Radioaktivität
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Umwelt Radioaktivität
Tschernobyl
Das Ereignis vom 26. April 1986
Die Situation 2006
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Die gesundheitlichen Auswirkungen
Welche Konsequenzen wurden gezogen?
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Tschernobyl
Radioaktivitätsmessungen damals und heute
Radioaktivität Messung, Gesundheit, Strahlung ...
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Thema: Naturwissenschaften-Technik Gesellschaft-Gesundheit
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20 Jahre nach Tschernobyl
Die Auswirkungen auf die Schweiz
Das Ereignis

Vor 20 Jahren, am 26. April 1986 um 1:24 Uhr Lokalzeit explodierte der Block Nr. 4 des russischen Kernkraftwerks Tschernobyl. Dabei geriet der Reaktor ausser Kontrolle, wurde vollständig zerstört und brannte während zehn Tagen.

Es wurden grosse Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt. Dieser schwerste, je in einer zivilen Kernanlage aufgetretene Unfall war eine Folge menschlichen Fehlverhaltens, ist aber auch der Fehlkonzeption dieses Reaktortyps zuzuschreiben.

Die hohe freigesetzte Radioaktivität wurde hauptsächlich in den heutigen Staaten Ukraine, Weissrussland und Russische Föderation abgelagert, ein Teil gelangte jedoch nach Westen, so dass ab dem 30. April 1986 auch die Schweiz betroffen war.

Die radioaktive Wolke erreichte die Schweiz
Die Wolke erreichte um 2 Uhr morgens die Messstation auf dem Weissfluhjoch bei Davos und um 15 Uhr desselben Tages jene in Fribourg in der Westschweiz. Sie wanderte also mit einer mittleren Geschwindigkeit von 15 km pro Stunde von Osten nach Westen.

Der Maximalwert für die Caesium-137 (Cs-137)-Konzentration der Luft nach dem Unfall von Tschernobyl betrug in der Schweiz 12 Bq/m3. (Das Becquerel, Bq, ist das Mass für die Radioaktivität mit 1 Bq = 1 Zerfall pro Sekunde.).

Da beim Durchzug der radioaktiven Wolke im Tessin heftiger Regen fiel, wurde in dieser Region am meisten Radioaktivität auf Boden und Pflanzen abgelagert, nämlich bis etwa 50'000 Bq 137Cs pro m2.

Etwas weniger betroffen waren der Bodenseeraum mit bis 10'000 Bq pro m2 und einzelne Gebiete des Juras; in der Übrigen Schweiz waren die Ablagerungen mit bis einige 1000 Bq pro m2 geringer als diejenigen der oberirdischen Kernwaffenversuche der 50er- und 60er-Jahre.

(Das Becquerel, Bq, ist das Mass für die Radioaktivität mit 1 Bq = 1 Zerfall pro Sekunde.)

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Die Situation heute

Auch heute, 20 Jahre danach, ist das langlebige 137Cs noch nachweisbar, vor allem im Tessin, obwohl dieses Nuklid seither abgeklungen und in tiefere Erdschichten eingedrungen ist. Folgende Maximalwerte wurden noch 2005 im Tessin gemessen: 660 Bq pro kg im Boden, bis zu 97 Bq pro kg Trockenmasse Gras und 9 Bq pro Liter in der Milch. Erwähnenswert sind einige Spezialfälle, die bis 2002 noch deutlich erhöhte CaesiumWerte zeigen:

Dies sind Wildfleisch - insbesondere Wildschweine - sowie einheimische Wildpilze und Importpilze. Während importiertes Reh und Hirschfleisch heute unter 30 Bq pro kg liegt, ergab Wildschweinfleisch aus dem Tessin im Winter 2001/02 noch vereinzelt bis einige Tausend Bq pro kg.

Bei den meisten in diesem Winter geschossenen Tieren lag der Caesiumgehalt jedoch deutlich tiefer.

Bei den einheimischen Wildpilzen zeigten Röhrlinge und Zigeunerpilze - allerdings mit abnehmender Tendenz - noch bis 2004 Caesium-Werte bis knapp über160 Bq pro kg Frischgewicht.

Abgesehen von diesen Ausnahmen hat der Gehalt an künstlicher Radioaktivität in den Grundnahrungsmitteln bereits ab 1987 deutlich abgenommen und liegt heute meist um die Werte, die vor Tschernobyl gemessen wurden.

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Die gesundheitlichen Auswirkungen
Eine häufig gestellte Frage betrifft die gesundheitlichen Auswirkungen dieses schweren Unfalls auf die Schweizer Bevölkerung. Dazu können die oben genannten 0.5 mSv mit der mittleren jährlichen Strahlendosis der Schweizer Bevölkerung von 4 mSv verglichen werden.

Die Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP) hat aus den Statistiken der über lebenden von Hiroshima und Nagasaki Strahlenrisiko-Faktoren hergeleitet. Diese besagen, dass in einer Gruppe von 100 Personen, die einer einmaligen Strahlendosis von 1000 mSv ausgesetzt sind, im Mittel fünf bis eventuell zehn zusätzliche Krebstodesfälle zu erwarten sind.

