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Schweizer
Wald |
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Schweizer
Wald |
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Die
Vielfalt des Waldes und seine Bedeutung für die Biodiversität
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Obwohl
er nur 30% der Landesfläche bedeckt (natürlich wären etwa
75%), ist der Schweizer Wald ökologisch sehr vielfältig, er besteht
aus über100 verschiedenen Typen, den so genannten Waldgesellschaften
(Assoziationen).
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Die
vorherrschenden Buchen- und Fichtenwälder sind von Natur aus relativ
artenarm. Dennoch hat der Wald eine grosse Bedeutung für die Biodiversität,
weil etwa 40% aller Pflanzen und Tiere der Schweiz, das sind rund 32'000
Arten, irgendwie auf ihn als Lebensraum angewiesen sind.
Dank
der Naturnähe des Waldes sind die im Wald lebenden Arten im Allgemeinen
weniger gefährdet als die Lebewesen in anderen Ökosystemen der
Schweiz. |
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So gelten «nur» 24 der 101 im Wald vorkommenden Vogelarten
als gefährdet - im Gegensatz zum Kulturland, wo die Hälfte aller
Arten auf der roten Liste steht. Trotzdem gibt es auch im Wald ökologische
Defizite, die sich für bestimmte Tiere und Pflanzen zunehmend negativ
auswirken.
Verlust
artenreicher Waldtypen
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Gerade
die von Natur aus besonders artenreichen Wälder nasser Standorte,
die Auen- und Bruchwälder, sind schon in früheren Jahrhunderten
den grossen Rodungen und Meliorationen in den Flusstälern zum Opfer
gefallen und kommen nur noch in kümmerlichen Resten vor, z.B. der
Seggen-Schwarzerlenbruchwald. Diese müssen deshalb besonders geschützt
werden. Profitieren wird die Waldbiodiversität deshalb auch von der
Revitalisierung der Auen. |
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Dynamik,
Strukturen, Licht
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Im
Urwald wechseln zeitlich und räumlich verschiedene Entwicklungsphasen
miteinander ab, so dass insgesamt viele Lebensräume und ökologische
Nischen entstehen. Im Mittelalter gab es zwar bei uns längstens keine
grösseren Urwälder mehr, aber die intensive Nutzung im Nieder-
und Mittelwaldbetrieb sorgte für eine Dynamik mit lichtreichen Phasen,
von der viele Arten profitierten. Im heutigen Wirtschaftswald hingegen
sind die besonders artenreichen Pionier- und Zerfallsphasen des Waldes
untervertreten, oder sie fehlen ganz. |
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In
grossen Gebieten wird der Wald auch gar nicht mehr genutzt, er wird dichter
und damit dunkler, was viele Licht und Wärmeliebende Arten zum Verschwinden
bringt. Schwere Stürme wie Lothar haben wieder etwas Dynamik in unsere
Wälder gebracht. Um die für die Biodiversität negativen
Entwicklungen wenigstens teilweise zu stoppen, soll der Wald in Sonderwaldreservaten
künstlich aufgelichtet werden; in Naturwaldreservaten wird seine natürliche
Entwicklung wieder zugelassen, damit sich wie im Urwald die ganze Vielfalt
der Entwicklungsphasen und Waldlebensräume einstellt. Das Ziel sind
Reservate auf 10% der Waldfläche, gegenwärtig sind es bloss 2,6%.
Alt-
und Totholz
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Viele
Lebewesen des Waldes sind auf dicke alte Bäume oder auf totes Holz
angewiesen, darunter auch viele bedrohte Arten. Vor allem vom Totholz abhängig
sind über 1300 Käferarten, darunter einer unsere schönsten
und seltensten Bockkäfer, der Alpenbock (Rosalia alpina), sowie viele
andere Insektenarten. Ausserdem unzählige holzabbauende Pilze und
Flechten, höhlenbrütende Vögel, sowie kleine Säugetiere
(z.B. Fledermäuse). |
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Totholz hat auch viele andere positive ökologische
Eigenschaften, zum Beispiel dient es im Gebirgswald Baumsamen als Keimbeet
(Naturverjüngung auf Moderholz: «Moderverjüngung»).
