene Tiere und Pflanzen wie Laubfrosch, Kammmolch, Pirol, Perlgrasfalter, Küchenschelle sowie zahlreiche Orchideen und Spechtarten. Auenlandschaften wie jene an der Thurmündung zählen zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt in der Schweiz. Sie erhalten ihre ursprüngliche Vitalität aber nur durch einen natürlichen Fluss, was hier nun sichtbare Realität wird: Nachdem die Thur aus dem Korsett befreit ist, das ihr im Rahmen der Thurkorrektion im 19. Jahrhundert verpasst wurde, kann sie sich wieder natürlich entwickeln - ein Verdienst des 1999 begonnen Thurauenprojekts. Jedem das Seine: Schutz und Erholung im Einklang Um diesen Schatz nachhaltig zu bewahren, hat die kantonale Baudirektion gemeinsam mit den beteiligten Gemeinden, der Planungsgruppe Weinland, den Naturschutzorganisationen sowie den Eigentümern und Bewirtschaftern eine Schutzverordnung erarbeitet. Der Kanton Zürich kommt damit einem Auftrag des Bundes nach. Die Schutzverordnung legt Spielregeln fest, damit beide gewinnen: Natur und Mensch. Nach dem Prinzip der Entflechtung bezeichnet sie einerseits Gebiete, wo die Erholung Vorrang hat, beispielweise bei der Elliker Brücke und im Forspitz - hier suchen an schönen Tagen schon heute viele Menschen Erholung und geniessen die Natur. Andererseits schützt sie naturkundlich besonders sensible Bereiche wie den Flussabschnitt vor der Mündung der Thur in den Rhein oder einzelne Altläufe. So kann beispielsweise der Flussregenpfeifer auf den neuen Kiesinseln ungestört brüten. Dennoch hat der Mensch auch hier punktuell Einblick in die Natur - dank neuen Wegen und Stegen, Beobachtungsverstecken und einer Aussichtplattform, die bald fertig gestellt sein werden. Ranger und Eulentafeln vermitteln die Regeln Nachdem bisher nur einzelne Bereiche der Thurauen geschützt waren, gilt neu das gesamte Auengebiet als kantonales Naturschutzgebiet. Ein Rangerdienst, der die Umsetzung der Schutzverordnung begleitet, ist im Aufbau. Im Dialog mit den Besuchenden sensibilisieren die Rangerinnen und Ranger für die Schönheiten der Natur und vermitteln die geltenden Regeln. Die bekannten Naturschutztafeln mit der Eule signalisieren den Besuchenden, wo was erlaubt oder zu unterlassen ist. Die Schutzverordnung gilt ab sofort. Für den Flussabschnitt oberhalb der Elliker Brücke werden die genauen Bestimmungen allerdings erst erlassen, wenn im Zuge der weiteren Bauetappen die Arbeiten am Thurauenprojekt auch in diesem Bereich abgeschlossen sind. Vorderhand gelten hier keine Einschränkungen.
Erste Etappe bald abgeschlossen Das Projekt "Hochwasserschutz und Auenlandschaft Thurmündung" kommt zügig voran. Nach rund zwei Jahren Bauzeit sind zahlreiche Arbeiten der ersten Bauetappe abgeschlossen: - Die Thur ist auf den letzten drei Kilometern vor der Mündung aus ihrem Korsett befreit. - Gebaggerte Ausbuchtungen sorgen dafür, dass sich der Fluss allmählich wieder natürlich durch die Landschaft schlängelt. - Ellikon und das Flaacherfeld sind mit Dämmen und mobilen Einrichtungen vor Hochwasser geschützt. - Schüttungen im Flaacherfeld schützen das Landwirtschaftsland vor Vernässungen bei ansteigendem Grundwasser und werten die Böden auf. - Ein neues Pumpwerk im Forspitz sorgt für zusätzliche Sicherheit. - Die Renaturierung an der Thur und in den Altläufen bringt erste Erfolge bei Fauna und Flora. - Neue Feuerstellen sowie eine Ein- und Auswasserungsstelle sind eingerichtet. Der Bau des Naturzentrums mit Erlebnispfad und Restaurant am Rheinufer in Flaach ist in vollem Gang. Ebenfalls im Gang oder in Planung sind die Arbeiten an den Naturbeobachtungseinrichtungen, den Informationstafeln und dem Lehrpfad sowie die Renaturierung der Schöni. An einer Eröffnungsfeier im August2011 wird die erste Etappe offiziell abgeschlossen und das Naturzentrum eröffnet. Ein Projekt des Kantons Zürich «Hochwasserschutz und Auenlandschaft Thurmündung» ist ein Projekt der Baudirektion Kanton Zürich. Es erstreckt sich über ein Gebiet von rund 380 Hektaren und umfasst die letzten fünf Kilometer der Thur vor der Mündung in den Rhein sowie das linke Rheinufer von Ellikon bis zur Rüdlinger Brücke. Das Projekt bringt die Anliegen des Hochwasserschutzes mit jenen der Erholung und der Natur in Einklang. Die Realisierung erstreckt sich voraussichtlich bis ins Jahr 2020 - wobei die reine Bauzeit rund fünf Jahre beträgt. Die Kosten teilen sich der Kanton Zürich, die Kraftwerk Eglisau-Glattfelden AG und der Bund.
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