Unter Benutzung der obgenannten Risikofaktoren der ICRP kommt man für die Schweiz auf eine Zahl von 200 zusätzlich zu erwartenden Krebstodesfällen als Folge der Auswirkungen von Tschernobyl. Unsicherheiten bestehen bezüglich einer allfälligen Zunahme von Schliddrüsenerkrankungen, da vielerorts Krebsregister und somit Vergleichsdaten fehlten.

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Welche Konsequenzen wurden gezogen?
Auf internationaler Ebene wurden Abkommen abgeschlossen überdie rasche gegenseitige Benachrichtigung und Hilfeleistung bei Unfällen. Auch die Harmonisierung von Massnahmen bei Unfällen wurde beschlossen.

Die dramatische Lage der Bevölkerung in der Umgebung von Tschernobyl, die langfristig in einem stark verstrahlten Gebiet weiterleben muss, erforderte internationale Hilfe. Gegenwärtig laufen rund 40 internationale Hilfsprojekte in den drei meistbetroffenen Ländern, von denen 10 durch Organisationen aus der Schweiz durchgeführt und finanziert werden. Weitere Informationen zu diesen Projekten finden sich auf der Internetplattform www.chernobyl.info der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

In der Schweiz wurden die Radioaktivitätsübewachung und die Einsatzorganisation neu strukturiert, die Nationale Alarmzentrale verstärkt, die Messkapazität verbessert und durch automatische über wachungs- und Warnnetze ergänzt. Das Bundesamt für Gesundheit wertet die Radioaktivitätsdaten laufend aus und informiert die Öffentlichkeit regelmässig über das Ergebnis der über wachung und die Strahlendosen.

Der Unfall Tschernobyl hat auch gezeigt, wie wichtig nebst einer guten Vorbereitung die über wachung der Luft bei einer unfallmässigen Freisetzung von Radioaktivität ist. Dabei sind zwei Kriterien zu berücksichtigen: Einerseits die Empfindlichkeit der Messung, d.h. die kleinste noch nachweisbare Aktivität in der Luft, und andererseits wie schnell die Resultate verfügbar sind.

Der höchste in der Schweiz nach dem Tschernobyl-Unfall in der Luft gemessene 137CsWert betrug 12 Bq/m3. Nach dem Zwischenfall mit einer Caesium-Quelle in einem spanischen Stahlwerk im Mai 1998 wurde im Tessin mit diesem NetzDie Auswirkungen auf die Schweiz eine Aktivität in der Luft registriert, die mehr als 10'000 mal tiefer war.

Des Weiteren wurden bis zu einem Radius von 20 km um die Schweizer Kernkraftwerke Kaliumiodid-Tabletten an die Bevölkerung verteilt. Diese bewirken bei der Einnahme, dass die Schilddrüse mit inaktivem Jod gesättigt wird und verhindern so, dass das radioaktive Jod aus der Nahrung und über die Atmung in die Schilddrüse gelangt. Auch auf dem Gebiet der Gesetzgebung wurden Verbesserungen vorgenommen.

Einen nuklearen Unfall kann man allen Sicherheitsmassnahmen zum Trotz auch in Zukunft nicht vollständig ausschliessen. Deshalb dürfen die Lehren, die man nach dem schweren Unfall von Tschernobyl gezogen hat, nicht in Vergessenheit geraten. Eine seriöse Vorbereitung und stete Wachsamkeit sind unerlässlich.
(Umwelt Schweiz)

Quelle: Text Bundesamt für Gesundheit (BAG) Schweiz BAG April 2006

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Publikation
Informationen zu den Auswirkungen von des Reaktor-Unfall in Tschernobyl
RAOnline Download
Quelle: BAG
20 Jahre nach Tschernobyl - Auswirkungen auf die Schweiz
Informationbroschüre
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Weitere Informationen
Energieerzeugung: Kernkraftwerke Radioaktivität Messung, Gesundheit, Strahlung ...
Tschernobyl, 16 Jahre danach
Wildschweine: Radioaktive Nahrungskette
Reaktorunfall in Fukushima
Erdbeben in Japan am 11. März 2011
Umwelt Schweiz

Links
WHO [en] UNEP [en]
Externe Links
Bundesministerium für Gesundheit [Deutschland] Umwelt Bundesamt [Deutschland]
Bundesamt für Gesundheit [Schweiz] Bundesamt für Umwelt [Schweiz]
Bundesministerium für Gesundheit und Frauen [Österreich] Bundesinstitut für Risikobewertung [Deutschland]
chernobyl.info
Interviews mit Betroffenen
Auf der Webseite www.chernobyl.info geben über20 Betroffene Auskunft (in english, französisch und deutsch) überihre Träume, die Erinnerungen an die Katastrophe, wie sie das heutige tägliche Leben beeinflusst, was sie zur über windung der Katastrophe unternehmen und welche Erfahrungen sie mit der Arbeit der Hilfswerke machen.
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