Totholz
ist also ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald - in Urwäldern
lagern davon 50 bis 400 Kubikmetern pro Hektare. In vielen Schweizer Wäldern
aber gibt es zuwenig Totholz, vor allem im Mittelland, wo der durchschnittliche
Totholzvorrat nur 5 Kubikmeter pro Hektare beträgt. Die Förderung
von Totholz muss deshalb auch im Wirtschaftswald selbstverständlich
werden, wozu oft auch keine aufwändigen Massnahmen nötig sind.
Im Gegenteil: Totholz stehen lassen statt zu räumen, kann oft sogar
Kosten sparen. Ausserdem müssen vermehrt Altholzinseln und Naturwaldreservate
ausgeschieden werden, in denen sich der Totholzanteil mit der Zeit von
selbst erhöht.
Waldränder
und Vernetzung
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Vor
allem im Mittelland ist der Wald in viele zum Teil kleine Waldinseln aufgestückelt
worden. Diese Inseln sind oft untereinander und mit den Ökosystemen
des offenen Landes zu wenig vernetzt, was den Arten- und Gen-Austausch
erschwert.
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Nur ein Drittel der Waldränder ist breit abgestuft und
strauchreich, und damit biologisch wertvoll. Wenn man bedenkt, dass sehr
viele Pflanzen und Tiere, z.B. Vögel, Reptilien, Ameisen, Säugetiere
und Blütenpflanzen, besonders auf den Waldrand als Lebensraum angewiesen
sind, herrscht hier ein riesiges ökologisches Aufwertungspotenzial,
denn die Länge aller Waldränder im Mittelland beträgt etwa
42'000 km - das ist der Umfang der Erde am Äquator. |
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Standortfremde
Baumarten
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Vor
allem im Mittelland stehen auf vielen Laubholzstandorten Fichten und andere,
zum Teil fremdländische Koniferen. An diesen Standorten versauert
der Boden besonders stark, und die monotonen Bestände sind arm an
ökologischen Nischen. Die Auswirkungen auf die Biodiversität
sind deshalb überwiegend negativ. Mit der Förderung des naturnahen
Waldbaus sollen diese Defizite verringert werden. |
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Ameisen |
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Der Waldboden ist eine unentbehrliche Nährstoffdrehscheibe für Organismen aller Art.
Die Waldbewirtschaftung und die ökologischen Veränderungen bedrängenWaldameisenpopulationen.
Ameisen sind Spezialisten für den Abbau von organischem Material. Ameisenhaufen werden an sonnigen Stellen angelegt.
Die Kleine Braune Waldameise Lasius brunneus siedelt ausschliesslich in Totholz; in ihren Kolonien leben wiederum rund 20 spezialisierte Käferarten. |
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Herabfallende Blätter, Früchte, tote Tiere und andere abgestorbene organische Substanz werden innerhalb von Tagen u.a. von den Ameisen abgebaut und wieder in den Nährstoffkreislauf zurückgebracht. Die Hauptarbeit leisten viele meist mikroskopisch kleine Pilze, die neben Bakterien und Insekten - hier besonders die Ameisen - das organische Material zersetzen und so den Pflanzenwurzeln wieder zur Verfügung stellen.
Die Ameisen sind auch für andere Tiere überlebenswichtig. Zum Beispiel frisst der Enzianbläuling, ein Schmetterling im Alpenraum,als Jungraupe an Enzianen in den Wildheuflächen. Später wird die Raupe von Ameisen, welche ebenfalls in den Wildheuflächen vorkommen, «adoptiert» und gefüttert.
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Dokumentationen
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